„Nach einer SARS-CoV-2-Infektion leiden viele Menschen am Long-COVID-Syndrom. Das macht es ihnen unmöglich, alltägliche Aktivitäten aufgrund von Schwäche, Gedächtnisverlust, Schmerzen, Atemnot und anderen unspezifischen körperlichen Beschwerden fortzusetzen“, erklärt Dr. med. Marco Leitzke, Oberarzt am Department für Anästhesiologie, Intensivmedizin, Schmerztherapie und Palliativmedizin der Helios Klinik Leisnig. Gemäß seiner Hypothese treten die Symptome auf, da die gesunde Kommunikation zwischen Zellen und Nervensystem durch die COVID-19-Erkrankung entweder vorübergehend oder dauerhaft gestört ist. Die Symptome sind dabei nicht nur vielfältig, sondern dauern bei vielen Betroffenen auch mehrere Monate oder Jahre an – ohne Aussicht auf eine wirksame Therapie oder Heilung. In seinen Studien widmete sich Dr. Leitzke den biochemischen Hintergründen der Erkrankung auf der Ebene der cholinergen Neurotransmission und erforschte die Anwendung von Nikotinpflastern mit vielversprechender Heilungschance.
Heilungschancen durch Nikotinbehandlung
„Bei der Behandlung mehrerer Patienten:innen mit Long-COVID-Syndrom durch die Anwendung von Nikotinpflastern konnten wir Verbesserungen beobachten, die von sofortigen und erheblichen bis hin zu vollständigen Remissionen innerhalb sehr unterschiedlicher Zeiträume reichten“, so Dr. Leitzke. In einem sogenannten Whole-Body-Scan (PET-CT/MRT) – zeigte die Forschungsgruppe der Klinik und Poliklinik für Nuklearmedizin (Leitung: Prof. Dr. Osama Sabri) am Universitätsklinikum Leipzig um Dr. Marco Leitzke unter Anwendung eines Azetylcholinrezeptor-spezifischen Radiotracers erstmalig bildgebend diesen Verdrängungsprozess an einer Long-COVID-Patientin. „Wir haben die Patientin vor und nach der Nikotinpflaster-Therapie bildgebend untersucht. Die Auswertung der PET-CT/MRT-Bilder zeigt eindrucksvoll, dass das Nikotinmolekül die Rezeptoren von dem viralen Spike-Protein befreit und so die physiologische cholinerge Neutransmission wieder ermöglicht hat. Durch seine hohe Bindungsstärke an nikotinische Azetylcholinrezeptoren kann Nikotin das Virus-Protein verdrängen und somit die blockierten Rezeptoren befreien. Die Viruslast wird dann durch präformierte Antikörper, die bei der Akutinfektion oder durch die Impfung gebildet wurden, eradiziert“, erläutert Dr. Leitzke die heilende Wirkung des Nikotins. „Die Studienteilnahme war für mich ein großes Glück, zunächst, weil es unbeschreiblich ist, mit Daten und Bildern die bisher ungeklärten Symptome und Beschwerden neu einordnen zu können. Und erst recht, weil durch die Nikotinpflaster schnell deutliche Verbesserungen eingetreten sind, vor allem meine krankheitsbedingten Sprachprobleme betreffend“, beschreibt die Long-COVID-Erkrankte Ulrike Hundertmark die Teilnahme an der Untersuchung und den Behandlungsdurchbruch mittels der Nikotinpflastertherapie. Die Lehrerin litt nach ihrer COVID-19-Erkrankung an Long-COVID und damit verbunden an andauernden Sprachstörungen..
Eine nachgelagerte Befragung von 231 Betroffenen zur Verbesserung der Symptome nach der Behandlung mit Nikotinpflastern bestätigt die Hypothese seiner Untersuchung. 73,5% der Long-COVID-Erkrankten zeigten eine signifikante Verbesserung ihrer Symptome und fühlten sich nach der Nikotinpflaster-Therapie deutlich besser. „Wir können auf eine stabile Studienlage zurückgreifen, die belegt, dass Nikotin kein Kanzerogen ist. Es gibt keine suchterzeugende (addiktive) Wirkung von Nikotin bei transkutaner Applikation. Das macht die Nikotinpflastertherapie zu einer geeigneten Behandlungsmethode im Kampf gegen Long-COVID“, ergänzt Dr. Leitzke.
Beeinträchtigte Cholinerge Neurotransmission
Ergebnisse der PET-CT/MRT-Untersuchung