Der Verlust von Gelenkknorpel stellt ein ernstes Problem für ein Gelenk dar. Ein echter Ersatz ist nur eingeschränkt möglich. Deshalb verwendet man Methoden, die zwar nicht das Problem lösen, aber für eine gewisse Zeit Beschwerdearmut hervorrufen.
Früher glaubte man, dass das Ausspülen eines Gelenks bei Arthrose vergleichbar mit dem Ölwechsel beim Motor eines Autos eine sinnvolle Methode sei. Heute wissen wir, dass das nur für wenige spezielle Konstellationen gilt, zum Beispiel, wenn man gleichzeitig Einklemmungserscheinungen beseitigt.
Andere Varianten sind Mikrofrakturierung, Pridie- Bohrung oder Abrasionsarthroplastik. Hier wird der Knochen eröffnet, so dass Stammzellen aus dem Knochenmark in das Gelenk gelangen. Sie wandeln sich um in Zellen, die Knorpel produzieren. Wir setzen die Mikrofrakturierung ein. Der Patient muss 6 Wochen entlasten, damit der anfänglich weiche Knorpel nicht zerquetscht wird. Allerdings entsteht nur Faserknorpel, kein hyaliner Gelenkknorpel. Der Gelenkknorpel zeichnet sich dadurch aus, dass seine Faserstruktur so aufgebaut ist, dass es Querverbindungen zwischen den Fasern gibt. Diese verleihen dem Gelenkknorpel seine besondere Stabilität, wie es die miteinander verbundenen Bewehrungseisen beim Stahlbeton tun. Faserknorpel ist deutlich weniger belastbar und schleift sich schnell ab. Eine Linderung ist auf zirka 3 Jahre beschränkt. Somit ist diese Behandlung für junge Menschen wenig geeignet.
Bobic hat vor fast 20 Jahren eine Alternative entwickelt. Die Methode nennt man osteochondrale Transplantation. Knorpel- Knochen- Zylinder werden aus einer wenig belasteten Gelenkregion ausgestanzt und in den Defekt transplantiert. Es heilt nur der Knochen ein, nicht der Knorpel. Hinzu kommt, dass Patienten an der Entnahmestelle Schmerzen entwickeln können. Außerdem ist es schwierig, Entnahmestellen zu finden, deren Oberflächenkonfiguration genau so ist wie die Empfängerstelle. Meist sind die Biegung an beiden Stellen unterschiedlich, es entsteht eine Art Kopfsteinpflaster- Oberfläche.
Aus diesem Grund entwickelte man die Transplantation von Knorpelzellen. Wegbereiter waren Institute, die für schwerstverbrannte Haut- (Kerantinozyten)Transplantate hergestellt haben. Die Zellen werden bei dem Patienten arthroskopisch entnommen und in einem Nährmedium zur Weiterverarbeitung verschickt. Diese Knorpelzellentnahme unterliegt in der EU und damit auch in Deutschland dem Transplantationsgesetz, auch wenn die entnommenen Zellen im Gegensatz zur Herz-, Nieren- oder lebertransplantation ausschließlich für den Spender bestimmt sind.
Anfänglich wurde der Defekt mit einem Lappentransplantat aus Knochenhaut vom Schienbein des Patienten abgedeckt und die Zellen, die sich in einer Flüssigkeit befanden, hinter diese Abdeckung gespritzt. Mit dieser Methode habe ich vor 15 Jahren in Leipzig die ersten Knorpelzelltransplantationen durchgeführt. Zwischenzeitlich werden die Zellen in Trägermedien eingesät und diese transplantiert. Bei der von uns derzeit angewendeten Methode hat das Transplantat, in dem sich die Zellen befinden, die Konsistenz von Fensterleder. Es wird in den Defekt eingenäht. Mittlerweile weiß man, dass kleine defekte auch nur mit der Matrix ausgefüllt werden müssen und trotzdem Gelenkknorpel entsteht.
Wesentliche Probleme dieser Methode sind, dass es nicht in jeder Gelenkregion möglich ist, diese zelltragenden Implantate sicher zu verankern. Sie wachsen auch nicht überall gleich gut an. Wichtig ist aber, dass die Gegenseite, das heißt, der Gelenkbereich, auf dem das Transplantat gleitet, glatt ist. Anfänglich ist das Transplantat weich wie Wackelpudding. Ist die Gegenseite rau wie eine Gurkenreibe, schleifen sich sofort Rinnen ein oder das Transplantat wird abgeschliffen. Es bedarf also eines mit dieser Operation erfahrenen Arztes, um festlegen zu können, welcher Patient für einen derartigen Eingriff geeignet ist.
Wichtig für die Nachbehandlung ist, dass sich die Faserstrukturen im Knorpel so ausbilden, dass sie den Knorpel belastbar machen. Die Knorpelzellen gewinnen ihre Information aus dem Wechsel von Be- und Entlastung beim Bewegen des Gelenks. Deshalb ist eine ausreichend lange, konsequente, intensive Physiotherapie im Sinne von Bewegungsübungen erforderlich, um erfolgreich zu sein.
Sollte es einmal Beschwerden nach einer solchen Operation geben, so muss die Suche nach den Ursachen ein Arzt durchführen, der ausreichende Erfahrungen hat. So ist es zum Beispiel so, dass auch ein sehr gut wiederhergestellter Knorpel im MRT als krankhaft interpretiert werden könnte.