Prof. Dr. Michael Untch, Chefarzt der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe und Leiter der zertifizierten Zentren für Brustkrebs und gynäkologische Krebserkrankungen am Helios Klinikum Berlin-Buch, forscht seit über 30 Jahren zum Thema Brustkrebs. Bei Frauen mit dem besonders aggressiven HER2-positiven Brustkrebs bleibt nach einer ersten Behandlung oft noch krankes Gewebe im Körper zurück. Diese Frauen haben dann ein hohes Risiko, dass der Krebs wiederkommt oder sich verschlimmert. Etwa ein Drittel der Frauen erleiden Rückfälle oder versterben an ihrer Erkrankung. Nach den jetzt vorliegenden Erkenntnissen konnte mit der neu untersuchten Behandlungsform dieser Anteil auf unter 20 Prozent reduziert werden.
In der Studie mit Namen KATHERINE, die kürzlich im New England Journal of Medicine veröffentlicht wurde, hat Prof. Dr. Untch mit seinen Kolleginnen und Kollegen untersucht, ob das Antikörper-Wirkstoff-Konjugat T-DM1 (Trastuzumab-Emtansin) in der Nachbehandlung besser wirkt als das bisher verwendete Medikament Trastuzumab.
Zudem senkt die Behandlung mit dem Antikörper-Wirkstoff-Konjugat das Risiko für ein Wiederauftreten der Krankheit deutlich: Mit T-DM1 waren acht Jahre nach der Behandlung 80 Prozent der Frauen ohne Krankheitsrückfall. Im Vergleich mit Trastuzumab waren es 66 Prozent – 14 Prozent weniger.
„Das Antikörper-Wirkstoff-Konjugat T-DM1 ist eine wirksamere Behandlungsmöglichkeit für Frauen, die nach der ersten Therapie vor der Operation bestehend aus Chemotherapie und Antikörpern noch Krebsgewebe in der Brust und/oder in den Lymphknoten haben. Es senkt das Rückfallrisiko erheblich und verbessert die Überlebenschancen. Damit haben wir einen deutlichen und für die Patientinnen relevanten Fortschritt in der Brustkrebsbehandlung geschafft“, fasst Prof. Dr. Untch die Studienergebnisse zusammen.
Was sind Antikörper-Wirkstoff-Konjugate?
Chemisch besteht jedes Antikörper-Wirkstoff-Konjugat aus drei Elementen: einem monoklonalen Antikörper, dem Zytostatikum (Payload), das die Krebszelle und benachbarte Krebszellen bekämpfen und zerstören soll, und dem Linker, der beide Substanzen verbindet. Er wirkt erst, wenn das Konjugat an Ort und Stelle ist und an einer Krebszelle andockt. Der Krebs-Wirkstoff wird mittels der innovativen Linker-Technologie mit den monoklonalen Antikörpern verbunden. Diese bestehen aus Proteinen und sind in der Lage, bestimmte Proteine an der Oberfläche von Tumorzellen zu finden und daran anzudocken. Das Besondere daran: Mit Hilfe der Antikörper-Wirkstoff-Konjugate lässt sich eine viel gezieltere und damit sehr wirksame Form der Therapie durchführen.
Das Antikörper-Wirkstoff-Konjugat T-DM1 wird bei Patientinnen eingesetzt, die vor der Operation mit Antikörpern und einer Chemotherapie vorbehandelt wurden und bei denen diese Therapie den Tumor in der Brust und in den Lymphknoten nicht genügend hat schrumpfen lassen.