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Pantomime erweitert das Angebot der Parkinsonkomplexbehandlung

Die interdisziplinäre Behandlung von Bewegungsstörungen ist ein großer Schwerpunkt der Klinik für Neurologie im Helios Klinikum Bad Saarow. Seit neun Jahren wird hier für Patienten mit Parkinsonsyndromen eine multimodale Komplexbehandlung angeboten. Die optimale medikamentöse Behandlung, intensive Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie in Verbindung mit neuropsychologischen und psychotherapeutischen Angeboten erzielen gute Erfolge. Nun stellt Pantomime einen weiteren Therapiebaustein dar.
08. April 2021

Bei Morbus Parkinson handelt es sich um eine der häufigsten Erkrankungen des Nervensystems. Allein in Deutschland sind 400.000 Menschen betroffen.

Die Erkrankung breitet sich ganz langsam über das Gehirn aus. Abhängig davon, welche Region befallen ist, lassen sich die resultierenden Beschwerden ableiten. Bewegungsumfänge der Betroffenen werden immer kleiner und unsicherer. Die typische Bewegungsverlangsamung tritt nicht nur in den Armen, sondern auch im Gesicht auf – der Gesichtsausdruck erscheint ohne Mimik. Dieses Symptom wird als Hypomimie bezeichnet und kann starke Auswirkungen im sozialen Miteinander haben, weil der Gesprächspartner im Gesicht der betroffenen Person nicht mehr „lesen“ kann, was sie gerade fühlt.

Pantomime erweitert das Angebot der Parkinsonkomplexbehandlung

Ron Agenant heißt der Pantomime-Künstler und -Lehrer, der wöchentlich mit den Parkinson-Betroffenen trainiert. Der in Südafrika geborene und in Holland aufgewachsene Wahlberliner hat als Pantomime-Künstler, Tänzer und Yogalehrer verschiedenste Wirkungsstätten. In einem Krankenhaus ist er zum ersten Mal tätig. „Die Arbeit mit den Patienten macht mir sehr viel Freude. Wir studieren in kleinen Gruppen eine Choreographie ein, natürlich immer zu Musik und mit viel Spaß. Es ist wirklich toll zu beobachten, wie dabei die Gesichter der Patienten aufblühen. Wir verspüren beim Training gemeinsam ganz viel Lebensfreude“, berichtet er. Ein weiteres Ziel der Therapie ist es, den Bewegungsumfang wieder zu erhöhen. „Das heißt, dass ich bewusst große und weite Bewegungen in meine Choreographie aufnehme, um eine Verbesserung der Gestik und somit auch des zwischenmenschlichen Miteinanders und damit der Lebensqualität zu erreichen“, so Agenant.

„Wir wissen heute, dass eine gute medikamentöse Behandlung nur ein Teil einer optimalen Therapie sein kann. Wesentlich besser können wir helfen, wenn wir sie um die vielen anderen Therapieangebote ergänzen. Das besondere an einer Komplexbehandlung ist aber nicht nur die hohe Frequenz an all den Therapieverfahren, sondern auch, dass alle an der Behandlung Beteiligten, also die Ärzte, Psychologen, Sozialarbeiter, Pflegekräfte, Physiotherapeuten, Logopäden, Ergotherapeuten und Bewegungstherapeuten, zusammenarbeiten. Wir treffen uns regelmäßig und besprechen alle Patienten in unserer Komplextherapie, lernen voneinander und stimmen die Therapien möglichst gut auf den einzelnen Patienten ab. Oft ist es so, dass erst in diesen Konferenzen wichtige Beobachtungen berichtet werden, die die weitere Behandlung ganz maßgeblich beeinflussen. Außerdem können wir hier im Klinikum Therapieangebote machen, die außerhalb schwer zu ermöglichen sind, beispielsweise die stochastische Resonanztherapie (die sogenannte Rüttelplatte), aufwändige Behandlungen mit Botulinumtoxin oder ein computergestütztes Gedächtnistraining. Auch besondere Gruppentherapieangebote sind nur im Klinikum möglich. Im Ergebnis der Komplexbehandlung bekommt jeder Patient auch Vorschläge für die ambulante Weiterbehandlung. Die Dauer der Parkinsonkomplexbehandlung beträgt drei Wochen. Sie erfolgt zumeist einmal im Jahr, im Bedarfsfall aber auch häufiger“.

Viele Patientinnen und Patienten möchten ihre Therapie aus Sorge vor einer Corona-Ansteckung im Krankenhaus verschieben. Diese Zweifel sollten eine wichtige und qualitätsgerechte Behandlung einer schweren Erkrankung auf keinen Fall verzögern oder gar verhindern, denn daraus können gravierende gesundheitliche Nachteile entstehen.

Der Welt-Parkinson-Tag am 11. April wurde im Jahr 1997 eingeführt, um das öffentliche Bewusstsein und Verständnis für diese chronisch fortschreitende Erkrankung des Nervensystems zu stärken und somit zu einer früheren Diagnosestellung und zu besseren Therapiemöglichkeiten beizutragen.