Viele von den älteren Bad Saarower:innen und Klinikmitarbeiter:innen können sich noch gut an Prof. Dr. Hans-Rudolf Gestewitz erinnern. In den 28 Jahren seiner Tätigkeit in Bad Saarow erwarb er nicht nur große Verdienste um das Krankenhaus. So setzte er sich auch für die Entwicklung der Infrastruktur des Ortes wie für das Wohngebiet in der Schulstraße, für den Betriebskindergarten in der Forsthausstraße, für den Schulneubau und vieles Weitere ein. Damit trug er dazu bei, die Lebens- und Arbeitsbedingungen der vielen Mitarbeiter:innen der medizinischen Einrichtung und ihrer Familien optimal zu gestalten.
Am 12. Dezember 1921 wurde Prof. Gestewitz in Bad Doberan als Sohn eines Arztes geboren. Nach dem Gymnasium und der Verpflichtung zum Reichsarbeitsdienst wurde er zur Wehrmacht eingezogen und erlebte den Krieg gegen Frankreich, auf dem Balkan und gegen die Sowjetunion. Nach britischer Kriegsgefangenschaft setzte er sein bereits 1943 in Rostock begonnenes Medizinstudium in Erlangen und Hamburg fort. Nach der ärztlichen Approbation 1948 promovierte er am renommierten Bernhard-Nocht-Institut Hamburg mit einem tropenmedizinischen Thema zum Doktor der Medizin. Die Ausbildung zum HNO-Facharzt erfolgte in Bad Wildungen/Hessen, Auerbach im Vogtland und Magdeburg.
1952 trat Gestewitz der Kasernierten Volkspolizei (KVP) bei und wurde 1959 Leiter der HNO-Klinik am Zentralen Armeelazarett (ZAL) in Bad Saarow und 1960 zugleich Leiter des ZAL. Wissenschaftlich war er bis zum Ende der 1950er Jahre parallel an der HNO-Klinik der Charité tätig und habilitierte sich dadurch im Jahre 1961. Sein spezielles Forschungsinteresse galt dem Hör- und Gleichgewichtsorgan. 1969 wurde Gestewitz Honorarprofessor, 1970 Dekan der neu geschaffenen Fakultät für Militärmedizin der Universität Greifswald und mit Gründung der Militärmedizinischen Akademie in Bad Saarow 1981 Ordentlicher Professor.
Hans-Rudolf Gestewitz wurde 1988 pensioniert. Er verstarb am 1. Dezember 1998 in Bad Saarow und wurde auf dem Waldfriedhof beigesetzt.
In Gedenken an Prof. Dr. Gestewitz hatte das Helios Klinikum eine Veranstaltung anlässlich seines 100. Geburtstags geplant. Aufgrund der Corona-Situation wird diese ins erste Halbjahr des kommenden Jahres verschoben.
In einer Ausstellungsfolge widmet sich der Förderverein „Kurort Bad Saarow“ e.V. seit 2014 Persönlichkeiten, die mit dem Ort und der Scharmützelseeregion verbunden waren oder sind. Die erste Ausstellung gilt den Musikern und Schauspielern. Die zweite Ausstellung zeigt bildende Künstler und Architekten. Die dritte Ausstellung ist Schriftstellern, Theater- und Filmschaffenden und die vierte weiteren Bad Saarower Persönlichkeiten gewidmet. Alle vier Ausstellungen hat der Förderverein dem Helios Klinikum dauerhaft überlassen. Sie haben im Wandelgang des Klinikums ihren Platz gefunden. Die fünfte und letzte Ausstellung der Folge hängt im Scharwenka-Haus.
Bildunterschrift oben:
- Prof. Dr. Koch zeigt auf die Infotafel von Prof. Dr. Gestewitz, welche Teil der vierten Ausstellung des Bad Saarower Fördervereins ist und im Wandelgang des Klinikums hängt. Fotocredit: Anja Paar, Helios Klinikum Bad Saarow