Immer wieder werden wir nach der aktuellen Lage in unserem Klinikum gefragt. Unser Ärztlicher Direktor und Chefarzt der Klinik für Anästhesie und Intensivmedizin stand in der vergangenen Woche der Presse Rede und Antwort. Wir haben die Fragen und Antworten hier noch einmal aufgeführt - zum nachlesen für alle Interessierten.
Wie ist aktuell die Lage im Hinblick auf Corona am Helios-Klinikum Aue auch im Vergleich zum Frühjahr dieses Jahres?
Am Mittwoch hatten wir den Höchststand des Frühjahrs erreicht. Der Zustrom hält jedoch weiter an.
Wie viele Patienten mit Covid-19-Patentienten werden derzeit in Aue behandelt?
Stand Donnerstag 10 Uhr haben wir insgesamt 32 bestätigt positive Covid-19-Patienten. Davon liegen 6 auf der Intensivstation, 4 werden beatmet. (Anmerkung: Stand 31.10.2020: 2 Patienten der ITS sind leider mittlerweile verstorben. Wir zählen aktuell insgesamt 37 Patienten - 33 Patienten auf den Isolierstationen und 4 Patienten auf der ITS.)
Was können Sie uns über Altersstruktur und Vorerkrankungen der Covid-19- Patienten sagen?
Wir haben erwachsene Patienten jeden Alters stationär behandelt. Kinder mussten bisher nicht stationär aufgenommen werden. Die verstorbenen Patienten waren zwischen 59 und 92 Jahren alt.
Die Debatte, ob jemand mit oder an Covid-19 gestorben, ist in unseren Augen absolut sinnlos. Die Patienten sind viruserkrankt. Der Virus schwächt den Körper und wenn er Lunge, Herz, Niere, Leber und / oder Muskelgewebe befällt, kann dies zum Tod führen. Selbstverständlich hat ein Patient mit Vorerkrankungen dabei eine schlechtere Ausgangslage, da die betreffenden Organe schon vorgeschädigt sind oder das Immunsystem durch entsprechende Medikamente geschwächt ist. Der Tod ist dennoch eine Folge der Covid-19-Infektion, denn ohne diese wäre es nicht zu einer akuten Verschlechterung der chronischen Erkrankung gekommen und der Patient wäre dann mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit noch am Leben.
Wie ist die Auslastung der Intensivbetten und Beatmungsgeräte?
Unsere Intensivkapazitäten sind aktuell, auch aufgrund des Tagesgeschäfts, gut ausgelastet. Wenn es die Situation verlangt, können wir zusätzliche Intensivbetten bereitstellen.
Neben Anzahl der Intensivbetten und Beatmungsplätze wird häufig die Personalausstattung in den Intensivstationen als neuralgischer Punkt der kommenden Wochen genannt. Wie ist das bei Ihnen?
Bei zunehmenden stationären Corona-Fällen werden die betroffenen Kliniken nach einem Stufenplan arbeiten, der die Behandlung elektiver Fälle zurückstellt und diejenigen Patienten priorisiert, die einer dringenden medizinisch indizierten stationären Behandlung bedürfen. Dementsprechend können wir dann Personal anderer Stationen für die Betreuung der Covid-Patienten einsetzen. Um uns auf diese Situation einzustellen, haben wir bereits im Frühjahr begonnen, unser medizinisches Personal entsprechend weiterzubilden.
Gab es schon Fälle in den letzten Wochen, bei denen Mitarbeiter positiv auf Sars-Cov-2 getestet wurden? Welche Auswirkungen hatte das?
Auch in unserem Klinikum hatten und haben wir positiv getestete Mitarbeiter. Wir können jedoch definitiv sagen, dass alle Ansteckungen im privaten Raum geschehen sind. Die Nachverfolgung obliegt dem Gesundheitsamt. Es gibt auch Mitarbeiter, die sich aufgrund eines Kontaktes in einer angeordneten Quarantäne befinden. Selbstverständlich kann eine Häufung solcher Fälle zu einer Anspannung der Personalsituation führen. Aus diesem Grund arbeiten wir eng mit dem Gesundheitsamt Aue zusammen, um zum Beispiel die Quarantäne von Kontaktpersonen bei negativem Testergebnis für das berufliche Umfeld auszusetzen.
Aus Ihren Erfahrungen als Intensivmediziner: Schätzen Sie eine mögliche Verschärfung der Schutzmaßnahmen als notwendig ein?
Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass die Einhaltung der Maßnahmen wie das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes, genügend Abstand und freiwillige Kontaktreduktion ausreichen würde, um eine weitere Ausbreitung einzudämmen. Die Erfahrungen der letzten Wochen haben uns jedoch gezeigt, dass diese Einsicht nicht überall gegeben ist und Diskussionen darüber zur Tagesordnung gehören. Aus diesem Grund sind behördliche Anordnungen notwendig.
Immer wieder melden sich Mediziner zu Wort, die den Sinn der Mund-Nasen-Bedeckung als Schutzmaßnahme anzweifeln. Wie sehen Sie das?
Wenn Sie bedenken, dass es bis heute leider keine wirksame Therapie bei schwereren Erkrankungen gibt, sollten alle Maßnahmen, um eine Infektion zu verhindern, genutzt werden und dabei steht der Mund-Nasen-Schutz an erster Stelle. In unserem Klinikum konnten wir sehen, dass der MNS das probate Mittel ist, welches die Übertragung im Krankenhaus gegen 0 gebracht hat. Wir gehen aus diesen Grund davon aus, dass er sinnvoll ist. Warum das Virus einige Leute befällt und umbringt und andere nicht, wissen wir nicht. Wir wissen aber, dass das Erzgebirge mehr betroffen ist als andere Landstriche.
Von den Medizinern, die über die Sinnhaftigkeit von Maßnahmen diskutieren und diese anzweifeln, arbeitet nur ein kleiner Teil in den Bereichen, die Codiv-Patienten behandeln und sterben sehen.
Um wie viel größer ist der Personalbedarf im Pflegebereich auf einer Corona-Isolierstation im Gegensatz zu einer normalen Station?
Der Pflegebedarf ist rund doppelt so hoch.