Sport und Darmkrebs: Darum ist körperliche Aktivität wichtig © Foto: Canva
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Positive Wirkung von Sport

Sport und Darmkrebs: Darum ist körperliche Aktivität wichtig

Sport wirkt sich positiv auf Geist und Körper aus. Denn er stärkt die Muskeln, regt den Kreislauf und Stoffwechsel an und stimuliert das Immunsystem. Zudem kann regelmäßige Bewegung die Wahrscheinlichkeit an Krebs zu erkranken senken.

Prof. Dr. Jörg-Peter Ritz, Chefarzt der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie und Ärztlicher Direktor in den Helios Kliniken Schwerin ordnet ein, welche Wirkung Sport auf die Gesundheit des Menschen hat und was Darmkrebspatienten beachten sollten.

Bewegung und Sport sind wichtig für die Gesundheit – aber warum eigentlich?

Ein gesunder Lebensstil hat eine Vielzahl positiver Effekte für die Gesundheit. Laut Prof Ritz gehören „zu einem gesunden Lebensstil unter anderem eine gesunde ausgewogene Ernährung, die Vermeidung von schädlichen Subtanzen, etwa Nikotin, Alkohol oder Drogen sowie eine regelmäßige sportliche Aktivität. Wer sich daran hält, kann einen wichtigen Beitrag dazu leisten, dass er lange gesund bleibt“.

Die Vorteile von Bewegung, körperlicher Aktivität und Sport sind:

  • Herz und Kreislauf kommen in Schwung
  • Muskulatur wird gestärkt
  • Übergewicht wird reduziert
  • Atmung wird verbessert

Bewegung, körperliches Training und Sport sorgen dafür, dass der Körper auf eine Erkrankung besser vorbereitet ist und die Erkrankung besser bewältigen kann.

Prof. Dr. Jörg-Peter Ritz, Chefarzt der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie und Ärztlicher Direktor | Helios Kliniken Schwerin

Gesunder Lebensstil kann Darmkrebs vorbeugen

Darmkrebs entsteht zu 90 Prozent aus sogenannten Darmpolypen beziehungsweise Adenomen. Wissenschaftliche Studien konnten zeigen, warum Darmpolypen entstehen und wie ihnen vorgebeugt werden kann. Dabei zeigte sich, dass insbesondere ein gesunder Lebensstil die Entstehung von Darmpolypen reduzieren und die Entwicklung von Krebs verhindern kann.

Wer sich gesund ernährt, schädliche Substanzen vermeidet und sich regelmäßig körperlich betätigt, kann das Risiko an Darmkrebs zu erkranken senken. In Zahlen: Ein gesunder Lebensstil führt zu einer Risikoreduktion von 10 bis 20 Prozent. Das heißt, dass eine bis zwei von zehn Darmkrebserkrankungen durch positive Änderungen der Lebensgewohnheiten verhindert werden können.

Mit Sport und Bewegung das Darmkrebsrisiko senken

Mann deht sich
Sport wirkt sich positiv auf die Gesundheit aus und kann Erkrankungen vorbeugen | Foto: Canva

Generell gilt: Jede körperliche Aktivität oder Bewegung ist gut. Die Gründe dafür sind ganz verschieden, aber allesamt positiv für die Gesundheit. Zum einen reduziert sich das Risiko für Darmpolypen. Zum anderen bleibt man fit und kann gleichzeitig Übergewicht vermeiden oder reduzieren.

„Heutzutage wissen wir, dass Übergewicht mit einer Vielzahl von gut- und bösartigen Erkrankungen einhergeht. Das Risiko Darmpolypen und Darmkrebs zu entwickeln, steigt bereits ab einem Body-Mass-Index von mehr als 25“, erklärt Prof. Ritz. Bislang ist unklar, ob diese Risikoerhöhung durch das Übergewicht, den veränderten Hormonspiegel, die erhöhte Kalorienaufnahme oder durch die fehlende körperliche Aktivität bedingt ist.

Sport und körperliche Fitness stellen zudem eine gute Ausgangsbasis für die anstehende Behandlung bei einer Darmkrebserkrankung dar. Je fitter der Patient etwa in eine notwendige Operation hineingeht, desto rascher und problemloser wird er sich von dieser erholen. Auch Komplikationen fallen geringer aus, sodass er schneller wieder aus dem Krankenhaus entlassen wird und nach Hause kann.

Welche Sportarten eignen sich besonders?

„Spezielle Sportarten, um das Risiko einer Darmkrebserkrankung zu senken, gibt es nicht. Entscheidender als die Art des Sportes ist die Regelmäßigkeit mit der der Sport betrieben wird“, so der Experte.

Eine gute Basis stellen bereits zwei bis drei Einheiten wöchentlich über eine Dauer von 30 bis 60 Minuten dar, um körperlich fit zu werden und zu bleiben. Für den Anfang reichen auch schon kleinere Trainingseinheiten, die dann langsam gesteigert werden. Das Gute: „Es müssen keine ausgefallenen Sportarten sein. Einfache und überall durchzuführende Aktivitäten wie Laufen, Radfahren oder Schwimmen genügen“, sagt Professor Ritz.

ERAS-Programm: Körperlich aktiv bleiben während der Therapie

Betroffene sollten im besten Fall vor, während und nach der Therapie ihrer Krebserkrankung körperlich aktiv bleiben. In den Helios Kliniken Schwerin kommt bei Darmkrebsoperationen das ERAS-Programm zum Einsatz. ERAS steht für enhanced recovery after surgery (Deutsch: rasche Erholung nach Operation). Mit diesem Programm werden Patienten bereits vor der Operation intensiv über die Abläufe informiert und vorbereitet. Sie erhalten zum Beispiel ein Patienten-Tagebuch mit vielen Hinweisen, um sich inhaltlich und körperlich auf die Krebsbehandlung vorzubereiten.

Gerade bei Patienten, die krankheitsbedingt länger im Bett liegen, können verschiedene medizinische Probleme auftreten: etwa ein geschwächter Kreislauf, eine reduzierte Durchblutung, eine lahmgelegte Darmtätigkeit und eine erschwerte Atmung. Hieraus können sich neue Komplikationen wie beispielsweise eine Lungenentzündung ergeben.

Ziel des ERAS-Programms ist, die Patienten so wenig wie möglich durch die Operation zu beeinträchtigen und sie so rasch wie möglich wieder in den Normalzustand zu bringen. Dies gelingt durch spezielle Behandlungsabläufe und eine besonders intensive Zusammenarbeit von Anästhesie, Physiotherapie, Ernährungstherapie, Pflege und Chirurgie. Durch das Programm werden Komplikationen nach einer Krebsoperation am Darm um bis zu 30 bis 40 Prozent gesenkt. Bei einem normalen Verlauf kann der Patient in gutem Wohlbefinden bereits nach vier bis fünf Tagen nach Hause.

Körperliche Aktivität nach der Darmkrebs-OP

Bereits im Krankenhaus können Patienten rasch wieder aufstehen und laufen. Sorgen, dass die Darmnaht nicht heilt oder Wunden aufreißen, sind unbegründet. Im Rahmen des ERAS-Programms stehen die Patienten bereits wenige Stunden nach der Operation erstmals mit Hilfe auf, trinken ein wenig Tee oder Wasser und steigern ihre Aktivitäten jeden Tag etwas mehr.

Auch nach der Entlassung aus dem Krankenhaus sollten Patienten aktiv bleiben. Dabei ist wichtig, dass sie das Training langsam wieder aufnehmen, um körperliche Überanstrengungen zu vermeiden. „Ich rate meinen Patienten, dass sie versuchen, jeden Tag etwas mobiler zu werden und ihre Aktivitäten langsam aber stetig zu steigern. Das gelingt beispielsweise mit einem Schrittzähler oder einem Sporttagebuch, in dem sie ihre körperliche Fitness dokumentieren. Gemeinsam mit dem behandelnden Arzt können dann weitere Schritte besprochen werden“, so Prof. Ritz.

Betroffene sollten sich langsam an die gewohnte Leistungsfähigkeit herantasten. Das kann je nach Verlauf einige Wochen bis Monate dauern.

Sportarten mit starker körperlicher Belastung sollten in der Anfangszeit nach der Bauchoperation vermieden werden. Dafür können einfache körperliche Aktivitäten durchgeführt werden, wie Laufen, Joggen und Schwimmen – sofern der behandelnde Arzt keine Gründe dagegen ausspricht.

Da nach der Operation das Risiko eines Narbenbruches besteht, sollten in der Anfangszeit Sportaktivitäten vermieden werden, die ein Training der Bauchmuskulatur zur Folge haben. Sit-ups, das Tragen von schweren Gegenständen und sonstiges Bauchmuskeltraining sind zunächst zu vermeiden. Wenn die Narbe verheilt ist, was nach einigen Wochen bis wenigen Monaten der Fall ist, können Patienten mit ihrem Arzt besprechen, wie sie das Training des Bauches wieder aufnehmen können und worauf sie achten sollten.

Spezielle Sportkurse für Darmkrebspatienten

Frauen beim Gruppensport im Fitnesstudio
Gruppensport unterstützt die Gesundheit. Auch Laufen, Radfahren und Schwimmen wirken sich positiv bei Darmkrebspatienten aus.

Viele Kliniken, Praxen und Physiotherapien bieten spezielle Sport- oder Aktivitätskurse an, die auf Krebspatienten ausgerichtet sind. Bereits in der Klinik erfährt der Patient, welche Möglichkeiten es gibt und an wen er sich wenden kann.

Was sollten Stomaträger beim Sport beachten?

„Auch Patienten mit einem künstlichen Darmausgang können und sollten Sport machen“, so Prof. Ritz. Da durch den künstlichen Darmausgang eine unnatürliche Öffnung in der Bauchdecke geschaffen wurde, besteht jedoch ein erhöhtes Risiko für Narbenbrüche. Patienten sollten beim Sport darauf achten, die Bauchmuskulatur nicht zu sehr zu beanspruchen und das Tragen von schweren Lasten zu vermeiden. Zudem ist es ratsam, vor dem ersten Training mit Stoma, mit dem Arzt zu besprechen, was es zu beachten gilt.

Ein regelmäßiges Faszientraining kann zum allgemeinen Wohlbefinden und einer gesteigerten Fitness beitragen. Gaby Fastner, staatlich geprüfte Sport und Gymnastiklehrerin, macht einfache Übungen vor | Helios Gesundheit

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