Ein besonderer Patient
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Diagnose Herzschwäche

Ein besonderer Patient

Durch wie viele Täler des Leidens kann ein Mensch gehen? Viele. Zumindest scheint das die richtige Antwort zu sein, wenn man die Geschichte von Alexander Besser aus Markranstädt kennt. Der 40-Jährige leidet an Herzschwäche, weshalb sein Weg ins Herzzentrum Leipzig führte. Seinen Lebensmut hat er dadurch aber nicht verloren.

Am Ende des Gespräches offenbart Alexander Besser noch einmal sein freundliches Lächeln. „Bleiben Sie gesund“, sagt er. Besser meint diesen Satz ehrlich. Bei ihm ist er keine der sonst üblichen Floskeln. Der groß gebaute Mann weiß sehr wohl, welche Bedeutung in diesem Wunsch liegt. Seit 2013 durchlebt er eine gesundheitliche Odyssee, die ihn schon oft an die Grenze zwischen Leben und Tod führte.

Ohne Ankündigung

Vorhersehbar war dieses Trauma nicht. Alexander Besser war gesund, hatte keine Vorerkrankungen, stand mitten im Leben. Ein mit Freunden und seinem Bruder geplanter Segeltörn im Oktober 2013 entlang der Küste Kroatiens passte da gut ins Bild. Das Leben genießen war schon damals seine Maxime. Dem Wunsch seines Vaters, einen Tag vor der Abreise, eine Auslandskrankenversicherung abzuschließen, kam der heute 40-Jährige nach. Wenngleich er keinen wirklichen Grund für Eile sah. Besser ging es schließlich gut.

Warum ist eine Auslandskrankenversicherung wichtig?

Weil ohne sie Kosten entstehen können, die den Normalbürger an den Rand des finanziellen Ruins bringen würden. Einerseits sind in vielen Ländern die Behandlungskosten höher als in Deutschland, zum anderen zahlt die gesetzliche Krankenkasse in diesem Fall nur die Standardsätze für Behandlungen.

Dramatischer Leistungsabfall

Wie weitsichtig der Rat des Vaters war, zeigte sich wenige Tage später. Besser klagte während der Bootstour plötzlich über heftige Kopf- und Gliederschmerzen. Der Gang zur Apotheke, den sein Bruder Marco daraufhin unternahm, brachte nicht den gewünschten Erfolg. Folgerichtig wurde Besser in einem kroatischen Krankenhaus vorstellig. Die Diagnose war schockierend. „Meine Herzleistung lag nur noch bei unglaublichen sieben Prozent“, erinnert er sich. Viel mehr weiß Alexander Besser nicht mehr. Die Ärzte legten ihn in ein künstliches Koma, Bruder und Freunde reisten ohne ihn ab. Ein bitterer Moment. Zumal schon bald die Information nach Deutschland folgte, seine Familie möchte kommen und sich von ihm verabschieden.

Meine Herzleistung lag nur noch bei unglaublichen sieben Prozent.

Alexander Besser, Patient

Schwierige Rückverlegung

Alexander Besser in seinem Restaurant
Seit 2009 betreibt Alexander Besser gemeinsam mit seiner Frau in Markranstädt die Gaststätte „Grüner Zweig“.

Doch Alexander Besser hatte nicht die Absicht zu gehen. Er kämpfte. Zur besseren Behandlung wurde er in ein Krankenhaus ins benachbarte Slowenien verlegt. Da Besser sich auf dem Boot vermutlich auch eine doppelseitige Lungenentzündung zuzog, schlossen ihn die Ärzte an ein ECMO an. Diese extrakorporale Membranoxygenierung ist ein High-Tech-Verfahren, das immer häufiger bei Betroffenen mit schwerem Lungenversagen eingesetzt wird. Zeitgleich informierten die Slowenen ihre Kollegen am Herzzentrum Leipzig über den Patienten und bereiteten mit diesen die Rückverlegung nach Deutschland vor.

Angeschlossen an eine Herz-Lungen-Maschine und mit einem speziell für solche Fälle ausgerüsteten Jet holte man Alexander Besser zurück in die Heimat. „Erst hier kam ich wieder zu Bewusstsein. Zuvor hatten mir die Leipziger Ärzte in die Spitze der linken Herzkammer ein linksventrikuläres Hilfssystem (LVAD) implantiert. Es unterstützt das Herz, wenn dessen Pumpleistung nicht mehr ausreicht, um den Körper ausreichend mit sauerstoffreichem Blut zu versorgen“, erläutert er.

Zwei Wochen Reha, regelmäßigen Herzsport und die Selbstverpflichtung, auch als selbständiger Gastronom der Gaststätte „Grüner Zweig“, die der gelernte Koch seit 2009 gemeinsam mit seiner Frau Julia und fünf Angestellten betreibt, ließen Alexander Besser glauben, das Tal durchschritten und den Gipfel genommen zu haben. Ein Trugschluss, wie sich schon bald zeigte.

Herr Besser ist als Patient ein besonderer Fall. Ich habe als Arzt schon vieles erlebt, aber seine Geschichte ist einzigartig.

Professor Michael A. Borger, Direktor der Universitätsklinik für Herzchirurgie

Dauergast im Herzzentrum

Prof. Michael Borger zeigt Alexander Besser seine Herzleistung auf 3-D-Bildern.
Anhand der 3-D-Aufnahmen kann Prof. Borger seinem Patienten zeigen, wie ernst die gesundheitliche Situation für ihn schon mehrfach war.

Mit Keimen infizierte Wunden, ein Aneurysma, das eine Not-OP erforderlich machte oder Sekretbildungen, die zu heftigen Schmerzen und neuerlichen Operationen führten, ließen Alexander Besser mittlerweile zum Dauergast im Herzzentrum Leipzig avancieren. Wie viele Tage er inzwischen hier war? Besser zählt sie nicht mehr.

Letztmalig, sagt er, wurde er im Juli dieses Jahres vorstellig. Im Verlaufe eines CT wurden Spätfolgen des Aneurysmas entdeckt, die operativ behoben werden mussten. „Herr Besser ist als Patient ein besonderer Fall. Ich habe als Arzt schon vieles erlebt, aber seine Geschichte ist einzigartig“, urteilt Professor Michael A. Borger, Direktor der Universitätsklinik für Herzchirurgie am Herzzentrum Leipzig. Trotz einer ausgeprägten Herzschwäche und schwerer Infektionen habe er alles wunderbar überstanden. „Für mich ist Alexander Besser ein tapferer Mann“, sagt Michael Borger über seinen Patienten.

Warum sind Blutspenden wichtig?

Lebensnotwendige Operationen verlangen nicht nur gut ausgebildete Ärzte und Pfleger sowie modernes Gerät, sondern auch viele Blutkonserven. Deren Bestand ist allerdings bedenklich klein, weshalb vielerorts bereits Operationen verschoben werden müssen. In Deutschland werden täglich etwa 14.000 Blutspenden benötigt. Doch nur drei Prozent der Bevölkerung spenden regelmäßig Blut.

Zuversicht bleibt

Alexander Besser und seine Familie beim Spielenachmittag
Gemeinsame Spielenachmittage mit Ehefrau Julia und Sohn Paul schweißen die Familie noch enger zusammen.

Das Lachen hat Alexander Besser nicht verloren. Angst vor dem, was ihn vielleicht noch erwartet, hat er nicht. „Ich bin Optimist“, bekannt er. Traurig sei er nur, keine Sittiche und Papageien mehr züchten zu dürfen. „Die Tiere können Psitakose, eine Papageienkrankheit, die für den Menschen ansteckend und lebensbedrohlich sein kann, übertragen. Gut möglich, dass auch das ein Auslöser meiner Herzprobleme war“, mutmaßt er.

Das neue Hobby ist da schon ungefährlicher. Den Garten des Hauses zieren heute viele Bonsaibäume. Deren Beständigkeit und Ruhe, hat auch Alexander Besser sich zu eigen gemacht. Und betont mit Kampfgeist: „Das Leben ist einfach zu schön, um es schon nach kurzer Zeit wieder zu beenden.“

herzerkrankungen

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