Liebe Patientin, lieber Patient,
Traditionell sahen Chirurgen sich vor allem als Handwerker. Das Hauptaugenmerk lag viele Jahrzehnte dementsprechend auf der Perfektion der Technik und dem Vorantreiben des operativ möglichen. Die Patientenbetreuung wurde folglich darauf ausgerichtet, den Operationserfolg nicht zu gefährden. Beispielhaft illustrieren dies die folgenden Standardvorgehensweisen:
- Die Patienten mussten vor der Operation Darmspülungen mit vielen Litern über sich ergehen lassen, da man davon ausging, dass Nahtverbindungen nur an einem „sauberen“ Darm eine Chance auf Heilung besitzen.
- Während der Operation wurden zahlreiche Drainagen und Sonden in den Patienten eingebracht unter der Annahme, dass diese Schläuche auftretende Komplikationen zuverlässig und frühzeitig sichtbar machen würden.
- Gerade in der Bauchchirurgie mussten Patienten nach einer Operation Nüchternheitsphasen von bis zu 10 Tagen aushalten. Dies geschah unter der Vorstellung, dass dadurch neu angelegte Nahtverbindungen zwischen Organen geschont werden und besser heilen.
In den letzten Jahrzehnten hat sich ein deutlicher Wandel der Abläufe rund um Operationen gezeigt. Natürlich ist die operative Expertise des Chirurgen die wesentliche Voraussetzung für das Gelingen der Operation, für die Erholung des Patienten sind aber viele weitere Faktoren zu beachten. Aus diesem Wissen haben sich seit dem Beginn der 1990er Jahre Konzepte entwickelt, die die Patientenbetreuung vor, während und nach der Operation am aktuell vorhandenen wissenschaftlichen Kenntnisstand orientiert. Eines dieser Konzepte ist unter dem Begriff ERAS® bekannt geworden (Enhanced Recovery After Surgery oder auf deutsch raschere Erholung nach Operationen). Die Vorteile des Programms fasst die folgende Abbildung zusammen.