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Simulatortraining für die Geburtshilfe

In der Geburtsklinik der Helios Klinik Schkeuditz erleben jährlich bis zu 500 werdende Mütter – und Väter das Glück des Elternwerdens. Komplikationen, sagt der Ärztliche Direktor des Hauses, Prof. Dr. Henrik Rüffert, treten dabei äußerst selten auf. Und dennoch sind sie nicht auszuschließen. Um auf solche Situationen vorbereitet zu sein, trainieren Mediziner:innen, Hebammen und Pflegepersonal das Worst-Case-Szenario am Simulator.
24. März 2022

Martina und ihr Mann sind voller Vorfreude. Schon lange hat sich das Paar ein Kind gewünscht, nun steht die Geburt endlich bevor. Bislang läuft im Kreißsaal alles wie vorhergesehen. Allerdings klagt Martina zusehends mehr über Schmerzen, weshalb die Gebärende um medizinische Unterstützung bittet.

Als Hebamme Lydia Schwarzer schließlich den Raum betritt, lässt sie sich von der Frau die Probleme benennen. Die Stimme, die Lydia Schwarzer dabei vernimmt, stammt allerdings nicht von Martina, sondern gehört Dr. Friederike Reichstein. Die Anästhesistin ist eine von drei Instruktoren des Teams der Simulations- und Notfallakademie des Simulationszentrums Erfurt. Dessen Aufgabe ist es, die Mitarbeiter der gynäkologischen Abteilung und der Anästhesie der Klinik Schkeuditz für den möglichen Notfall im Kreißsaal zu schulen.

Simulatortraining für die Geburtshilfe

Vom Technikraum aus kommuniziert Dr. Reichstein mit der Hebamme. Was diese daraufhin tut und sagt, wird über drei Kameras aufgezeichnet. Während des Trainings herrscht eine Situation vor, die möglichst nah an der Realität ist. „Notfälle während einer Geburt sind bei uns sehr selten. Das ist natürlich gut, heißt aber auch, dass unser Personal für diese Situationen keine Routine entwickeln kann. Daher haben wir uns entschlossen, solche Momente künstlich darzustellen”, erläutert der Ärztliche Direktor Prof. Dr. Henrik Rüffert.

Die Szenerie, vor der die Hebamme aktuell steht, lässt sie nach Illiany Holzer rufen. Die verantwortliche Frauenärztin für Geburtshilfe wird nach Betreten des Raumes durch Lydia Schwarzer kurz gebrieft und fordert nach Einschätzung der Lage weiteres Personal an. Schwestern und ein Anästhesist stehen binnen Minuten bereit und leisten ganze Arbeit.

Nach etwa 15 Minuten entspannt sich die Situation wieder. Das Kind ist auf der Welt und in stabilem Zustand, auch der Mutter geht es den Umständen entsprechend gut. Heißt das aber auch, dass die Anwesenden alles richtiggemacht haben? Das herauszufinden, soll die anschließende Auswertung des Trainings klären. An ihr nehmen alle 13 Schulungsteilnehmer teil, einschließlich der drei Instruktoren. Kommunikation, Medikamenteneinsatz, fächerübgreifendes Agieren, durchgeführte Telefonate sowie die medizinischen Handlungsabläufe kommen dabei unter anderem zur Sprache. „Ich finde das ein sehr gutes Training, sehr realistisch dargestellt”, resümiert Alexander Notzon. Der Frauenarzt hat wie der Rest der Gruppe den Ablauf des Falls auf einem Livebild im Nebenraum des Kreißsaals mitverfolgt und betont, dass diese Schulung allemal intensiver und lehrreicher sei, als ein theoretischer Vortrag zum Thema. Dem pflichtet auch Illiany Holzer bei, wenngleich sie es anfänglich etwas befremdlich fand, mit einer Puppe zu arbeiten. „Dennoch war es eine gute Übung, von der wir im Ernstfall zweifelsfrei profitieren können“, sagt sie.

Drei Tage war das Erfurter Team in der Klinik Schkeuditz. Anfänglich ging es um die Erstversorgung von Neugeborenen, am dritten Tag standen Komplikationen bei der Geburt auf dem Stundenplan. „Gerade weil Notfälle so selten sind, müssen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Stoff bleiben. Nur so können wir die Sicherheit gewähren, die wir den werdenden Müttern versprechen”, betont Prof. Rüffert. Sollte der unerwartete Extremfall doch einmal auftreten, gelte es vor allem die Erstversorgung und Stabilisierung von Mutter und Kind sicherzustellen. Sofern notwendig, werden die Patientinnen anschließend an andere Kliniken in Leipzig übergeben, die auf solche Fälle spezialisiert sind und mit denen die Helios Klinik Schkeuditz eine entsprechende Kooperation pflegt.

Starke Blutungen oder das Verkeilen des Kindes im Geburtskanal, die Schulterdystokie, können für Mutter und Kind eine bedrohliche Situation darstellen. „Sollte solch ein Fall auftreten, ist schnelles, klares Handeln gefragt. Gerade in ungewohnten Stresssituationen ist das nicht einfach”, betont Instruktor Christoph Jenke, der als ausgebildeter Pfleger für Anästhesie- und Intensivmedizin an „Martinas“ Seite als werdender Vater, kurz darauf aber schon mit Stift und Block als kritischer Beobachter während der Notfallszene agierte.

Einmal im Jahr ist ein Simulationstraining für die Mitarbeiter der Klinik verpflichtend, sagt deren Ärztlicher Direktor. „Sofern das bei uns im Haus nicht möglich ist, besteht die Gelegenheit, nach Erfurt oder in eines der anderen Helios Simulationszentren zu fahren”, ergänzt Prof. Rüffert. Mit dem Verlauf der aktuellen Schulung sei er rundum zufrieden. Vor allem weil es sein Bewusstsein stärkt, dass werdende Mütter und ihre Kinder in der Geburtsklinik Schkeuditz zu Recht in guten Händen sind.

Unter dem Motto „sicher und individuell“ bietet unsere Entbindungsstation familienorientierte Geburtshilfe. Bereits in der Schwangerschaft erfahren Sie durch spezielle Diagnostik persönliche Begleitung. Sie können zur Geburt im Familienzimmer untergebracht werden oder auch eine eigene Hebamme zur Geburt mitbringen. Mehr erfahren