Ein starker Hustenanfall oder schnelles Rennen, ja sogar einfaches Niesen können bei machen Frauen für unangenehme Nebenerscheinungen sorgen. Denn mit entstehenden Druck im Bauchraum löst sich die Spannung ihrer Harnröhre, wodurch geringe Mengen Urins unkontrolliert entweichen. Ein unangenehmes, lästiges und vor allem schamvolles Erlebnis. „In Deutschland“, verdeutlicht Dr. Marina Schilinski, „gibt es etwa zehn Millionen Menschen, deren Blasenfunktion gestört ist.“ Das Risiko, an einer Inkontinenz zu erkranken, steigt dabei mit zunehmenden Alter.
Mit den Wechseljahren gehen Veränderungen der weiblichen Geschlechtsorgane einher. Frauen, die eine Blasenschwäche aufweisen, nennen häufig diesen Zeitraum als Beginn ihres Leidens. Manch eine definiert diesen Umstand gar als alterstypisch und ergibt sich ihrem Schicksal. Einlagen verhindern dann zwar mögliche Peinlichkeiten, das eigentliche Problem allerdings bekämpfen sie nicht. „Blasenschwäche ist keine unvermeidliche Alterserscheinung, mit der man sich abfinden muss”, betont hingegen Dr. Schilinski. Stattdessen empfiehlt sie den Frauen, sich einer Gynäkologin anzuvertrauen und mit gezielten Übungen der Krankheit etwas entgegen zu setzen. Möglichkeiten hierfür gibt es mehrere.
Den Betroffenen stehen zahlreiche Übungen zur Becken-Boden-Gymnastik zur Verfügung. „Diese sollten vorzugsweise mit einem Biofeedbacksystem durchgeführt werden, das eine schnelle Rückmeldung darüber gibt, ob die Anwendung richtig und effektiv umgesetzt wird”, erläutert die Medizinerin. Allzu schnelle Erfolge sollten Patientinnen hier jedoch nicht erwarten. Diese stellen sich zwar umfänglich, jedoch erst nach etwa drei Monaten intensiven Anwendens ein. Auch verschiedene Medikamente stehen für die Behandlung der Inkontinenz zur Verfügung.
Sollten diese Wege jedoch nicht zum Erfolg führen, bieten operative Eingriffe zusätzliche Möglichkeiten, um Linderung oder Besserung zu verschaffen. Eine von ihnen ist die sogenannte „Bändchenoperation“. Minimalinvasiv, also mittels kleinster Hautschnitte, wird unter die Harnröhre der Frau ein Bändchen gelegt, das bei Anspannung des Bauchraumes die Harnröhre stützt und damit das Austreten von Urin verhindert. Botox-Injektionen in die Blasenwand oder Blasenschrittmacher (Sakrale Neuromodulation) sind weitere Mittel, die sich operativ umsetzen lassen.
Welche Art von Therapie zur Anwendung kommt, hängt unter anderem von der Art der Blasenstörung ab. Zwei wesentliche Formen der Blasenschwäche unterschiedet die Medizin. Bei der Belastungsinkontinenz ist der muskuläre Blasenverschluss beeinträchtigt. Sie tritt, wie bereits erwähnt, bei Anspannung des Bauchraumes ein und verursacht einen tröpfchen- oder schwallweisen Urinverlust, ohne dass die Betroffene zuvor Harndrang verspürte. Die Dranginkontinenz hingegen ist auf eine nervale Störung der Blase zurückzuführen. Patientinnen verspüren hier schon bei geringer Blasenfüllung einen plötzlich auftretenden Harndrang, den sie nicht steuern können. Dabei entleert sich die Harnblase mitunter sogar vollständig.
„Die Harnröhre der Frauen“, sagt Dr. Schilinski, „ist etwa vier Zentimeter lang. Die der Männer ist um das Drei- bis Vierfache länger. Das erklärt unter anderem, warum Frauen von diesem Leiden häufiger betroffen sind.” Ihrer Aussage nach ist die Krankheit keineswegs nur eine Frage des Alters. Auch junge Frauen können davon betroffen sein, mitunter bereits nach der Geburt eines Kindes.
Dennoch macht Dr. Schilinski den Betroffenen Mut, sich ihrem Schicksal nicht zwangsläufig zu ergeben. Angesichts der Welt-Kontinenz-Woche vom 20. bis 25. Juni 2022, bietet sie am Donnerstag den 23. Juni einen besonderen Service an. In der Zeit von 15- 18 Uhr können sich Interessierte unter der Telefonnummer 034 204 80 84 05 mit ihren Fragen an die Ärztin wenden und erhalten gemäß des Mottos „Die weibliche Harninkontinenz und weitere Senkungsbeschwerden. Sie fragen - wir antworten.“ fachkundig Auskunft.
Vielleicht ist das für manche Frau bereits der Anfang in ein Leben, das eine Blasenschwäche auf Dauer verbannt.
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