15. März 2020, es ist Sonntag und das öffentliche Leben in Sachsen läuft noch halbwegs normal, da wird Hans S. mit Durchfall, Bauchbeschwerden, Schwächegefühl und leichter Luftnot in die Helios Klinik Schkeuditz eingeliefert. Er wird unter der Erstdiagnose Magen-Darm-Infekt stationär aufgenommen - er ist wach und seine Atmung funktioniert. Noch. Zwölf Stunden später ist sein Zustand ein anderer. Der 68jährige muss intubiert, ans Beatmungsgerät angeschlossen, ins künstliche Koma versetzt und auf die Intensivstation verlegt werden. Professor Henrik Rüffert, Chefarzt der Anästhesiologie und Intensivmedizin der Helios Klinik Schkeuditz, ahnt zu dem Zeitpunkt, dass er keinen normalen ITS-Patienten behandeln wird. "Die erste Computertomographie der Lunge zeigte bereits hochverdächtige Gewebeveränderungen", so der Mediziner. Sofort wurde ein Abstrich unternommen, der sich kurz darauf als Corona-positiv bestätigte. Hans S. Zustand verschlechtert sich zunehmend, die Lunge versagt fast komplett. Der Patient wird von da an für lange Abschnitte auf dem Bauch gelagert, um die Lunge zu entlasten.
Tage zwischen Hoffen und Bangen
Professor Rüffert ist mit seinem Team im Normalfall auf 11 Intensivbetten eingespielt. Der intensivpflichtige Corona-Patient jedoch verlangt dem Team alles ab. "Kein Tag glich dem anderen. Wenn wir dachten, wir haben das eine Problem im Griff, tat sich ein neues auf", erzählt Rüffert. Es traten verschiedene Komplikationen auf: Nierenversagen, Leberfunktionsausfälle, Herz-Rhythmusstörungen. Fast vier Wochen steht der Corona-Patient immer wieder näher am Tod als am Leben. "Wir standen in dem Fall auch immer wieder in engem Kontakt mit den großen Leipziger Häusern. Im Zweifelsfall, bei einem kompletten Ausfall der Lungen, hätten wir den Patienten noch verlegt, was aber zum Glück nicht notwendig wurde", so Prof. Rüffert.
Die Lunge des Covid-19 Patienten wird über die Zeit regelmäßig gespiegelt und Abstriche entnommen. Mit dem ernüchternden Ergebnis, dass die Tests immer positiv ausfielen. "Das gesamte Team musste trotz geballten ärztlichen und pflegerischen Kompetenz in dieser Zeit Geduld und Ruhe beweisen, auch wenn es manchmal überhaupt nicht vorwärts ging", blickt Rüffert zurück.
Durchbruch nach vier Wochen
Dann, am 15. April, genau einem Monat nach der Einlieferung von Hans S., ist der Lungenabstrich zum ersten Mal negativ und die berechtigte Hoffnung ist bei der Familie und dem Team zurück. "Man konnte dann förmlich zuschauen, wie sich der Patient von Tag zu Tag erholte, wacher wurde", erzählt der Mediziner. Die ersten Worte von Hans S. waren "Na, da bin ich dem Tod wohl von der Schippe gesprungen." Bereits eine Woche später kann der Patient die Intensivstation verlassen, um in einer Rehaeinrichtung in Halle, Schritt für Schritt den Weg in ein normales Leben wieder zu erkämpfen.
Professor Henrik Rüffert, Chefarzt der Anästhesiologie und Intensivmedizin an der Helios Klinik Schkeuditz kämpfte gemeinsam mit seinem Team aus Ärzten und Intensivpflegern um das Leben von Hans S, dem ersten intensivpflichtigen Corona-Patienten in der Region Leipzig. Über vier Wochen musste der Patient beatmet und intensivmedizinisch behandelt werden. "Kein Tag war wie der andere, wir mussten uns an die neuen Gegebenheiten mit der Covid-19 Erkrankung auch herantasten", blickt Professor Rüffert auf die Behandlung zurück. Mit Erfolg: Der 68jährige konnte dieser Tage aus der Klinik in eine Reha-Einrichtung entlassen werden. "Ich bin wohl dem Tod von der Schippe gesprungen", so der Patient dankbar nachdem er wieder wach und ansprechbar war.