Im Interview erläutert Dr. Michael Fendler, Facharzt für Chirurgie und Unfallchirurgie, Handchirurgie sowie Plastische und Ästhetische Chirurgie im Medizinischen Versorgungszentrum Manus Klinik in Krefeld von Helios Ambulant, die typischen Symptome und Ursachen einer Rhizarthrose im Daumensattelgelenk. Er stellt verfügbare Behandlungsmethoden vor und gibt Ratschläge zu präventiven Maßnahmen.
Können Sie zunächst erläutern, was genau Rhizarthrose ist und welche Symptome damit einhergehen?
Rhizarthrose betrifft das Daumensattelgelenk, das Gelenk zwischen dem ersten Mittelhandknochen und dem großen Vieleckbein. Diese Erkrankung führt zu einem Verschleiß des Gelenkknorpels, wodurch die Knochen schmerzhaft aneinander reiben. Typische Symptome sind Schmerzen am Daumenansatz, insbesondere bei Aktivitäten wie Greifen oder Drehen eines Schlüssels oder beim Öffnen einer Flasche. Im Laufe der Zeit können Bewegungseinschränkungen und eine Verringerung der Griffkraft auftreten. Betroffene klagen oft über ständige Schmerzen, zunehmende Steifheit im Daumen und ein unangenehmes Knirschen oder Reiben im Gelenk während der Bewegung.
Was sind die häufigsten Ursachen für die Entwicklung von Rhizarthrose?
Die Ursachen sind vielfältig. Genetische Faktoren, wiederholte Belastungen und mechanische Überlastung spielen eine Rolle. Das Risiko steigt mit dem Alter, da der Gelenkknorpel über die Jahre abgenutzt wird. Frauen sind deutlich häufiger betroffen als Männer, was auf hormonelle und anatomische Unterschiede zurückzuführen sein könnte.
Wie wird Rhizarthrose behandelt?
In frühen Stadien der Erkrankung können konservative Therapieansätze sehr wirksam sein. Dazu gehören das Tragen von Schienen zur Entlastung des Gelenks, Physiotherapie zur Verbesserung von Beweglichkeit und Kraft sowie entzündungshemmende Schmerzmittel und Injektionen mit Hyaluronsäure oder Kortison. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit einer sogenannten RSO (Radiosynoviorthese) Diese Maßnahmen können die Symptome lindern und den Krankheitsverlauf verlangsamen. Eine Operation wird erst erwogen, wenn diese konservativen Behandlungen ausgeschöpft sind und die Rhizarthrose in einem fortgeschrittenen Stadium ist. Dabei sind die häufigsten Operationstechniken entweder die Trapezektomie, bei der das große Vieleckbein entfernt wird oder der Einsatz einer Prothese. Wir setzen seit Jahren zusätzlich zu der bewährten Trapezektomie (Entfernung des großen Vieleckbeines) auf die innovative Touch Prothese (Firma Kerimedical) und erzielen mit diesem Verfahren hervorragende Ergebnisse.
Welche Vorteile bietet die Touch Prothese im Daumensattelgelenk im Vergleich zu traditionellen Operationsmethoden wie der Trapezektomie?
Bei einer Trapezektomie, bei der der große Vieleckknochen entfernt wird, können bestimmte Nachteile auftreten. Es kann zu einem Verlust der Griffkraft und Stabilität kommen, da der entfernte Knochen eine wichtige Rolle im Daumensattelgelenk spielt. Zudem kann die Rehabilitation länger dauern. Im Vergleich dazu bietet die Touch Prothese eine stabilere und funktionellere Lösung, da sie die natürliche Anatomie des Daumens weitgehend erhält und oft zu besseren funktionellen Ergebnissen führt. Gleichzeitig kann diese Prothese die Schmerzen deutlich reduzieren und die Funktionalität des Daumens wiederherstellen, sodass die volle Beweglichkeit und Kraft des Daumens wiedererlangt wird. Darüber hinaus erfolgt die Rehabilitation schneller, was die Lebensqualität der Patienten erheblich verbessert.
Wie ist die Touch Prothese aufgebaut ist wie funktioniert sie?
Die Touch Prothese besteht aus biokompatiblen Materialien, die speziell entwickelt wurden, um die natürlichen Bewegungen des Daumensattelgelenks nachzuahmen. Sie besteht aus drei Komponenten: einem Schaft, der im 1. Mittelhandknochen verankert wird, einer Pfanne, die im großen Vieleckbein sitzt und einen Hals. Diese Konstruktion ermöglicht eine reibungslose Beweglichkeit und trägt dazu bei, den natürlichen Bewegungsablauf des Daumens zu erhalten.
Wie verläuft eine ambulante Behandlung mit einer Touch Prothese?
Nach einer gründlichen Diagnose, durch Röntgenaufnahmen unterstützt, wird die Operation unter örtlicher Betäubung oder Regionalanästhesie durchgeführt. Der Eingriff dauert etwa 60 Minuten. Dabei werden die geschädigten Knorpelstrukturen entfernt und die Prothese eingesetzt. Nach einer kurzen Überwachungsphase im Aufwachraum können die Patientinnen und Patienten in der Regel noch am selben Tag nach Hause gehen.
Was können Betroffene selbst tun, um Rhizarthrose vorzubeugen oder deren Fortschreiten zu verlangsamen?
Zur Prävention sollte auf eine ausgewogene Belastung der Hände geachtet werden. Das bedeutet, Überlastungen zu vermeiden, regelmäßige Pausen bei manuellen Tätigkeiten einzulegen und ergonomisch gestaltete Arbeitsplätze zu nutzen. Übungen zur Stärkung der Hand- und Unterarmmuskulatur sind ebenfalls hilfreich. Eine gesunde Ernährung und ein normales Körpergewicht tragen zur Gelenkgesundheit bei. Bei ersten Anzeichen von Beschwerden sollte man frühzeitig einen Facharzt aufsuchen, um präventive Maßnahmen oder konservative Behandlung zu besprechen.