Ist für Menschen mit chronischen Erkrankungen ein unbeschwerter Urlaub möglich?
Ja – mit der richtigen Vorbereitung können auch Menschen mit chronischen Erkrankungen wie Diabetes, Bluthochdruck oder Atemwegserkrankungen sicher reisen und ihre Auszeit genießen. Wichtig ist, mögliche Risiken vorab zu besprechen und medizinisch gut gerüstet zu sein.
Was sollten Betroffene vor Reiseantritt unbedingt beachten?
Empfehlenswert ist ein ärztliches Beratungsgespräch – möglichst einige Wochen vor Reisebeginn. Dabei wird die Reisetauglichkeit, der individuelle Medikamentenplan sowie notwendige Impfungen geklärt.
Auch Reisedauer, Zeitverschiebung, Klima, Infrastruktur und geplante Aktivitäten sollten berücksichtigt werden, denn sie beeinflussen die gesundheitliche Belastung und das Infektionsrisiko maßgeblich.
Was gehört in die Reiseapotheke?
Alle regelmäßig eingenommenen Medikamente – in ausreichender Menge und mit Reserve für Verzögerungen. Temperaturabhängige Präparate wie Insulin gehören in eine Kühltasche oder ein spezielles Etui mit Kühlelementen. Diabetiker sollten zudem Traubenzucker, Messgerät und eine aktuelle Dosierungsliste mitführen.
Menschen mit Atemwegserkrankungen – etwa Asthma oder COPD – sollten unbedingt Ersatzinhalatoren einpacken. Wichtig ist auch, Medikamente in Originalverpackung und mit Beipackzettel mitzunehmen, um die Einfuhr zu erleichtern und Verwechslungen vorzubeugen.
Gibt es beim Fliegen selbst etwas zu beachten?
Ja. Medikamente, vor allem Notfallmedikamente, gehören immer ins Handgepäck. Wer Spritzen oder flüssige Medikamente mitführt, sollte ein ärztliches Attest dabeihaben – das wird bei Sicherheitskontrollen häufig verlangt.
Für Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Thromboserisiko gilt: ausreichend trinken, sich regelmäßig bewegen und ggf. Kompressionsstrümpfe tragen. In Risikofällen kann auch eine Thrombosespritze vor dem Flug sinnvoll sein.
Bei Asthma und COPD ist die trockene Kabinenluft und die reduzierte Sauerstoffsättigung in großen Flughöhen belastend. Daher sollten Inhalator und Spacer griffbereit sein. Wer auf Sauerstoff angewiesen ist, sollte die Mitnahme eines entsprechenden Geräts rechtzeitig mit der Fluggesellschaft abstimmen – viele Airlines bieten nach vorheriger Anmeldung auch Sauerstoff an Bord an. Ob eine Flugreise mit COPD möglich ist, hängt vom Schweregrad der Erkrankung und der körperlichen Belastbarkeit ab.
Bei Diabetes muss bei Langstreckenflügen mit Zeitverschiebungen der Insulinplan angepasst werden. Die Einnahmezeiten sollten vorab mit dem behandelnden Arzt abgestimmt werden, um Unter- oder Überzuckerungen zu vermeiden.
Welche Unterlagen sollten mitgeführt werden?
Unverzichtbar ist ein Notfallausweis mit Informationen zur Grunderkrankung, aktuellen Medikamenten und Allergien – idealerweise auch digital auf dem Smartphone. Zusätzlich sollten für Auslandsreisen eine Reisekrankenversicherung mit Rücktransportoption und die Europäische Krankenversicherungskarte nicht fehlen.
Wichtig zu wissen: Chronische Erkrankungen wie COPD, Diabetes, Herz-Kreislauf-Leiden oder auch immunbedingte Erkrankungen müssen bei Abschluss einer Reiseversicherung unbedingt angegeben werden – auch gegenüber dem Reiseveranstalter. Wird eine Vorerkrankung verschwiegen, kann der Versicherungsschutz im Schadensfall entfallen.
Hilfreich sind außerdem Übersetzungen wichtiger medizinischer Begriffe wie „Insulin“, „Asthma“, „Herzmedikament“ oder „Notfall“. Es gibt Apps, die medizinische Informationen übersetzen oder Notfallkarten digital speichern – das erleichtert die Kommunikation im Ernstfall erheblich.
Gibt es Reiseziele, die eher ungeeignet sind?
Ja, das kommt ganz auf die Erkrankung an. Menschen mit Herz-Kreislauf-Problemen sollten extreme Hitze oder große Höhen meiden. Der Kreislauf wird durch hohe Temperaturen zusätzlich belastet, und in Höhenlagen kann es durch den geringeren Sauerstoffgehalt zu Komplikationen kommen.
Auch für COPD-Patienten sind schwülheiße Klimazonen, Höhenlagen und smogbelastete Luft problematisch – gemäßigte Regionen mit guter Luftqualität beispielsweise in Küstenregionen sind meist besser geeignet. Diabetiker wiederum müssen bei Aktivurlauben in warmen Ländern auf den erhöhten Flüssigkeitsbedarf achten und den Blutzucker häufiger kontrollieren, um Schwankungen frühzeitig zu erkennen.
Wie verhält man sich im Notfall?
Ein Notfallausweis – digital oder gedruckt – hilft dem medizinischen Personal, schnell richtig zu reagieren. Medikamente sollten niemals eigenmächtig abgesetzt oder verändert werden. Wer im Ausland Hilfe benötigt, kann sich an Hotelpersonal oder Reiseleitung wenden – sie kennen meist die nächstgelegene medizinische Anlaufstelle.
Haben Sie einen abschließenden Tipp?
Reisen soll Erholung bringen – und das gelingt am besten mit einem guten Gefühl der Sicherheit. Wer sich medizinisch beraten lässt, seine Reise gut plant und vorbereitet, kann auch mit chronischer Erkrankung entspannt Urlaub machen.