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Sommer, Sonne, Magen-Darm-Grippe – Warum uns auch bei Hitze Infekte erwischen

Eis, Freibad und Grillabende machen den Sommer aus – doch mit der warmen Jahreszeit steigt auch das Risiko für Magen-Darm-Infekte. Wie man sich schützt und wann ein Arztbesuch notwendig ist, erklärt Dr. med. Veronika Backhaus, Fachärztin für Innere Medizin und hausärztliche Versorgung am Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) in der Hohen Börde von Helios Ambulant.

11.08.2025 Lesedauer: - Min.
A man suffers from abdominal pain while sitting at home on the couch. Young man suffering from abdominal pain sitting on the couch at home.

Magen-Darm-Infekte bringt man eher mit der kalten Jahreszeit in Verbindung. Warum treten sie auch im Sommer gehäuft auf?

Das stimmt, viele denken dabei zuerst an die klassische „Magen-Darm-Grippe“, die häufig durch die hochansteckenden Noro- oder Rotaviren verursacht wird. Diese können auch zu größeren Ausbrüchen von Brechdurchfällen in Schulen und Kindergärten führen. Aber auch im Sommer kann es zu einer sogenannten Gastroenteritis durch Viren oder Bakterien kommen – vor allem, wenn Lebensmittel nicht ausreichend gekühlt oder hygienisch verarbeitet werden. Hitze und hohe Luftfeuchtigkeit begünstigen das Wachstum von Keimen. Ein lauwarmer Kartoffelsalat auf dem Grillfest kann da schnell zur Infektionsquelle werden.

Welche Erreger sind im Sommer besonders häufig und welche Symptome verursachen sie?

Im Sommer sind neben den viralen Magen-Darm-Infekten häufig Bakterien wie Campylobacter, Salmonellen oder auch E. coli für Durchfall und Erbrechen verantwortlich. Campylobacter sind in Deutschland die häufigste bakterielle Ursache für gemeldete Durchfallerkrankungen. Die wärmeliebenden Keime gelangen meist über den Umgang mit rohem oder nicht vollständig durchgegartem Geflügelfleisch zum Menschen. Die Infektion, Campylobacteriose genannt, verläuft meist mit Fieber, Bauchkrämpfen, Übelkeit und Durchfall und klingt nach circa einer Woche von selbst ab – in seltenen Fällen kann es jedoch zu Komplikationen kommen.

Gibt es bestimmte Lebensmittel, die besonders anfällig für Keimbildung sind?

Ja, vor allem leicht verderbliche Speisen wie rohe Eier, Mayonnaise, Fisch, Fleisch und Milchprodukte sollten bei warmen Temperaturen durchgehend gekühlt werden. Aber auch Obst und Salate können zur Keimquelle werden, wenn sie unsauber verarbeitet oder lange ungekühlt gelagert werden.

Was raten Sie Menschen, die im Sommer gerne draußen essen oder verreisen?

Wichtig ist, auf Kühlketten zu achten – etwa bei Picknicks oder Ausflügen. Die Verwendung von Kühlakkus oder Isolierboxen ist ratsam, längere Lagerzeiten bei Zimmertemperatur sollten vermieden werden. Beim Reisen empfiehlt sich eine gut ausgestattete Reiseapotheke mit Elektrolytlösungen, einem Durchfallmittel und ggf. einem Fieberthermometer. Und: immer auf Hygiene achten – regelmäßiges Händewaschen ist auch im Sommer die beste Vorbeugung.

Wie unterscheidet man eine harmlose Magenverstimmung von einem ernstzunehmenden Infekt?

 

MVZ Elbe - Eichenbarleben

Fachärztin für Innere Medizin

Wenn Beschwerden leicht sind und nach ein bis zwei Tagen abklingen, handelt es sich meist um einen harmlosen Magen-Darm-Infekt bzw. Magenverstimmung. Wenn aber starke Bauchschmerzen, anhaltender Durchfall über mehr als drei Tage, hohes Fieber oder Kreislaufprobleme auftreten – besonders bei Kindern, älteren oder chronisch kranken Menschen – sollte unbedingt ärztliche Hilfe in Anspruch genommen werden. Auch bei blutigem Stuhl oder Anzeichen von Austrocknung gilt: lieber einmal mehr zum Arzt.

Was empfehlen Sie zur schnellen Selbsthilfe bei einem leichten Magen-Darm-Infekt?

Viel trinken ist das A und O – am besten stille Wasser oder Kräutertees. In der Akutphase sollte auf feste Nahrung verzichtet werden, später langsam mit Zwieback, Banane oder geriebenem Apfel starten. Frühere Hausmittel wie Salzstangen und Cola trinken sind obsolet. Elektrolytlösungen aus der Apotheke helfen, den Salzhaushalt auszugleichen. Wichtig: keine Selbstmedikation mit Antibiotika – das sollte nur nach ärztlicher Rücksprache erfolgen.

Ihr wichtigster Tipp zum Schluss?

Hygiene, Kühlung und gesunder Menschenverstand – wer sich daran hält, kann die warme Jahreszeit auch kulinarisch unbeschwert genießen.