„Heute geht es mir verhältnismäßig gut“, resümiert Kelz einige Monate nach der Transplantation. Er sitzt in seinem Wohnzimmer, wirkt ruhig und ausgeglichen. „Wenn man merkt, dass man auch das Schlimmste überstehen kann, dann gibt einem das viel Kraft.“
Durch seine Erkrankung habe er gelernt, wieder mehr zu genießen, sagt Kelz. Auch die kleinen Dinge: „Sie glauben gar nicht, wie gut ein Marmeladen-Brötchen schmeckt, wenn man vorher lange nichts schmecken und riechen konnte.“ Vor allem aber genießt er die Momente mit seiner Familie, seiner Frau, den vier Enkelkindern. „Ich hätte nie gedacht, dass Familie mir so viel Halt geben kann.“
Während die Familie in den Jahren der Krankheit wieder enger zusammengerückt ist, haben leider nicht alle Freundschaften überdauert. Kelz zuckt mit den Schultern. „Einige konnten einfach nicht mit der Situation umgehen.“ Noch schwieriger war für ihn der Moment im Jahr 2017, als er seine Stelle als Mitarbeiter in der Abteilung Qualitätskontrolle kündigen musste. „Es ging einfach körperlich nicht mehr“, sagt er. „Mir das einzugestehen – das war hart.“
Inzwischen hat Kelz mit all dem seinen Frieden gemacht. Ohne Bitterkeit blättert er heute manchmal in seinem Krankentageblatt, das er seit Beginn seiner Erkrankung geführt hat. Dann sieht er die kräftezehrenden Behandlungen wieder vor sich. Die Pflegekräfte, die er zum Teil schon lange kennt. Die Ärzte, die genauso um sein Leben gekämpft haben wie er selbst. „Dann bin ich erstaunt, was ich alles schon geschafft habe“, sagt er. „Und das gibt mir Zuversicht für alles, was noch kommt.“
Angst hat Tilo Kelz schon lange keine mehr. Und sollte der Krebs eines Tages wieder zurückkommen, dann wird er eines ganz sicher nicht: aufgeben.