Forschungsprojekte bei Helios
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Forschung bei Helios

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Preise und Förderung

Forschungsprojekte bei Helios

Knapp 800.000 Euro stellt die Zentrale für Fördermittel, Preise und Personalkosten bereit. Damit werden etliche Projekte aus allem möglichen Bereichen unterstützt. Stellvertretend für all dei innovativen Ideen zeigen wir hier vier Projekte.

Durch Messverfahren Tumore früher erkennen

Arzt behandelt jungen Mann, der auf einer Liege liegt
Durch Messverfahren können Tumore früh erkannt werden | Foto: Helios

Mehr als fünf Jahre hat sich Izet Baljic, Leitender Audiologe im Helios Klinikum Erfurt, mit der Früherkennung von gutartigen Tumoren entlang der Hörbahn durch verbesserte Hörmessverfahren beschäftigt. Die Untersuchung war so erfolgreich, dass es nun bereits ein Folgeprojekt gibt.

Im Fokus von Baljic und seinem Team, bestehend aus den Ärzten Dr. Evelyn Börner-Lünser, Prof. Dr. Dirk Eßer und Prof. Dr. Orlando Guntinas-Lichius, stand das Vestibularisschwannom. Das ist die weitaus häufigste Raumforderung im Kleinhirnbrückenwinkel. Sie bildet sich bei Betroffenen im Bereich zwischen Hirnstamm und Kleinhirn und kann zur einseitigen Hörstörung, zu Tinnitus und Schwindel führen. „Überraschend war insbesondere, dass sich die diagnostische Aussagekraft noch steigern ließ“, erklärt Izet Baljic.

Bei Patienten, die noch relativ gut hören, lassen sich durch die optimierte Registrierung der sogenannten frühen akustisch evozierten Potenziale bereits kleine Vestibularisschwannome diagnostizieren. Insbesondere für die Patienten, die einer Kernspintomographie nicht untergezogen werden können, oder für die operative Überwachung des Hörnervs bei einer Tumorentfernung sind diese Erkenntnisse von großer Bedeutung. Das Projekt wurde von Helios mit 4.999 Euro gefördert. Außerdem haben die Erkenntnisse zu einem Folgeprojekt geführt, das zurzeit ebenfalls von Helios unterstützt wird.

Klingende Liege hilft Patienten mit MS

Patientin liegt auf Liege, Therapeutin arbeitet mit ihr
Die Schwingung der Liege aktiviert die erkrankten Nerven | Foto: Helios

Zugegeben, es klingt etwas esoterisch: Der Patient legt sich auf eine Liege, unter der 26 gleichgestimmte Saiten angebracht sind. Der Therapeut schlägt die Saiten an – die Schwingung aktiviert die erkrankten Nerven, dem Patienten geht es besser. Das konnte in einer Studie bewiesen werden.

Im Jahr 2011 bekamen in der Helios Klinik Hagen-Ambrock, heute VAMED, 30 Patienten mit Multipler Sklerose (MS) drei Wochen lang neben ihren anderen Therapien zwei Mal wöchentlich die Klangliege verordnet. 30 andere wurden stattdessen mit dem Hydrojet, einer Wasserdruck-Massageliege, behandelt. Danach mussten beide Gruppen Fragebögen ausfüllen und einige bei Multipler Sklerose übliche Tests zur Feinmotorik ausführen. „Da konnten wir bei den Klangliegepatienten bei der Feinmotorik, der Tiefensensibilität und Körperwahrnehmung signifikante Verbesserungen feststellen“, erklärt Musiktherapeutin Dr. Claudia Dill-Schmölders.

Helios förderte die Studie damals mit 5.300 Euro. Ein Erfolg bis heute: Die Klangliege ist jeden Tag rund acht Mal im Einsatz. Besonders gute Erfolge werden bei Patienten mit MS, Guillain Barré, Schlaganfall, Parkinson, Narkolepsie und Polyneuropathie erzielt. Dr. Dill-Schmölders: „Viele Patienten genießen die Anwendung der Klangliege und spüren Verbesserung. Es gibt immer mehr Musiktherapiepraxen, die so eine Behandlung anbieten.“

Ein Herz wie eine Oktopus-Falle

Ärztin sitzt am Schreibtisch und lächelt in die Kamera
Dr. Nadine Abanador-Kamper analysiert, wie Patienten mit dem Takotsubo-Syndrom behandelt werden | Foto: Helios

Priv.-Doz. Dr. Nadine Abanador-Kamper leitet im Helios Universitätsklinikum Wuppertal eine Arbeitsgruppe, die an einer Studie zum Takotsubo-Syndrom beteiligt ist. Eine seltene, akut einsetzende und oft schwerwiegende Funktionsstörung des Herzmuskels, die vorwiegend bei älteren Frauen nach den Wechseljahren auftritt.

Typischerweise haben Patienten, die an einem Takotsubo-Syndrom leiden, infarktähnliche Symptome. Kennzeichnend ist eine akute, aber meist umkehrbare Kontraktionsstörung der linken Herzkammer, sie wirkt „charakteristisch balloniert“ erzählt die Wissenschaftlerin. Da die Form der Herzkammer an eine japanische Oktopus-Falle erinnerte, nannte der Erstbeschreiber in Japan die Erkrankung Takotsubo.

Abanador-Kampers Untersuchung wurde durch das Helios Research Center, durch den Förderverein Herzkreislaufforschung e.V. und durch die Universität Witten/Herdecke mit insgesamt rund 90.000 Euro sowie zwei Rotationsstellen über 24 Monate gefördert. „Da noch keine Leitlinie zur medikamentösen Therapie existiert, analysieren wir, wie derzeit unsere Patienten therapiert werden, und tauschen uns intensiv über die Medikation aus. Uns fiel die erhöhte Schlaganfallrate auf. Diese Patienten könnten von einer vorübergehenden blutverdünnenden Therapie profitieren.“

Den plötzlichen Herztod besiegen

Arzt blickt in die Kamera und lächelt
Prof. Dr. Gerhard Hindricks möchte mit seinen Forschungen mehr Menschenleben retten | Foto: Helios

Er tritt schnell und unvermittelt auf: der plötzliche Herztod. Rund 70.000 Menschen sterben in Deutschland daran – pro Jahr. In Europa sind es sogar 350.000. Eine Studie soll helfen, Risikopatienten zu identifizieren.

„Der plötzliche Herztod ist eine der größten medizinischen Herausforderungen in der westlichen Welt. Leider haben wir bis heute keine wirklich funktionierende Behandlungsstrategie“, betont Prof. Dr. Gerhard Hindricks. Der Ärztliche Direktor des Herzzentrums Leipzig leitet eine europaweit einzigartige Studie, die dieses Problem lösen soll. Das Projekt startet Anfang 2020 und läuft über fünf Jahre.

Vielen das Leben retten

Für die Exzellenzstudie haben Prof. Hindricks und sein Team jüngst 20 Millionen Euro Forschungsförderung der Europäischen Union erhalten. „Das ist ein Riesenerfolg für unsere Forschungsbemühungen bei Helios. Wir arbeiten mit knapp 30 Partnern zusammen von der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie über Krankenkassen und Ministerien bis hin zu europäischen Spitzenzentren“, erklärt Prof. Hindricks. „Unter Leitung des Herzzentrums und des Projektkoordinators Leipzig Heart Institute, unserer eigenen Forschungseinrichtung, sollen vorhandene Krankendaten ausgewertet, ein Vorhersagealgorithmus entworfen und durch klinische Studien bestätigt werden.“

Bisher wird Patienten mit einer schlechten Herzfunktion in aller Regel ein Defibrillator, also ein Schrittmacher mit Schockfunktion, implantiert. „In der Praxis sehen wir jedoch, dass der plötzliche Herztod viele trifft, die gar keinen Schutz durch einen solchen Schrittgeber haben.“ Prof. Dr. Hindricks ist überzeugt: „Unsere Studien werden die Defibrillator-Therapie verändern und vielen Menschen das Leben retten.“