Ein besonderer Praktikant ist auf der Intensivstation angekommen und möchte die Pflegekräfte entlasten. Er spricht nicht, macht kein Geräusch, kommt auf Rollen daher, hat so etwas Ähnliches wie Arme und scheint sehr schlau und stark zu sein. Er ist ein Roboter, der sich als Assistent in der Intensivpflege anbietet. Wir haben den Helfer einen Tag lang begleitet.
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Spezialgebiet Gangtherapie
Sein Spezialgebiet ist die Frühmobilisierung von Intensivpatienten mithilfe einer Gangtherapie. Frühmobilisierung nennt man die Bewegungstherapie auf der Intensivstation und sie wird bereits täglich von Pflegekräften und Physiotherapeuten umgesetzt, damit auch komatöse oder schwerverletzte Patienten unter Beatmung gefördert werden.
Dem Roboter wurde die Aufgabe zugeteilt, zwei Patienten jeweils zweimal am Tag zu therapieren. Heute ist er Intensivschwester Anna* zugeteilt. Der erste Durchgang findet um 10 Uhr morgens statt. Schwester Anna fährt den Roboter an das Patientenbett heran und verbindet ihn durch einige Handgriffe mit dem zugehörigen Patientenbett.
Die Patientin wird mit einigen Gurten gesichert und die Füße werden mit Fußstützen verbunden, die an Fahrradpedalen erinnern. Die Greifarme verbinden sich quasi per Fingertipp mit den Sicherheitsgurten. Zudem hat Schwester Anna ein Bedienelement in der Hand, bei dem natürlich auch ein Notfallknopf nicht fehlt. Nun wird das Bett vertikal aufgerichtet, heute bis ca. 50 Prozent. Bei Bewusstsein würde die Patientin Druck unter den Füßen verspüren und eine Gehbewegung wird simuliert. Nach zehn Minuten wird pausiert. Ein Durchgang kann bis zu 20 Minuten dauern und eine vertikale Aufstellung von bis zu 70 Prozent ermöglicht werden. „Die Patientin läuft nun quasi aufrecht, wenn auch nicht aus eigener Kraft“, sagt Schwester Anna. Jetzt ist erst mal Pause für unsere Patientin.
Um 15 Uhr geht es dann weiter mit dem zweiten Übungsdurchgang. Ohne den „Praktikanten“ hätte Anna die Patientin mit ein oder zwei Kolleginnen oder Kollegen mobilisiert. Bei diesem Durchgang war sie allein und hatte abgesehen von dem Bedienelement die Hände frei. Ein technischer Helfer wie der Roboter-Praktikant hat also das Potenzial, die körperliche Belastung von Pflegekräften zu verringern und das Verletzungsrisiko zu minimieren. Die Robotik soll jedoch keine Menschen ersetzen, es geht um die Entlastung in der Pflege. Neben der physischen Erleichterung wird der Therapieverlauf natürlich digital dokumentiert und passt sich an die Fähigkeiten und Fortschritte des jeweiligen Patienten an.
„Wir beobachten die Entwicklungen und testen neue Lösungswege. Roboter können perspektivisch den Arbeitsalltag im Krankenhaus vereinfachen. Die Aufgaben für Pflegekräfte sind sehr vielfältig und manche Aufgaben bewegen sich weiter weg von den eigentlichen Kernaufgaben. Jede Form der Entlastung ist ein Gewinn. Da können Roboter ein weiteres Werkzeug sein, damit der Fokus auf der Betreuung von Mensch zu Mensch bleibt, der persönlichen Pflege“, sagt Sylvia Lehmann, Pflegedirektorin im Helios Klinikum Berlin-Buch. Die Roboter-Testphase in unserem Klinikum hat unter den Kolleginnen und Kollegen für viel Aufmerksamkeit gesorgt.
Fazit der Zusammenarbeit
„Unser Ziel ist immer die bestmögliche Behandlung für unsere Patienten anzubieten. Digitale Prozesse kommen bereits jetzt immer dort zum Einsatz, wo wir die medizinische Qualität verbessern können“, so Lehmann. Nach zwei Wochen ist das Kurzpraktikum des Roboters vorbei. Die Zusammenarbeit war spannend, aber auch gewöhnungsbedürftig. Es hakelt noch auf mehreren Ebenen. Deshalb wird er auch vorerst nicht zum Dauereinsatz kommen. Lehmann: „Eine interessante Erfahrung für das Team war es aber trotzdem.“
Zuletzt aktualisiert am 30.12.2020
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