Cochlea-Implantat: Endlich kann ich wieder hören
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„Ich war wie weg. Konnte niemanden mehr verstehen“.

Cochlea-Implantat: Endlich kann ich wieder hören

Wenn Ursula Lamprecht (93) mit ihrem Rollstuhl ins Zimmer kommt, verbreitet sie sofort gute Laune. „Einen schönen guten Morgen alle miteinander“, sagt sie und hat ein tolles Lächeln im Gesicht. Das war die letzten eineinhalb Jahre nicht immer so.

Eine plötzliche beidseitige Taubheit machte ihr zu schaffen. Erst hat sie rechtsseitig ganz schlecht, dann gar nichts gehört, kurze Zeit später auch linksseitig. Am schlimmsten für sie war, nicht mehr mit der Familie telefonieren zu können. Mit ihrer Krankenschwester aus der Pflegeambulanz zuhause in Hennigsdorf gelang das Verständigen nur noch schriftlich. Hilfe fand sie im Helios Hörzentrum Berlin-Brandenburg beim Hörspezialistenteam um Prof. Dr. med. Marc Bloching.

Schwerhörige oder taube Menschen ziehen sich oft aus ihrem sozialen Umfeld zurück. Bei Älteren steigen Demenz- und Sturzrisiko. Ein Weg aus der Stille kann ein Cochlea-Implantat sein. Moderner medizinischer Forschung ist es gelungen, neben den klassischen Hörgeräten auch teil- oder vollimplantierbare Hörgeräte und Innenohrprothesen (Cochlea-Implantate) zu entwickeln.

„Die Hörprothese kommt in Frage, wenn konventionelle oder implantierbare Hörgeräte nicht mehr ausreichen, um eine Hörfähigkeit wiederherzustellen“,

Prof. Dr. med. Marc Bloching, Chefarzt der HNO-Heilkunde im Helios Klinikum Berlin-Buch und Leiter des Hörzentrums Berlin-Brandenburg
Ältere Dame sitzt neben Mann in Arztkittel. Beide lächeln in Kamera.
Dr. Marc Bloching mit seiner Patientin Ursula Lamprecht | Foto: Helios

Er weiß aus seinem langjährigen Berufsleben, dass ein „Nicht sehen können trennt von den Dingen, nicht hören können trennt von den Menschen“ (Immanuel Kant), wirklich zutrifft.

Diese Erfahrungen machen auch viele ältere Patienten. So wie Ursula Lamprecht. Sie galt bis vor Kurzem als dement und berichtet: „Ich war wie weg. Konnte niemanden mehr verstehen“. Jetzt freut sie sich auf ihr zuhause, auf die bald anstehende dreiwöchige Rehabilitation und auf ihren Geburtstag im April. Sie sagt: „Alle werden staunen, wenn ich meine Anekdoten und Geschichten erzähle. Ich bin glücklich, wieder mittendrin zu sein und lasse andere gerne an meiner guten Laune teilhaben.“ Das hat sie auch an jedem Tag ihres 7-tägigen Klinikaufenthaltes gemacht, berichtet das Team vom Hörzentrum.

„Es ist schön zu sehen, wie wir mit unseren hochmodernen medizinischen Behandlungsmethoden Hörgeschädigten helfen können, Geräusche wieder wahrzunehmen, Sprache zu verstehen und selbst zu sprechen – egal in welchem Alter unsere Patienten sind“,

sagt Diplom-Ingenieurin Nina Zellhuber. Dass ältere Patienten mit der Verdachtsdiagnose „dement“ zu ihr kommen, ist nicht selten. Seit 10 Jahren leitet sie die Audiologie im Helios Hörzentrum Berlin-Brandenburg. Zirka 400 Patienten hat das Team seit Gründung im Jahr 2009 schon versorgt.

Ursula Lamprecht: „Ich bin so dankbar. Am liebsten würde ich alle zu meinem Geburtstag einladen, damit wir zusammen meinen 94. feiern können.“

Ältere Dame mit Hörimplantat von der Seite
Die Innenohrprothese ermöglicht wieder besseres Hören und Sprachverstehen | Foto: Helios

Was ist ein Cochlea-Implantat?
Das Implantat (Innenohrprothese) ermöglicht das Hören und Sprachverstehen, wenn herkömmliche Hörgeräte nicht weiterhelfen. Es ist die einzige elektronische Prothese, die eine verloren gegangene Sinnesfunktion ersetzen kann.

Drei Fragen zum Thema Cochlea-Implantat beantwortet Prof. Dr. med. Marc Bloching, Leiter Helios Hörzentrum Berlin-Brandenburg:

Wie funktioniert ein Cochlea-Implantat?
Im Gegensatz zum Schallverstärker beim Hörgerät übernimmt das Cochlea-Implantat die Funktion des ausgefallenen Innenohres. Der äußere, sichtbare Teil hinter der Ohrmuschel ist ein batteriebetriebener Sprachprozessor mit Mikrofon und Sendespule. Der innere Teil wird bei einer Operation in den Schläfenknochen eingesetzt und setzt sich aus Elektroden und der Empfängerspule zusammen. Beide Teile sind magnetisch verbunden. Der Sprachprozessor übersetzt die Geräusche in elektronische Signale und leitet die Informationen von der Sendespule über die Empfängerspule und Elektroden in die Hörschnecke, die sogenannte Cochlea, weiter. Auf diese Weise wird der Hörnerv gereizt und gibt die Empfindungen an das Gehirn weiter. Hörgeschädigte können Geräusche und Sprache wieder wahrnehmen.

Für wen eignet sich ein Cochlea-Implantat?
Cochlea-Implantate eignen sich für hochgradig schwerhörige und ertaubte Menschen, deren Sinneszellen in der Hörschnecke geschädigt sind. Voraussetzungen für eine Operation sind individuell verschieden, aber wichtig sind ein funktionierender Hörnerv, der Ertaubungszeitpunkt oder die Sprachfähigkeit des Hörgeschädigten. Möglich ist eine einseitige oder auch zweiseitige Implantation.

Das Helios Hörzentrum Berlin-Brandenburg gut zu wissen

Das Helios Hörzentrum in Berlin-Buch
Spezialisierte HNO-Ärzte, Hörgeräteakustiker, Audiologen und Reha-Pädagogen der Region bieten kompetente Hilfe unter dem Motto „Alles unter einem Dach“. Von der Diagnostik über die Therapie bis zur Nachsorge ergänzen neueste audiologische Messverfahren das Spektrum der HNO-Heilkunde für Patienten jeden Alters – auch Babys und Kleinkinder.

Kontakt:
Für hochgradig schwerhörige und ertaubte Patienten bietet das Helios Hörzentrum Berlin-Brandenburg mittwochs und donnerstags eine Spezialsprechstunde an. Termine unter (030) 94 01-54100