Gibt es eine spezielle Rheumadiät?

Interview mit Dr. Matthias Braun –
Chefarzt der Rheumatologie am Helios Seehospital in Sahlenburg

Dr. Braun, Rheuma und Ernährung wird ja häufig zusammen in Verbindung gebracht. Doch wie hängt das eigentlich zusammen?
„Rheuma ist der Überbegriff für eine Vielzahl von Erkrankungen, die ganz unterschiedliche Ausprägungen und Krankheitsverläufe aufzeigen. Die Erkrankung tritt an den Bewegungsorganen auf und ist fast immer mit Schmerzen und Bewegungseinschränkungen verbunden. Bei entzündlichen Rheuma-Erkrankungen, z.B. der rheumatoiden Arthritis, ist die Ernährung neben der medikamentösen und physikalischen ein wichtiger Bestandteil der Behandlung.“

Und welche Nahrungsmittel wirken sich daraufhin entzündungshemmend auf die Erkrankung aus?
„Die Arachindonsäure ist ein Feind des entzündlichen Rheumas!  Eine hohe Aufnahme von Arachidonsäure führt zu einer verstärkten Bereitstellung von entzündungsfördernden Botenstoffen im Körper. Für eine entzündungshemmende Diät sollte deshalb möglichst wenig Arachidonsäure in der Nahrung enthalten sein. Arachidonsäure findet sich in hoher Konzentration in Schweineschmalz und Innereien, in Eigelb und fetter Wurst. Milchprodukte, Nüsse, Obst und Gemüse sowie Kartoffeln enthalt dagegen so gut wie keine Arachidonsäure. Die Freunde des entzündlichen Rheumas hingegen sind die Omega-3-Fettsäuren und das Vitamin E. Omega-3- Fettsäuren sind natürliche Entzündungshemmer. Die Fette bestimmter Fischarten (z.B. Hering, Lachs oder Makrele) sind reich an Omega-3-Fettsäuren. Ein regelmäßiger Verzehr von Fisch kann sich günstig auf das Krankheitsbild auswirken. Das Vitamin E ist in der Lage, die Entstehung von entzündungsfördernden Substanzen zu reduzieren. Reich an Vitamin E sind verschiedene Öle wie Weizenkeimöl oder Distelöl sowie verschiedene Gemüsearten wie beispielsweise Sellerie.“

Weitergedacht: Wie sieht denn eine gesunde und ausgewogene Ernährung für Rheumatiker aus?
„Nahrung ist Treibstoff für unseren Körper und ausgewogenes Essen und Trinken kann essenziell das Wohlbefinden unterstützen. Man sollten vollwertige Lebensmittel in angemessener Menge essen und diese abwechslungsreich kombinieren. Wichtig ist, dass überwiegend auf pflanzliche Lebensmittel zurückgreifen wird. Diese haben eine gesundheitsfördernde Wirkung und unterstützen eine nachhaltige Ernährungsweise. Die Ernährung bei Patienten mit einem entzündlichen Rheuma ist nur ein Bruchteil der Therapie. Sie kann sich jedoch positiv auf das Wohlbefinden auswirken.“

Haben Sie als Chefarzt der Rheumatologie denn noch einen „Geheimtipp“ für die Ernährung bei Rheuma?

„Wichtig ist individuell bei jedem Patienten auch auf mögliche Lebensmittelunverträglichkeiten zu achten. Es sollte auch nach der Rheuma-Diagnose nicht zu starr an die Ernährungsumstellung herangegangen werden. Letztendlich führt meistens die Mischung bei der Ernährung zum Erfolg. Genuss und Lebensfreude sollten auch dabei nicht auf der Strecke bleiben. Patienten dürfen sich ruhig auch mal etwas gönnen!“