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Jede Sekunde Verspätung kostet 2,2 Stunden gesunde Lebenszeit

Thrombektomie beim Schlaganfall
28. Oktober 2021

Zeit ist ein lebensentscheidender Faktor bei der Behandlung eines Schlaganfalls. Dies ist schon lange bekannt. Eine aktuelle Studie rechnet diesen Zusammenhang jetzt konkret auf Lebenszeit ohne Behinderung um, die Patienten nach schweren Schlaganfällen einbüßen.

Mit dem Leitsatz „Time is brain“ wurde vor mehr als 20 Jahren die zeitabhängige Wirksamkeit der medikamentösen Schlaganfallbehandlung (Thrombolyse) kurz und prägnant auf den Punkt gebracht. Jetzt verdeutlicht eine neue Studie* die schwerwiegenden Folgen von Behandlungsverzögerungen auch für die mechanische Wiedereröffnung von Gefäßverschlüssen durch Kathetertechnik, die sogenannte Thrombektomie: Demnach führen schon Sekunden zu einer Verringerung gesunder Lebenszeit nach der Behandlung.

„In einem statistischen Verfahren wurden die individuellen Patientendaten von sieben großen Schlaganfallstudien zusammengefasst, ausgewertet und im Ergebnis in eine ‚neue Formel‘ überführt. Sie rechnet die Folgen von Therapieverzögerungen in Verlust gesunder Lebensjahre ohne Behinderung um“, erläutert Prof. Thomas Haarmeier, Chefarzt der Neurologie mit zertifizierter überregionaler Stroke Unit. Deshalb sei es entscheidend, die Zeiten als Qualitätsindikatoren für eine schnellstmögliche Therapie fortlaufend zu erfassen. „Wir analysieren mit unserem Team im Nachgang jede einzelne durchgeführte Thrombektomie – vom Eintreffen des Patienten in der Klinik, klinischer Untersuchung, radiologischer Bildgebung bis zur Leistenpunktion und schließlich Wiedereröffnung des Gefäßes“, berichtet Dr. Ralf Dörbecker, Leitender Arzt der Neuroradiologie.

Am Helios Klinikum Krefeld konnten die Zeiten hierdurch kontinuierlich verringert werden. Vom Eintreffen des Patienten in der Klinik bis zum Beginn der Operation, die von einem spezialisierten Team von Neuroradiologen und Anästhesisten durchgeführt wird, vergehen durchschnittlich etwa 75 Minuten. Die Deutsche Gesellschaft für Neurologie weist eine Sollvorgabe von 90 Minuten aus. Während die genannten Zeitvorgaben für Patienten realisiert werden können, die ohne Umwege ein Thrombektomiezentrum erreichen, gelingt dies nur selten, wenn Patienten zunächst in einem Krankenhaus ohne solche Behandlungsmöglichkeiten aufgenommen werden. In diesen Fällen muss der Patient nach durchgeführter Diagnostik über einen Sekundärtransport in ein geeignetes Zentrum verlegt werden. „Dieser Vorgang dauert selbst bei kurzer Distanz nicht selten zwischen anderthalb und zwei Stunden. Dies würde ein Verlust von etwa zwei Jahren gesunder Lebenszeit bedeuten. Ein erreichbares Schlaganfallzentrum mit allen Behandlungsmöglichkeiten nicht direkt anzufahren, ist daher ein unnötiges Risiko. In Krefeld ist eine Sekundärverlegung von Schlaganfälle vermeidbar und bereits gut geregelt“, erklärt Prof. Thomas Haarmeier.

Jede Sekunde Verspätung kostet 2,2 Stunden gesunde Lebenszeit

Das Helios Klinikum ist das vom Land NRW für die Behandlung von Schlaganfällen in Krefeld beauftragte Zentrum und die einzige Klinik vor Ort mit der Möglichkeit zur Thrombektomie-Behandlung. Auf der Schlaganfall-Spezialstation werden jährlich über 1000 akute Notfälle betreut und über 150 Thrombektomien durchgeführt, von der Patienten mit komplexen oder schweren ischämischen Hirninfarkten besonders profitieren. Die Diagnose, ob ein Hauptgefäßverschluss vorliegt, sollte innerhalb einer halben Stunde gestellt sein. Dies setzt eine ausreichende Infrastruktur und Bildgebung voraus, die nicht nur das Gehirn sondern auch die Hirngefäße darstellt. Für die mechanische Entfernung des Blutgerinnsels braucht es dann neuroradiologische Expertise und einen anästhesiologischen Notfalldienst, um den Eingriff mit hoher Sicherheit und gutem Ergebnis in Narkose durchzuführen.

Marina Dorsch
Leiterin Unternehmenskommunikation
Helios Klinikum Krefeld
Telefon: (02151) 32 1433
E-Mail: marina.dorsch@helios-gesundheit.de