PSMA – das ist ein prostataspezifisches Membranantigen und damit ein Bestandteil von Prostatagewebe. Jedoch kommt es auf Krebszellen deutlich häufiger vor, als auf gesunden Prostatazellen. Und diese Tatsache macht sich die moderne Medizin bei der neuen PSMA-Therapie zu Nutze: Beim sogenannten Lu-177-PSMA-Verfahren werden dem Patienten mit Infusionen oder Injektionen Substanzen verabreicht, die von den Prostatatumoren oder dessen Metastasen angereichert werden. Diese Substanzen verbinden sich dann mit dem PSMA auf den Krebszellen und bestrahlen diese lokal mit dem Radionuklid Lutetium177. Aufgrund der geringeren Dichte des Antigens bleibt gesundes Gewebe dabei verschont. „Da die sogenannte Betastrahlung nur wenige Millimeter weit reicht, erfolgt die Strahlenabgabe an das Tumorgewebe hochdosiert und effizient. Nebenwirkungen sind gering, die Therapie ist also sehr gut verträglich“, erklärt Dr. Miriam Sraieb, Ärztliche Leiterin der Therapiestation der Klinik für Nuklearmedizin.
Im Vorfeld der Behandlung sowie im Verlauf werden mithilfe eines PET-CT zusätzlich Bilder angefertigt. Auch hier kommt das Prinzip eines radioaktiven Stoffes in Verbindung mit einem PSMA-bindenden Molekül zum Einsatz, wodurch die Krebszellen zuverlässig markiert werden. „Das ermöglicht eine exakte Darstellung des Prostatakrebses inklusive seiner Metastasen und somit eine fundierte Beurteilung des Therapieerfolges“, so Dr. Sraieb, die das PSMA-Verfahren bereits am Universitätsklinikum Essen erfolgreich durchführte.
Die Therapie mit Lutetium-177 wird in Form von Infusionen oder Injektionen über mehrere Zyklen im Abstand von je sechs bis acht Wochen durchgeführt. Ein Zyklus ist dabei mit einem etwa zweitägigen stationären Aufenthalt verbunden. „Die Ergebnisse zeigen, dass bereits nach zwei bis drei Therapiezyklen sehr gute Effekte erzielt werden können,“ weiß die Nuklearmedizinerin zu berichtet. Prof. Martin Friedrich, Chefarzt der Urologie und Leiter des Prostatakrebszentrums ergänzt: „In den meisten Fällen konnte so ein weiteres Tumorwachstum verhindert oder eine Reduktion der Tumorlast erzielt werden. Bei einzelnen Patienten ist nach neuesten Studien sogar ein völliges Verschwinden dokumentiert. Daher freuen wir uns sehr, unseren urologischen Patienten in Kooperation mit der Nuklearmedizin nun dieses neue Verfahren anbieten zu können.“
Speziell bei Patienten, die bereits Knochenmetastasen, Lymphknotenmetastasen oder ein Lokalrezidiv in der Prostata entwickelt haben, ist häufig ein deutlicher Rückgang dieser Tumorherde sichtbar. Ein weiterer positiver Effekt der Therapie ist die Schmerzreduktion, die in vielen Fällen auftritt und zu einer verbesserten Lebensqualität führt. Zugelassen ist das neue Verfahren für Patienten mit Prostatakarzinom im fortgeschrittenen Stadium nach Standardtherapien wie antihormoneller Therapie, Chemo- und Strahlentherapie.