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Als Führungskraft musst du weder fehlerfrei noch perfekt sein

Die berufliche Entwicklung von Susann Gebhardt begann nach ihrer Ausbildung zur Pflegekraft eher untypisch und unkonventionell. Im Interview spricht die Pflegedirektorin am Herzzentrum Leipzig über ihren Weg und ihre Erfahrungen.

14. März 2024
Portraitfoto Susann Gebhardt

Nach Abschluss ihres Krankenpflegeexamens begann Susann Gebhardt ihren beruflichen Weg bei der Bundeswehr. In den Bundeswehrkrankenhäusern Ulm und Berlin genoss sie eine qualitativ hochwertige Ausbildung und sammelte in zahlreichen Auslandseinsätzen viele Erfahrungen.

Nach ihrem Schritt zurück ins zivile Leben startete ihr beruflicher Werdegang bei Helios im Jahr 2015. Anfänglich als Stationsleitung einer Intensivstation konnte sie weitere Etappen über Positionen der Bereichsleitung bis hin zur Pflegedirektion beschreiten. Vor vier Jahren übernahm Susann Gebhardt ihre erste Stelle als Pflegedirektorin bei Helios, in einer Klinik in Sachsen-Anhalt. 2022 wechselte sie in selbiger Position ans Herzzentrum Leipzig GmbH.

Glauben Sie, dass Ihr Weg nach oben schwieriger war als bei Männern?

Grundsätzlich muss ich sagen, dass meine jetzige Position nie das Ziel war, als ich meine ersten Schritte im Arbeitsleben beschritten habe. Viele Erfahrungen und Wissenszugewinn haben es mir ermöglicht, die heutige Position als Pflegedirektorin auszufüllen. Ob der Weg schwieriger war, als der eines Mannes, kann ich pauschal nicht beurteilen. Da ich nur meinen eigenen Weg kenne, kann ich sagen, dass er nicht mühsam war. Rückblickend würde ich ihn nochmals gehen. Alle Erlebnisse und Begegnungen haben mich wertvolle Dinge gelehrt. Stets habe ich entschlossen und fokussiert meine Ideen und Ziele verfolgt, und somit meinen bisherigen Entwicklungsweg nie als enorme Herausforderung wahrgenommen.

Meine Erfahrungen bei der Bundeswehr, die Erlebnisse in Auslandseinsätzen, dem Arbeiten in internationalen Teams in Krisensituationen, haben meine Werte im Leben geprägt. Arbeiten unter herausfordernden Bedingungen haben mich gelehrt, dass wir alle ein Teil im Gesamtprozess, in meinem Fall der Patientenversorgung sind, und dass wir in den meisten Situationen mit Wissen, Geduld und Ausdauer Erfolge erzielen können. Ich habe gelernt, stets nach vorn zu schauen, nach Lösungen und neuen Wegen zu suchen, erst zu denken und dann zu handeln. Mir wurde beigebracht, zielorientiert zu entscheiden und immer den Blick aufs Ganze zu haben bzw. auf die Menschen zu achten, die mir anvertraut sind.

Inwieweit unterscheidet sich Ihr Führungsstil von dem eines Mannes?

Ob sich der Führungsstil eines Mannes und der einer Frau wirklich unterscheidet, ist meiner Meinung nach eine Frage der Persönlichkeit und der Menschlichkeit und nicht abhängig vom Geschlecht. Nach meiner Auffassung gibt es Unterschiede in der Art der Kommunikation. Ich versuche meine Führung situativ zu gestalten. Der klare und ehrliche Austausch auf Augenhöhe, ohne emotionale Ausbrüche sind mir im täglichen Miteinander extrem wichtig. Neben einem strategischen Vorgehen bin ich fokussiert auf meine Aufgaben und deren Ziele. Es ist mir wichtig, stets eine vermittelnde Kommunikation zu führen.

Entscheidend in der Führung ist für mich die wahre und ehrliche Empathie, die wir unserem Gegenüber, unseren Teams und unseren Partnern entgegenbringen. Auf meinem bisherigen Weg hatte ich das große Glück, wertvolle Begleiter und Mentoren an meiner Seite zu haben, die mich gelehrt haben, nach Hilfe zu fragen und diese anzunehmen. Es ist menschlich, Fehler zu machen und nicht perfekt zu sein. Doch jeder Stolperstein im Leben beinhaltet eine Lehre. Mein größter Lohn ist es, (junge) Menschen auf ihrem Weg zu begleiten, mit ihnen arbeiten zu dürfen und gemeinsam mit Ihnen ihre Rückschläge zu evaluieren und ihre Erfolge zu feiern. Primäres Ziel für mein Handeln als Führungskraft ist es, dafür zu sorgen, dass es anderen gut geht und sie ihrer Arbeit nachgehen können.

Was geben Sie Frauen mit, die am Anfang ihrer Karriere stehen?

Einen klaren Blick und einen scharfsinnigen Verstand, um das Ziel nie aus den Augen zu verlieren – beruflich sowie auch privat. Verfolgen Sie Ihre Visionen, bleiben Sie Ihren Werten treu und umgeben Sie sich mit positiv denkenden, konstruktiven sowie auch kritischen Menschen. Führungskraft zu sein ist nicht immer leicht, jedoch ist es eine wertschöpfende und sinnhafte Aufgabe, mit der Sie zur Weiterentwicklung unserer Gesellschaft beitragen. Kümmern Sie sich um Wichtiges und nicht um Dringliches. Seien Sie mutig, gehen Sie neue Wege und finden Sie die Richtigen an Ihrer Seite und vertrauen Ihnen. Erfolgsrezepte kann ich nicht liefern, jedoch kann ich empfehlen, kreativ zu bleiben und Ihre eigenen Zutaten für Ihr Lebensrezept zu finden.