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Das Leben hält viele Wunder bereit

Sechs Jahre des Leidens, bangen Wartens und Hoffens hatte Kevin Kerrutt zu überstehen. Sie waren die Folge einer simplen, verschleppten Grippe, die sein junges Herz zerstörte. Als er im Frühjahr 2016 endlich das ersehnte Spenderherz im Herzzentrum Leipzig implantiert bekam, konnte er sein Glück kaum in Worte fassen. Inzwischen lebt Kevin in Österreich. Welche Prüfung sein bisheriges Leben dominierte, kann niemand besser verstehen als die Freundin des jungen Mannes. Ihr wurde 2013 erfolgreich eine neue Lunge transplantiert. Diese Schicksalsgemeinschaft ist für das Paar ein wahrer Segen, denn ohne beider Krankheit wären sie sich vermutlich nie begegnet.
02. Juni 2022

Es sind kleine, fast banale Dinge, nach denen man sich in schweren Zeiten am meisten sehnt. „Wenn das neue Herz in meiner Brust schlägt, nehme ich ein Vollbad und werde in der Ostsee schwimmen gehen“, frohlockte Kevin Kerrutt wenige Stunden bevor man ihn im Herzzentrum Leipzig in den Operationssaal schob. Stunden zuvor hatten die behandelnden Ärzte ihrem Patienten mitgeteilt, dass nun endlich ein passendes Spenderherz für den damals 25-Jährigen bereitstehe. Körperlich war Kevin da schon am Limit. Drei Kunstherzen wurden ihm in den vorherigen sechs Jahren nach und nach eingesetzt, ohne sie hätten die Mediziner ihn nicht am Leben gehalten. Als man Kevin schließlich auf die Hochdringlichkeitsliste für ein neues Organ setzte, was paradoxerweise einen schlechten Gesundheitszustand erfordert, fand das Warten aber noch kein Ende. Nirgends in Westeuropa ist die Spendenbereitschaft für Organe schlechter als in Deutschland. Menschen wie Kevin bekommen das deutlich zu spüren. Noch immer sterben jeden Tag Patienten, auch auf den Wartestationen der Kliniken, weil kein neues Organ für sie verfügbar ist.

Das Leben hält viele Wunder bereit

Kevin jedoch hatte Glück. Nach Jahren steter Berg- und Talfahrt der Gefühle und körperlichen Verfassung, erreichte ihn am späten Abend des 29. April 2016 der erlösende Anruf. Einige Stunden darauf lag er im Bett und realisierte schnell, dass etwas anders war. Schläuche und Geräte, ohne die er zuvor nicht hätte leben können, waren verschwunden. Zwar zierte seine Brust nun eine große Narbe, doch die kann man auch als Zeichen des Sieges verstehen: Seht her, ich habe es geschafft! In dieser Brust schlägt ein neues, wildes Herz! Dass diesem Glück auch ein Unglück, das des Spenders vorausging, ist Kevin bewusst. Wochen nach seiner OP nimmt er Stift und Papier zur Hand, dankt dem ihm unbekannten Retter für diese, seine letzte Entscheidung und verspricht, ihrer beider Herz so gut es geht zu pflegen.

Welchen Lauf hätte die Geschichte genommen, wenn es diese zweite Chance für Kevin nicht gegeben hätte? „Das Wichtigste in meinem Leben würde wohl nicht existieren, meine Tochter Luna“, betont er. Zwei Jahre nach der Transplantation erblickte sie das Licht der Welt und sorgt seither für Sternstunden in Kevins Leben. Die Lehre zum Verwaltungsfachangestellten, die er zwischenzeitlich begann, gab ihm auch beruflichen Halt. Wenngleich er sie aus gesundheitlichen Gründen nicht beenden konnte, so bewies ihm diese Zeit doch, dass er mit beiden Beinen wieder selbstständig und fest auf dem Boden steht. Und sollte der Wind ihn dennoch einmal ins Wanken bringen, kann er fortan auf Mara zählen. Die junge Österreicherin entdeckte den tapferen Deutschen in einem Video, das über ihn und sein Schicksal gedreht wurde. Einfühlsam und ehrlich berichtete Kevin darin von seinem Kampf und wie dankbar er über die Spende sei. Worte und Gefühle, die Mara Grubisic nicht fremd waren. Von Geburt an litt die heute 30-Jährige unter der Stoffwechselerkrankung Mukoviszidose. 2013 konnte ihr schließlich in Wien eine neue Lunge transplantiert werden, ohne die sie heute sicher nicht mehr am Leben wäre.

Soziale Medien lassen Grenzen sprengen. Als Mara ihren heutigen Freund über einen der sozialen Kanäle an einem Augustabend noch unbekannterweise anschrieb, war es um Kevin eigentlich schon geschehen. „Wir kommunizierten fortan viel und intensiv, anfänglich noch zum Thema Organspende, doch das Private gewann schnell die Oberhand“, blickt er zurück. Bereits vier Monate später stand für die Jungverliebten fest: Wir machen Nägel mit Köpfen. Kevin zog zu Mara nach Österreich. „Es funktioniert super. Gesucht und gefunden“, umreißt er es mit wenigen Worten. Als Stellvertreter des Geschäftsführers eines Versandhandels hat Kevin auch beruflich eine neue Basis gefunden. Mara indes verdient ihr Geld mit dem eigenen Trafik, einer Verkaufsstelle für Tabakwaren, Zeitungen, Magazine, Schreibwaren, Ansichtskarten sowie andere Kleinwaren, von dem inzwischen auch ihr Partner träumt. Eine Ausbildung, die es dafür bedarf, absolviert er gerade.

Wenngleich beide ohne gesundheitliche Beschwerden leben und körperlich belastbar sind, gehen sie dennoch kein unnötiges Risiko ein. Drei Corona-Impfungen und viele Tests sollen ihnen die gewünschte Sicherheit geben. Darüber hinaus muss Kevin täglich bis zu 18 Tabletten einnehmen, damit sein Körper das ihm fremde Organ nicht abstößt. „Ich lebe, ich genieße, ich freue mich über die kleinen, einfachen Dinge des Lebens. Ich bin glücklich“, beschreibt der Wahl-Wiener sein Empfinden. Ein Gedanke ans Sterben hat da keinen Platz.

Das Herzzentrum Leipzig ist eines der führenden Transplantationszentren in Deutschland. Unsere spezialisierten Mediziner sind vor und nach der Operation gern für Sie da.