Suchen
Menü
Schließen
Liebe Patient:innen, unsere Website befindet sich aktuell im Umbau!

Wir bitten um Ihr Verständnis, falls einige Inhalte noch unvollständig sind.

Ein Kinderherz vergibt keine Fehler

Mehrmals täglich werden im Herzzentrum Leipzig die OP-Säle für anstehende Operationen oder Interventionen vorbereitet. Viele davon sind Kinder, denen ein neues Leben geschenkt wird. Dabei sind Kinderherzen eine besondere Herausforderung – auch, weil es auf dem Gebiet nur wenige Ärzte gibt.
21. Januar 2020
Der Schreibtisch von Professor Dr. Ingo Dähnert strotzt vor Arbeit. Eine Vielzahl Krankenakten und Papiere zu organisatorischen Verfahrensabläufen im Klinikum liegen hier dicht beieinander und übereinander. Keineswegs selten schafft es auf diesen Stapel aber auch Post, die der Kinderkardiologe von einem seiner jungen Patienten erhält. Oder von jemandem, den er bereits vor etlichen Jahren behandelte. Für ihn ist das der dankbarste Lohn seiner Arbeit, sagt Ingo Dähnert. Vor allem dann, wenn es sich bei den Briefschreibern um junge Erwachsene handelt, die mittlerweile selbst eigene, gesunde Kinder haben. Ohne Dähnerts Zutun wäre das nur schwerlich möglich gewesen.
Ein Kinderherz vergibt keine Fehler
Dass Kinder mit einem Herzfehler oder Löchern im Herzen geboren werden, ist nicht selten. Noch vor ein paar Jahrzehnten hätten die Betreffenden jedoch kaum eine Chance gehabt, eine glückliche Kindheit zu erleben, geschweige denn, erwachsen zu werden. Dank jahrelanger Erfahrung, viel Innovation und des Einsatzes von Hightech hat sich dieses Blatt inzwischen aber gewendet. Federführend in dieser Entwicklung ist seit 25 Jahren auch das Herzzentrum Leipzig. Dabei waren die Anfänge keineswegs einfach, sagt Dähnert rückblickend. „Verglichen mit der Leistungsstärke, die es in der Behandlung von herzkranken Kindern vor 1994 gab, war der Neubeginn am heutigen Standort des Herzzentrums schwierig, weil das Team neu aufgebaut werden musste“, gibt er zu. Doch dieser Zustand war nur von kurzer Dauer. Denn immer mehr renommierte Ärzte aus der Kinderkardiologie und Kinderherzchirurgie entschlossen sich, den Standort Leipzig mit ihrer Expertise zu bereichern und hier einen beruflichen Neustart zu wagen. Professor Dr. Ingo Dähnert gehörte ebenso dazu wie Professor Dr. Martin Kostelka, ein tschechischer und an vielen Kliniken begehrter Kinderherzchirurg. Dank ihnen entwickelte sich das Herzzentrum Leipzig bis heute zu einem der führenden deutschen Zentren auf diesem Gebiet. Kinderherzmediziner, sagt Ingo Dähnert, seien bis heute besonders rar. „Um ein guter Arzt auf diesem Gebiet zu werden, braucht es Begabung, Talent und eine lange Lehrzeit. Fast so, wie bei einem Ausnahmemusiker“, erläutert er. Vor allem die Zartheit des jungen Gewebes, die geringe Körpergröße der Kinder und die Tatsache, dass jeder Eingriff schnell von statten gehen muss und nicht wiederholbar ist, verdeutlichen die medizinische Einzigartigkeit. „Ein erwachsener Organismus vergibt dem Arzt durchaus kleinere Fehler. Der eines Kindes nicht“, betont Dähnert. Hinzu kommt, dass die Fälle sich immer wieder voneinander unterscheiden. Die Möglichkeit, bestimmte Handlungsabläufe mehrmals zu üben, sei äußerst gering. „Für jedes Kind braucht es vor der anstehenden Operation oder Intervention einen besonderen Plan", so Dähnert weiter. Eine Katheterbehandlung bei Kindern wird im Unterschied zur Operation bei schlagendem Herzen durchgeführt. Das Kind liegt nicht in Narkose, sondern schläft für den Zeitraum des Eingriffs nur. Ein Vorteil der Kardiologie, berichtet der Professor aus langjähriger Erfahrung, ist, dass die Intervention deutlich schonender für den kleinen Körper sei als der operative Eingriff. Zumal auch der Kreislauf der Patienten die gesamte Zeit über voll intakt bleibe. Gleichwohl, fügt Dähnert an, könne ein Kardiologe nur einen einzelnen Fakt ändern. Löcher in dem jungen Herzen zu schließen etwa. Der Kinderherzchirurg hingegen, kann gestalten. Sein Part seien daher die komplexen Herzfehler. Im Herzzentrum Leipzig ist die Zusammenarbeit beider Teilgebiete gelebte Normalität. „Kardiologie, Chirurgie und Technik agieren eng miteinander. Dieses Teamwork ist letztendlich mitverantwortlich für die hohe Erfolgsquote hier im Haus“, hebt Ingo Dähnert hervor. Im gesamten Jahr 2019 wurden am Herzzentrum Leipzig mehr als 900 Kinder operiert oder interveniert. Aufgabe von Kinderkardiologe Ingo Dähnert und seinen 25 Mitarbeitern waren dabei auch das Schließen von Löchern im Herzen oder das Einsetzen von Schrittmachern. Letzteres ist ein Gebiet, auf dem das Herzzentrum Leipzig bei Kindern deutschlandweit die größten Erfahrungen aufweist. Auch in der Kinderrhythmologie, einem noch sehr jungen Spezialgebiet, sei man in führender Position, so der Professor. Diesem hohen Leistungsstandard ist die wachsende Zahl von EMAH-Patienten geschuldet, den Erwachsenen mit angeborenem Herzfehler. Wegen ihrer körperlichen Eigenart benötigen sie besondere medizinische Aufmerksamkeit und Behandlung. Doch auch hier fehlt es an Spezialisten, die sich dieses Themas annehmen können. „EMAH sind eine unterversorgte Gruppe“, verdeutlicht Ingo Dähnert deshalb. Deutschlandweit gebe es etwa 400 Ärzte, die auf EMAH spezialisiert sind, sieben von ihnen arbeiten am Herzzentrum Leipzig. Akuter Handlungsbedarf ist somit geboten. Denn Schätzungen sagen voraus, dass sich die Zahl der EMAH-Patienten in den nächsten zwei Jahrzehnten mehr als verdoppeln wird. Im Kinderherzzentrum Leipzig arbeiten Kinderkardiologen und Kinderherzchirurgen zusammen mit einem eingespielten Team aus erfahrenen Pflegekräften, um Kindern mit erworbenen oder angeborenen Herzfehlern ein normales Leben zu ermöglichen. Viele Kinder werden im Herzzentrum Leipzig bis ins Erwachsenenalter betreut und regelmäßig medizinisch untersucht. Damit gehören wir zu den wenigen Zentren in Deutschland, die diese breite Expertise anbieten.