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Was tun bei Mangelernährung?

Wenn es um die Ernährung geht, ist jede:r Einzelne selbst gefragt. Eine ausgewogene Kost ist wichtig für unsere Gesundheit. Doch in den Krankenhäusern zeigt sich eine stetig steigende Anzahl an fehlernährten Patient:innen. Erkrankungen und verzögerte Genesungen sind die Folge. Woran liegt das?

Patienten Beratungsgespräch

Neue Form der Mangelernährung

Mit deutlichen Worten schlägt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) dieser Tage Alarm. Ihrer Aussage nach hat sich weltweit der Anteil der Übergewichtigen seit 1975 fast verdoppelt. Wenig Bewegung, sitzende Tätigkeiten und vor allem Fast Food statt einer vollwertigen Mahlzeit lassen die Fettleibigkeit rapide anwachsen und zu einer neuen Form der Mangelernährung werden.

In Deutschland, so die WHO, tangiert der Anteil der Übergewichtigen bei 57 Prozent (2016). Zehn Jahre zuvor lag er noch bei 53 Prozent. Auch wenn Deutschland damit weit hinter den Spitzenreitern Vietnam, Malediven, Laos oder Thailand auf Rang 167 liegt, ist der Ernst der Lage dennoch nicht zu übersehen.

Helios Park-Klinikum Leipzig

Leitender Oberarzt der Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie, Hämatologie, Onkologie

Etwa ein Viertel der erwachsenen Patientinnen und Patienten, die zu uns kommen, weisen eine Mangelernährung auf.

Mangelernährung hat zwei Seiten

Letztlich gibt es zwei Seiten der Medaille: Einerseits gibt es die Menschen mit Untergewicht, Gewichtsverlust, Eiweißmangel und Entkräftung. Andererseits ist die Fettleibigkeit auch eine Form des mangelhaften Ernährungszustandes, die häufig mit Muskelschwund einhergeht.

„Etwa ein Viertel der erwachsenen Patientinnen und Patienten, die zu uns kommen, weisen eine Mangelernährung auf“, so Dr. Markus Zachäus, Leitender Oberarzt der Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie, Hämatologie, Onkologie und Palliativmedizin am Helios Park-Klinikum Leipzig.

Je höher das Alter, umso größer steigt die Problemzahl, sagt er. Bei über 80-jährigen Heimbewohner:innen kann der Anteil der Mangelernährten bereits über 80 Prozent liegen.

Die Folgen einer falschen Ernährung sind hinlänglich bekannt und wissenschaftlich belegt:

Mangelernährung erschwert die Genesung

Mangelernährung mindert nicht nur die Lebensdauer, sie erschwert darüber hinaus auch mögliche Klinikaufenthalte. „Bei diesen Patientinnen und Patienten treten vermehrt Wundinfektionen auf, sie sprechen mitunter schlechter auf Chemo- oder Strahlentherapien an. Unterernährte Patienten liegen sich außerdem öfters wund als besser genährte”, erläutert Ernährungsberaterin Franziska Meyer.

Das zu verhindern, ist erklärtes Ziel. Neben der richtigen und bedarfsgerechten Ernährung gehören körperliche Aktivierung und Physiotherapie zum Therapieplan in der Klinik.

Eine der Aufgaben der Ernährungsberatung ist es deshalb zu zeigen, wie man richtig isst und trinkt. Nicht immer ist es möglich, eine allen Patient:innen schmackhafte und zugleich ausgewogene und bedarfsgerechte Kost zu bieten. „Aber unser Haus gibt täglich sein Bestes, dieses Ziel zu erreichen”, betont Dr. Zachäus. Essen, fügt er an, habe nicht nur eine biologische, sondern auch eine soziale Funktion.

Fleisch erhöht das Darmkrebsrisiko

Verbote spricht man den Patient:innen dennoch nicht aus. „Wir geben stattdessen Empfehlungen”, sagt Dr. Zachäus. Dazu gehört unter anderem der Hinweis, dass zu viel rotes Fleisch das Dickdarmkrebsrisiko steigen lässt. „Der Verzehr von Fleisch sollte etwas Besonderes sein”, verdeutlicht er. Aus Sicht des Mediziners spiele es jedoch keine Rolle, ob man einen moderaten Fleischkonsum pflegt oder sich vegetarisch oder gar vegan ernährt. „Solange es ausgewogen ist, alle Bedürfnisse des Körpers befriedigt und schmeckt, ist alles gut”, gibt Dr. Zachäus als Maßgabe vor.

Helios Park-Klinikum Leipzig

Ernährungswissenschaftlerin

Wenn man zu schnell Gewicht verliert, kann das Stoffwechseleffekte auslösen, die durchaus auch schmerzhaft sein können, beispielsweise die Bildung von Gallensteinen.

Langsam abnehmen

Für Fehlernährte Patienten ist es immer überlegenswert, seine Ernährungsweise zu überdenken und gegebenenfalls zu ändern. Denn parallel zum Übergewicht steigt nicht nur das gesundheitliche Risiko für den Einzelnen, es stellt auch eine Belastung für das gesamte Gesundheitssystem dar.

Die Folgeerkrankungen von Übergewicht verursachen mittlerweile hohe Kosten, etwa für die medizinische Behandlung, den etwaigen Arbeitsausfall oder die Rehabilitation.

Körpergewicht abzubauen und den Body-Mass-Index (BMI) auf ein gesundes Maß zu setzen, ist deshalb angesichts der Fehlentwicklung in der Gesellschaft ein Gebot der Stunde. Wer sich diesem Vorhaben stellt, rät der Mediziner, „sollte sich aber realistische Ziele setzen.” Zwei Kilogramm pro Monat wären gut.

„Schon oft habe ich festgestellt, dass viele Patientinnen und Patienten gar nicht wissen, wie viele Kalorien sie täglich zu sich nehmen sollten oder maximal aufnehmen dürfen“, so Meyer. Dies ist also oftmals ein erster Ansatzpunkt für eine langfristige gesunde Ernährung und eine langsame Gewichtsabnahme.

Ernährungsexpertin Franziska Meyer ergänzt: „Wenn man zu schnell Gewicht verliert, kann das Stoffwechseleffekte auslösen, die durchaus auch schmerzhaft sein können, beispielsweise die Bildung von Gallensteinen.“

Dass immer mehr Menschen eine Fettleber aufwiesen, sei keineswegs dem Alkoholmissbrauch zuzuschreiben. „Es zeigt uns vielmehr, dass hier etwas bei der Ernährung im Argen liegt”, so Dr. Zachäus. Er setzt sich deshalb dafür ein, die Themen gesunde Ernährung, Körperempfinden und Hygiene verstärkt in der Schulbildung zu verankern. Natürlich gehört auch die körperliche Aktivität dazu.

Im Helios Park-Klinikum Leipzig geht man in punkto Ernährung mit gutem Beispiel voran. Um eine mögliche Mangelernährung zu erkennen und dieser gezielt entgegentreten zu können, werden alle Patient:innen bei der stationären Aufnahme diesbezüglich befragt und untersucht.

Darüber hinaus hat sich das Klinikum für den sogenannten „Nutrition Day“ zertifiziert. An dieser Aktion nehmen mittlerweile Kliniken und Pflegeeinrichtungen aus mehr als 20 Ländern teil und erheben stichpunktartig Werte zur Ermittlung des Ernährungszustandes ihrer Patient:innen. Mit diesen Erkenntnissen können die Mediziner:innen Betroffene noch besser für eine gesunde Kost sensibilisieren.

Dick sein und trotzdem mangelernährt ist also möglich – und die Ursache dafür kein Zufall. Es wird höchste Zeit, diesem falschen Trend wirksam entgegenzutreten.

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