Das Jahr 2020 war für Helios als großer internationaler Träger von Gesundheitseinrichtungen ein in jeder Hinsicht besonderes. Wie blicken Sie hierauf zurück?
Die Corona-Pandemie hat uns einmal mehr bestärkt in dem, was wir tun. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Kliniken haben dazu beigetragen, die Pandemie in den Griff zu bekommen. Sie haben um jedes Menschenleben gekämpft. Das war und ist eine großartige Leistung – darauf können wir stolz sein. Die Pandemie hat uns bestätigt, dass wir stark und gut aufgestellt sind und – nicht zuletzt – dass unsere Kliniken regional und vor Ort hervorragend zusammenarbeiten.
Die Pandemie und ihre Gegenmaßnahmen haben das Land in Teilen polarisiert. Wie sind die Beschäftigten bei Helios damit umgegangen?
Auch bei Helios haben wir sehr viele Menschen, die durch die Lockdowns und Einschränkungen schwer belastet waren. Das wurde aber wenig in die Kliniken getragen, weil wir dort durch die zahlreichen COVID-19-Patienten die Folgen der Erkrankungen hautnah miterlebten. Keiner wäre auf die Idee gekommen, die Pandemie zu verharmlosen. Insofern sind in unseren Kliniken nicht so extreme Sichten entstanden, wie sie in Teilen der Gesellschaft bis heute bestehen. Aber natürlich gab es unterschiedliche Einschätzungen zur Dramatik des Geschehens. Ich selbst habe mehrfach vor Panikmache gewarnt. Unsere Kliniken mussten unterschiedlich viele, oft schwerstkranke COVID19-Patienten versorgen. Die hohe Sterblichkeit hat zusammen mit dem gesellschaftlichen Druck auch emotional zu einer höheren Belastung bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern geführt. Und das, obwohl wir 2020 in den Kliniken insgesamt rund 15 Prozent weniger Patientinnen und Patienten als 2019 betreut haben.
Wie wird sich das Gesundheitssystem nach der Pandemie verändern?
Im Grunde genommen sehen wir bei Helios drei Trends, die wir – auch basierend auf den Pandemie-Erfahrungen – aktiv begleiten werden. Zunächst geht es um den Auf- und Ausbau von Versorgungsnetzwerken: Wir haben gerade in der Pandemie wieder festgestellt, dass Menschen besser versorgt werden können, wenn sich Kliniken innerhalb einer Region eng zu Kapazitäten und Behandlungsmöglichkeiten abstimmen. Damit einher geht der Trend zur ambulanten Medizin. Wir haben in Deutschland viele akut-stationäre Eingriffe, die in anderen Ländern – wie beispielsweise in der Schweiz – gesetzlich geregelt ambulant angeboten werden. Wir gehen davon aus, dass bis zu drei Prozent der normalerweise 19 Millionen stationär versorgten Patientinnen und Patienten ambulant behandelt werden könnten. Das wird zu der Frage führen, ob man in Deutschland noch alle Kliniken in der heute bestehenden Form braucht. Aber auch, wie künftig die ambulante Medizin ausgebaut und vergütet werden soll.