„Tropenchirurgen haben Improvisationstalent“

Titisee-Neustadt

5 Fragen an: Dr. Gabriele Holoch (54) ist nicht nur Chefärztin Orthopädie und Unfallchirurgie der HELIOS Klinik Titisee-Neustadt – sondern auch Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Tropenchirurgie.

1. Was ist ein Tropenchirurg?

Über 70 Prozent der Weltbevölkerung haben keinen Zugang zu adäquater medizinischer Versorgung. Oft gehen die Patienten erst in sehr späten Krankheitsstadien und – als Folge der Armut – mit hierzulande häufig unbekannten Krankheitsbildern zum Arzt. Der Tropenchirurg muss daher ein breit ausgebildeter, interdisziplinärer Arzt für diese Menschen sein.

2. Warum bietet die Deutsche Gesellschaft für Tropenchirurgie Workshops an?

Wir wollen den jungen Ärzten, die einen Teil ihrer Ausbildung im Ausland verbringen wollen, das Nötige beibringen und sie auf die kulturellen Unterschiede vorbereiten, damit sie dort gute Ärzte sein können.

3. Was reizt Sie an diesem Thema?

Ich habe Hochachtung vor der Leistung unserer Kollegen in den Entwicklungsländern und bin dankbar, wenn ich bei Symposien und auch bei Besuchen vor Ort Einblick in deren Berufsalltag bekomme. Mit großer Phantasie und erstaunlichem Improvisationstalent verstehen sie es, trotz erheblichem Mangel an für uns selbstverständlichen Basisausrüstungen, ihre Patienten zu versorgen.

4. Welche Erfahrung haben Sie selbst im Bereich der Tropenchirurgie gemacht?

Von 1990 bis 1993 habe ich zusammen mit meinem Mann im Landesinneren von Brasilien eine Klinik für die arme Bevölkerung aufgebaut.

5. Was raten Sie jungen Kollegen, die sich mit dem Thema Tropenchirurgie beschäftigen möchten?

Wer in einem Entwicklungsland arbeiten möchte, sollte eine gute medizinische Ausbildung haben, sich vorher „despezialisieren“ und sich vor allem auf die kulturellen Unterschiede vorbereiten.