Suchen
Menü
Schließen

Will Mama weiterleben? Ethische Fragen im Krankenhaus

Die Patientenrechte im Krankenhaus sind das wichtigste Gut neben der medizinischen Behandlung. Zum Tag des Patienten am 26. Januar erklärt das Ethikkomitee der Helios Kliniken Schwerin seine Arbeit
26. Januar 2022

Seit knapp elf Jahren wird im Schweriner Krankenhaus regelmäßig ein Ethikkomitee berufen, die Mitglieder für drei Jahre ernannt. Sie übernehmen eine Beratungsfunktion in ethisch schwierigen, möglicherweise strittigen Entscheidungssituationen.

Andreas Greve ist Seelsorger im Krankenhaus. Er gehört dem Ethikkomitee seit Beginn an. „Die Arbeit im Komitee geschieht ehrenamtlich. Alle Mitglieder sind weiterhin in ihren normalen Funktionen tätig“, erklärt er. „Damit bleibt der Kontakt zu Kollegen, Patienten und Angehörigen im Alltag bestehen. Das hilft ungemein, wenn wir Situationen einschätzen wollen.“ Im Durchschnitt finden 15 bis 20 Beratungen pro Jahr statt. Das Komitee kann jeder anfragen, der sich im Krankenhaus in einer ethisch schwierigen Situation befindet und Hilfe benötigt.

Die häufigsten Fragen, mit denen sich das Komitee beschäftigt, drehen sich um Schwerstkranke. Ist es möglich, den Patienten weiter kurativ zu behandeln und auf Heilung zu hoffen? Oder sollte der Patient palliativ begleitet werden? Ist eine künstliche Beatmung oder künstliche Ernährung vom Patienten gewünscht? Ist die Fixierung eines Patienten angebracht? Greve erklärt: „Dann laden wir die Beteiligten – Patienten, Angehörige, Ärzte, Pflegekräfte – zu einer ethischen Beratung ein. Das Ziel ist es, einen Behandlungsweg zu finden, der dem Willen des Patienten entspricht, von seinen Angehörigen akzeptiert und von Behandlern und Pflegekräften verantwortet werden kann.“  Bei diesen Beratungen ist jeder allein seinem Gewissen verpflichtet, betont er. Das Komitee arbeitet unabhängig und untersteht keiner Weisungsbefugnis.

Eine Entscheidung in den ethisch herausfordernden Situationen übernimmt das Komitee nicht. „Das Ethikkomitee ist beratend tätig. Wir sorgen dafür, dass jeder zu Wort kommt und seine Argumente für oder gegen eine Behandlung einbringen kann. Alle Argumente sollen angemessen berücksichtigt werden. Darauf achten wir.“ Ziel jeder Beratung ist eine einvernehmliche Empfehlung zur weiteren Behandlung, die auch in die Patientenakte kommt. Die Entscheidungen – medizinisch und pflegerisch - treffen weiterhin die behandelnden Ärzte und Pflegekräfte.

Für ihren Beratungseinsatz bekommen Greve und seine Mitstreiter viel dankbare Anerkennung. Die Last, möglicherweise etwas übersehen zu haben oder eine falsche Entscheidung zu treffen, wird durch das Komitee oft gelindert, so der Seelsorger.

Will Mama weiterleben? Ethische Fragen im Krankenhaus