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400 Tage und Nächte mit Corona: Stationsalltag zwischen Ausgangssperre und Corona-Hotspot

Auf der Station 6 der Helios Klinik Wesermarsch liegen erkrankte Corona-Patienten isoliert. Die ursprünglich internistische Station wird seit dem Frühjahr 2020 als Isolierstation für Patienten genutzt, die an Covid-19 erkrankt sind oder als Verdachtspersonen gelten. Die Pflegekräfte der Station 6 erzählen rückblickend, wie sie den Klinikalltag in der Pandemie erlebt haben.
19. März 2021

An den Glastüren steht "Isolationsbereich: Kein Durchgang“.  Auf der Isolationsstation der Helios Klinik Wesermarsch können aktuell 17 Patienten in Einzelzimmern versorgt werden. Normalerweise werden von dem Team der Station 6 doppelt so viele Patienten betreut. Durch die Isolationsmaßnahmen werden die Zimmer jedoch, solange es die Kapazitäten zulassen, nur noch mit einer Person belegt. In Hochzeiten wurden Anfang des Jahres 2021 insgesamt 21 COVID-19 Patientinnen und Patienten gleichzeitig auf der Station bereut.

Die Arbeit des Pflegeteams der Station ist trotz weniger Patienten deutlich anstrengender geworden: „Das Krankheitsbild hat sich komplett geändert gegenüber den herkömmlichen internistischen Patienten, die wir vorher versorgt haben, denn wir behandeln nun Patienten aller Fachbereiche, die darüber hinaus noch eine COVID19- Infektion haben.   

Hinzu kommen selbstverständlich umfangreiche Hygiene- und Schutzmaßnahmen. Bevor wir beispielsweise ein Patientenzimmer betreten, müssen wir uns immer komplett neu anziehen mit Schutzkittel, Kopfhaube, Einmalhandschuhe, FFP-2-Maske und Visier. Das bedeutet permanentes An- und Auskleiden unter strengen Hygienevorgaben“ sagt Jana von Bergen, Gesundheits- und Krankenpflegerin der Station 6.

Die Pflege im Zimmer wird dadurch deutlich erschwert. „Es ist sehr warm unter der Schutzkleidung, was wir spätestens am Ende des Dienstes auch merken und sehr erschöpft sind.“, erzählt die 31-Jährige.

Wir sind auch die Schulter zum Ausweinen

Seit 400 Tagen und Nächten im Krisen-Modus versorgt das Team nun Covid-19 Patienten. Die Patienten liegen häufig über viele Tage, mitunter Wochen, auf der Station 6. „Wir sind nicht nur Pflegende, sondern ersetzen auch momentan die Angehörigen und sind die Schulter zum Ausweinen“, erzählt Dagmar Reins. Sie ist ebenfalls Gesundheits- und Krankenpflegerin auf der Corona-Station. Die Isolation ist für die Patienten sehr herausfordernd. Die Zeit verstreicht für sie nur langsam und sie dürfen die Zimmer nicht verlassen. „Wenn wir die Zimmer betreten, müssen auch die Patienten einen Mund-Nasenschutz tragen. Manchmal wird aus mehreren Zimmern mehrfach hintereinander geklingelt, nur um soziale Kontakte mit uns zu pflegen. Oft geht es dann nur um Kleinigkeiten, doch auch dann sind wir für die Patienten da“, erzählt Dagmar Reins weiter.

Die Patienten stehen mit ihren Sorgen nicht alleine da. „Es ist momentan sehr emotional bei uns. Die körperliche, aber auch psychische Belastung ist groß. Zu Beginn wussten wir nicht was auf uns zu kommt. Wir kannten nur die Bilder aus den Medien. Natürlich haben auch wir Sorgen und Ängste.“ Sagt sie abschließend.

Darüber hinaus können sich die Kollegen derzeit im Stationszimmer nicht austauschen, denn ein gemeinsamer Kaffee ist nicht möglich und auch die Pausen sollten alleine verbracht werden. Alle achten sehr genau auf die Hygienevorgaben. Die Mitarbeiter der Station wischen immer wieder über Oberflächen, desinfizieren und halten sofern es die Arbeitsabläufe zulassen ausreichend Abstand.  „Wir geben alles, für die Patienten und für das Team. Es herrscht ein sehr großer Zusammenhalt und ich bin unglaublich stolz auf jeden einzelnen!“ sagt Sarah Wache, die ebenfalls im Pflegeteam der Station 6 ist.

Die Sorge sich im Rahmen der täglichen Pflege der Covid-19 Patienten selbst mit dem Virus zu infizieren hat auch die Auszubildende zur Gesundheits- und Krankenpflegerin Julia Wagner. „Wir haben zwar unsere Schutzkleidung und werden durch die Hygiene-Abteilung geschult und unterstützt“, sagt Julia Wagner. „Hier fühle ich mich sicher, jedoch ist die Sorge sich selbst zu infizieren und somit eine Gefährdung für seine eigene Familie und Freude zu sein, täglich in einem. Sicherheit gibt uns dabei jedoch das Angebot der Klinik sich zweimal wöchentlich mit einem Schnelltest testen zu lassen“ so die Auszubildende abschließend. Darüber hinaus konnte inzwischen allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die aktuell vor Ort tätig sind, ein Impfangebot gemacht werden, welches gut angenommen wurde.  

Akutversorgung in der Wesermarsch

Auch in der Zentralen Notaufnahme der Helios Klinik Wesermarsch hat sich die Situation innerhalb der Pandemie stark verändert. Durch die hohe Inzidenz im gesamten Landkreis stieg in Hochzeiten der Pandemie auch das Patientenaufkommen enorm. Darüber hinaus war die Zentrale Notaufnahme innerhalb der letzten 400 Tage nicht von der Notfallversorgung abgemeldet und konnte durchgängig die Akutversorgung der Bevölkerung in der Wesermarsch gewährleisten. Rückblickend kann jede Mitarbeiterin und jeder Mitarbeiter mit Stolz behaupten, die Herausforderungen der Corona Pandemie gut gemeistert zu haben. Dies weiß besonders auch die Geschäftsleitung der Klinik zu schätzen.

„Auch, wenn wir in unserem neuen Alltag auf Distanz gehen müssen, hat uns die Krise stärker gemacht und uns einander nähergebracht!“ sind sich alle Pflegekräfte der Isolierstation der Helios Klinik Wesermarsch einig.  

Fotocredit: Helios Klinik

BU_1: Bei ihnen steht der Teamgedanke immer im Vordergrund: v.l.n.r. Sarah Wache, Julia Wagner, Dagmar Reins, Matthias Kloy und Jana von Bergen sind ein Teil des Pflegeteams der Isolierstation.

BU_2: Seit Beginn der Pandemie vergeht kein Tag ohne sie: Die persönliche Schutzausrüstung bestehend aus FFP2-Maske, Schutzkittel, Haube, Einmalhandschuhe und Visier.   

400 Tage und Nächte mit Corona: Stationsalltag zwischen Ausgangssperre und Corona-Hotspot