Bei der Altersgruppe der über 65-Jährigen leiden 6,3 Prozent unter den Männern und 10,4 Prozent der Frauen an Demenz. Perspektivisch werden es jedoch noch mehr – entsprechend einer Studie der Weltgesundheitsorganisation WHO dürften bis 2030 rund 40 Prozent mehr Menschen weltweit mit Demenz leben als heute.
Auch in Krankenhäusern leiden immer mehr Patientinnen und Patienten an Demenz. „Die Demenz ist im Krankenhaus in der Regel nur eine Begleiterkrankung, die Hauptursache für den Krankenhausaufenthalt ist meist eine andere. Dennoch ist es wichtig, die Demenz als solche zu erkennen und den Patientinnen und Patienten die nötigen Hilfestellungen zu geben“, erläutert Christoph Koloff, Geriatrie-Koordinator an den Helios Kliniken Mittelweser.
Doch es gibt auch die Erkrankung des Delirs. „Demenzerkrankte sind besonders gefährdet für ein Delir. Jedoch kann prinzipiell jeder Mensch unter bestimmten Umständen ein Delir entwickeln, unabhängig vom Alter und von eventuellen Vorerkrankungen“, erläutert Petra Stolte, Parkinson-Nurse an den Helios Kliniken Mittelweser. Ein Delir tritt im Gegensatz zur Demenz akut auf und ist potentiell lebensbedrohlich. Eine schnelle Diagnose und die richtige Behandlung sind daher maßgeblich für die Heilung.
„Ein Delir kann sich aus unterschiedlichen Gründen entwickeln. Es kann sein, dass der Patient einen Infekt hat und an Flüssigkeitsmangel leidet. Oder dass ein alter Mensch, der nur seine gewohnte Umgebung kennt, ins Krankenhaus kommt und von den Eindrücken übermann wird. Dies sind nur zwei von vielen möglichen Auslösern“, ergänzt Koloff.
Um Menschen mit Demenz und auch Delir besser zu begegnen, hat sich Anfang Februar 2022 in den Helios Kliniken Mittelweser eine entsprechende Arbeitsgruppe gegründet, die aus Kolleginnen und Kollegen aus den Bereichen Pflege und Therapie besteht.
Ziel der Gruppe ist es, die Versorgung der dementiell Erkrankten stetig zu verbessern und entsprechende Maßnahmen in die Krankenhausstrukturen zu integrieren. Dies sind u. a. eine entsprechende räumliche Anpassung, Schulungen des Personals sowie eine bedarfsgerechte Milieuanpassung.
„Das fängt schon im Kleinen an, z. B. einer klar verständlichen Beschilderung innerhalb des Patientenzimmers. Oder dass auf jeder Station deutlich sichtbar ein Kalender hängt, den die Patientinnen und Patienten gut lesen können“, so Stolte.
Die Gruppe trifft sich im 14-tägigen Turnus für jeweils 1,5 Stunden. Hier werden bereits angestoßene Projekte evaluiert und neue Projekte definiert. „Letztlich sprechen wir aber an die Geschäftsführung nur Empfehlungen aus. Unsere Kompetenz liegt in der Beratung“, erläutert Koloff.
Glücklicherweise hat die Gruppe da bei Klinikgeschäftsführer Christian Thiemann den richtigen Nerv getroffen. „Ich war früher selbst Gesundheits- und Krankenpfleger und weiß, wie anspruchsvoll die Behandlung von dementiell erkrankten Patientinnen und Patienten ist. Die Arbeitsgruppe ist enorm motiviert und hat klar im Blick, welchen Bedürfnissen noch mehr entsprochen werden muss. Ich bin sehr dankbar für ihr Engagement und bin mir sicher, dass sie viel bewegen wird“, so der Klinikchef.
Foto: v.l.: Marie-Claire Fortwengel, Martina Panning, Andrea Mahler, Christoph Koloff, Petra Stolte, Ani Poghosyan, Birgit Kramer, Anke Büscher, es fehlt Susann Schlee