Suchen
Menü
Schließen

Therapie als essentieller Bestandteil einer geriatrischen Komplexbehandlung

Das Konzept der geriatrischen Komplexbehandlung besteht aus dem perfekten Zusammenspiel mehrerer involvierter Abteilungen. Von besonderer Bedeutung ist die therapeutische Leistung. Warum die Physio-, Ergo- und Logotherapie so wichtig ist und welche Rolle hier auch Hindernisparcours und Mensch ärgere Dich nicht spielen, erläutert Leitung Friederike Hittmeyer.
30. März 2022

Einen alten Menschen nach einer Erkrankung wieder auf die Beine zu bringen, ist – im Vergleich zu jungen Patienten – ein echter Marathon. „Der 35-Jährige kann nach einem Beinbruch und der entsprechenden OP in der Regel nach zwei Tagen sicher an Stützen laufen und braucht keine weitere Unterstützung. Der geriatrische Patient kann sich im schlimmsten Fall nicht einmal an die Bettkante setzen, auch wenn er vorher laufen konnte“, erläutert Friederike Hittmeyer, Leitung des Therapieteams der Helios Kliniken Mittelweser.  Doch warum ist das so? „Zum einen liegt es an der deutlich schwächeren Muskulatur, die sich nur langsam wiederaufbaut. Zum anderen ist es auch die Auffassungsgabe, die ein schnelles Lernen nicht erlaubt.“ 

Wenn ein Patient in der geriatrischen Abteilung in der Stolzenauer Helios Klinik aufgenommen wird, leidet er oder sie entweder an einer internistischen Erkrankung, hat ein neurologisches Beschwerdebild oder ist vorab in der Nienburger Klinik operiert worden. „Der Klassiker ist der Oberschenkelhalsbruch oder andere Brüche im Rahmen des Alterstraumazentrums. Noch in Nienburg findet immer die sog. Erstmobilisation an die Bettkante statt“, so Hittmeyer. 

Auch in Stolzenau findet die Therapie zunächst im oder am Bett statt. Zu Beginn werden bettlägerige Patienten wieder in den Sitz zu mobilisiert, d. h. es wird der Transfer vom Bett an die Bettkante sowie der freie Sitz an der Bettkante trainiert. Wenn möglich, wird auch der Stand geübt – oder zumindest die Mobilisation in den Rollstuhl, damit sie auch am Stationsleben und sozialen Kontakten zu anderen Patienten teilhaben können. 

Das Ziel ist der Therapie ist es, dass die Patienten ihre vorherige Mobilität wiedererlangen und zurück in ihr häusliches Umfeld entlassen werden können. „Wenn Patienten vorher Rollator-mobil waren, so ist es unser Ziel, dies auch wiederzuerlangen“, erläutert Hittmeyer.  Hierzu werden unterschiedliche Szenarien geübt, z. B. beim Rollatortraining das Überwinden des Bordsteins oder das Bewältigen eines Hindernisparcours, um die Geschicklichkeit zu trainieren. 

Doch auch die Ergotherapie ist ein wichtiger Faktor. „Hierbei findet das kognitive Training statt. So absurd es sich für Außenstehende auch anhören mag, das gemeinsame Spielen von Gesellschaftsspielen wie Memory oder Mensch ärgere Dich nicht – also von Spielen, die die Erkrankten schon ihr ganzes Leben lang kennen - ist hier nicht zu unterschätzen“, so Hittmeyer.

Zur Ergotherapie gehört ebenfalls das sog. Alltagstraining. Konkret heißt das Anzieh- oder Frühstückstraining, z. B. mit verdickten Griffen an den Gabeln.

Als dritter wichtiger Faktor kommt die Logopädie hinzu. „Hier geht es vor allem um Sprach-, Sprech- und Stimmstörungen, aber auch von Kau- und Schluckstörungen“, erläutert Hittmeyer.  

Entscheidend sind hier jedoch nicht nur die einzelnen Bereiche. „Es ist die interdisziplinäre Zusammenarbeit, auf die es ankommt. Die Kolleginnen besprechen morgens jeden einzelnen Patienten, wann welche Therapie Sinn macht. Es geht darum, die Patientinnen und Patienten zu fördern, aber nicht zu überfordern.“ Auch mit der Pflege findet eine enge Abstimmung statt.

Die Zufriedenheit in ihrem Job sieht Hittmeyer in den Fortschritten der Patientinnen und Patienten. „Wir erhalten eine so große Dankbarkeit und es ist einfach schön zu sehen, wenn wir mit unserer Arbeit etwas bewirken können.“ 

Wir danken für das Interview und dem gesamten Team für ihren täglichen Einsatz!
 

Foto: Das Therapeutenteam in Stolzenau

Therapie als essentieller Bestandteil einer geriatrischen Komplexbehandlung