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Für die Arbeit von Ägypten nach Nienburg

Ahlam Adbelhamid und Samah Sakr sind zwei der ersten Fachkräfte aus der Pflege, die im Jahr 2020 aus Ägypten nach Nienburg gekommen sind. Ihr Ziel war, hier in Deutschland eine Zukunft aufzubauen, in der vor allem auch ihre Kinder später bessere Chancen haben würden. Nach erfolgreich bestandener Anerkennungsprüfung konnten sie nach 20 Monaten nun ihre Familien zu sich holen. Beruflich sind sie mittlerweile feste Teammitglieder auf ihren jeweiligen Fachstationen der Nienburger Helios Klinik.
01. April 2022

Ein beruflicher Wechsel ist immer ein großer Schritt. Dazu noch das komplette Leben in eine neue Kultur zu verlagern, ist eine echte Herausforderung. Unsere Kolleginnen Ahlam Abdelhamid und Samah Sakr haben diesen Schritt gewagt und sind als Pflegekräfte aus Ägypten nach Nienburg gekommen. 

Die 33-Jährige Ahlam hatte nach ihrem Studium im Bereich der Pflege eine Anstellung im Krankenhaus der Stadt Kafr El Sheikh, 134 km nördlich von Kairo, gefunden. „Ich war hier als Pflegefachkraft auf der Intensivstation für Neugeborene tätig. Zwei Jahre später wurde mir die Stationsleitung übertragen“, so Ahlam. Parallel hatte sie neben der Tätigkeit im Krankenhaus eine Weiterbildung im Bereich Krankenhausmanagement absolviert. Die 30-jährige Samah arbeitete zuvor in Menufeya, ca. 90 km von Kairo entfernt. Hier war sie sechs Jahre lang als Dozentin für Pflege an der Universität tätig. 

Dennoch entschieden sich beide für den Umzug nach Deutschland. „Wir wollten beide einfach, dass unsere Kinder in einer Umgebung aufwachsen, in der sie bessere Chancen haben, später einen guten Beruf zu finden“, so Ahlam.

Im März 2020 kamen sie daher mit der ersten Gruppe von drei Pflegekräften aus Ägypten nach Nienburg. Das Team Integration der Helios Kliniken Mittelweser hatte sich im Vorfeld um Wohnraum und alle Regularien gekümmert - und auch bei Ankunft nahmen sie die neuen Kolleginnen und Kollegen unter ihre Fittiche. „Sie haben uns in allem unterstützt, Behördengängen, Anträgen und auch in alltäglichen Dingen. Sie waren einfach eine große Hilfe haben sich sehr um uns bemüht“, beschreibt Samah. 

Beruflich mussten sie zunächst den sog. Anerkennungslehrgang mit anschließender Prüfung durchlaufen. Hierzu zählen neben der praktischen Ausbildung auf den Stationen auch 180 Stunden an theoretischem Unterricht zum Thema Pflege, Recht, Medizin und Kommunikation. Hinzu kommt der zweimal wöchentlich stattfindende Deutschunterricht. 

„Der ergänzende Deutschunterricht war für mich sehr wichtig, denn ich fühlte mich in der Sprache noch sehr unsicher. Zwar hatte ich in Ägypten die Prüfung zum B2-Level absolviert, doch hier hatte ich große Hemmungen und Angst, Fehler zu machen“, erinnert sich Ahlam. Geholfen hat ihr das Begegnungscafé der Nienburger Kirchengemeinde St. Martin. „Wir treffen uns immer dienstags und tauschen uns aus. Die Sprache in zwanglosen Gesprächen zu festigen, hat mir mehr Selbstsicherheit gebracht, von der ich jetzt auch beruflich profitiere.“ 

Für beide Kolleginnen war es eine sehr lehrreiche, aber auch eine sehr herausfordernde Zeit. „Wir haben 20 Monate auf unsere Kinder verzichtet. Wir haben zwar jeden Tag videotelefoniert, aber wir haben sie trotzdem schrecklich vermisst“, so Samah. 

Glücklicherweise konnte sie sich gegenseitig helfen und unterstützen, denn sie waren auch zusammen in einer gemeinsamen Wohnung untergebracht. Gemeinsam sind sie viel spazieren gegangen oder haben sich an die Weser gesetzt und die Natur genossen.
Mittlerweile sind ihnen ihre Familien nach Deutschland gefolgt. Die größeren Kinder sind bereits in der Grundschule, die kleineren gehen in Kürze in den neu errichteten Kindergarten am Meerbachbogen – direkt gegenüber vom Krankenhaus. Die Männer waren in Ägypten als selbständiger Maler bzw. als Automechaniker tätig. In ihrem ursprünglichen Beruf haben sie jedoch noch keine Anstellung gefunden, da sich zunächst ihre Sprachkenntnisse verbessern müssen. Daher haben beide zunächst eine Stelle als Hilfsarbeiter in einem lebensmittelverarbeitenden Unternehmen in Nienburg angetreten.  

Beide Frauen sind trotz mittlerweile getrennter Wohnungen noch immer gut befreundet. „Wir passen auch gegenseitig auf unsere Kinder auf, wenn die jeweils andere gerade Schicht hat“, so Ahlam. 

Beruflich arbeitet Ahlam mittlerweile als festes Teammitglied auf der Station 5 des Nienburger Krankenhauses, Samah auf der Station 3. „Ich arbeite sehr gerne mit meinen Kolleginnen und Kollegen zusammen. Es ist ein tolles Team“, freut sich Samah. Auch Ahlam ist dankbar, dass sie von ihren Kolleginnen und Kollegen auf der Station so viel Unterstützung erhält. 

Perspektivisch möchten sie sich gerne noch weiterentwickeln. „Ich könnte mir auch gut vorstellen, auf der Intensivstation zu arbeiten“, erläutert Ahlam. Samah hingegen hätte auch Interesse an der gynäkologischen Abteilung oder auch im Bildungszentrum im Bereich der Lehre. Freude finden beide in der täglichen Arbeit mit den Patienten. „Ich stelle mich zunächst immer vor, damit sie wissen, mit wem sie es zu tun haben. Es freut mich immer, wenn ich den Patienten helfen kann und merke, dass es ihnen durch meine Unterstützung bessergeht“, so Ahlam. 

Ganz angekommen sind sie in Nienburg noch nicht, sie müssen sich auch als Familie hier erst einmal richtig einleben. Und natürlich fehlen ihnen auch die Angehörigen im Heimatland. „Ob es letztendlich der richtige Schritt für uns war, wird die Zukunft zeigen. Doch wir sind stolz auf das, was wir schon jetzt alles geschafft haben“, erklärt sie weiter.

Ein Kompliment an Ahlam und Samah für ihre Willenskraft und ihr Durchhaltevermögen!
 

Foto: v.l. Ahlam Adbelhamid und Samah Sakr 

Für die Arbeit von Ägypten nach Nienburg