Die Verbindung zwischen dem Landkreis Nienburg und Brasilien wird immer stärker: Erneut reiste Dr. Michael Stalp, dieses Mal in Begleitung von Klinikgeschäftsführer Christian Thiemann, in die brasilianische Stadt Ijuí, um Bewerbungsgespräche mit zukünftigen Pflegekräfte im Rahmen des gemeinsamen Projektes mit der dortigen Universität zu führen.
Stalp, der die Partnerschaft aufgebaut hat, ist mittlerweile ein bekanntes Gesicht in der vergleichsweise kleinen brasilianischen Stadt. Erst im November letzten Jahres hatte er dort wieder acht Studentinnen und Studenten für die Helios Kliniken Mittelweser gewinnen können, eine davon wird bereits im Herbst dieses Jahres anreisen. Sie folgt damit auf Jaqueline Piccoli Korb und Kélen De Barcelos Astarita, die bereits seit knapp einem Jahr in den Helios Kliniken Mittelweser tätig sind.
Dass auch Christian Thiemann ihn begleitete, war Stalp besonders wichtig. „In Brasilien läuft alles über persönliche Kontakte. Mich kennen an der Universität nun alle, doch auch mir kann mal etwas passieren. Daher ist es wichtig, dass man dort zumindest noch eine weitere Person aus den Helios Kliniken Mittelweser kennt.“
Dieser gemeinsame Besuch war von Erfolg gekrönt, denn vierzehn Studentinnen und Studenten haben den Vertrag unterschrieben. Dafür hatten Stalp und Thiemann jedoch einen straffen Zeitplan zu bewältigen. „Kaum gelandet, haben wir eine große Informationsveranstaltung für interessierte Studentinnen und Studenten gegeben. In den nächsten Tagen folgten dann die genau durchgetakteten Vorstellungsgespräche“, so Stalp.
25 intensive Bewerbungsgespräche fanden in zweieinhalb Tagen statt. „Es war immens wichtig, dass wir uns hier von Angesicht zu Angesicht gegenübersaßen. Man darf einfach nicht vergessen, was für ein großer Schritt dies im Leben dieser jungen Menschen ist, die dann von heute auf morgen über 12.000 km von ihrer Familie entfernt sind. Da ist eine stabile Vertrauensbasis unerlässlich“, erläutert der ärztliche Direktor.
Doch auch für die Bewerberinnen und Bewerber hatten es die Gespräche in sich. „Neben den fachlichen Aspekten haben wir auch viele private Fragen gestellt. Dies war wichtig, um herauszufinden, ob sie auch wirklich bereit für diesen Schritt sind und ob sie die Unterstützung ihres sozialen Umfeldes hierzu haben“, so Thiemann. Auch wurden die Unterschiede des deutschen und brasilianischen Pflegesystems besprochen.
Begeistert waren beide von der exzellenten Vorbereitung durch die Universität. „Da stimmte einfach alles, von der Vorauswahl der Studentinnen und Studenten bis hin zur Organisation der Bewerbungsgespräche. Wir wurden hier sehr professionell begleitet. Auch die Bewerberinnen und Bewerber selbst waren sehr gut vorbereitet“, erläutert Stalp.
Ebenfalls mit von der Partie waren aus der Helios Klinik Cuxhaven Pflegedirektor Bernd Hartig sowie Integrationsmanagerin Cristiana de Santos. Für ihren Standort konnten sie acht zukünftige Pflegekräfte gewinnen.
Die Pflegekräfte werden jedoch nicht alle zum gleichen Zeitpunkt nach Deutschland kommen. „Dies liegt ganz einfach daran, die Studenten in unterschiedlichen Semestern sind. Das Pflegestudium in Brasilien nebst Praktika dauert zehn Semester, also fünf Jahre. Sobald jemand den Vertrag unterschreibt, geht er oder sie für ein Jahr in den Deutschunterricht, um das B2-Level zu erreichen. Doch das Studium selbst muss auch beendet werden“, stellt Stalp die Situation dar.
Doch auch ältere und praxiserfahrene Pflegekräfte haben die Möglichkeit, an dem Programm teilzunehmen. Für diese ist dann nur noch der einjährige Deutschkurs abzuleisten. Auch wird es zukünftig so sein, dass der Studienabschluss nicht zwingend an der Universität von Ijuí erfolgt sein muss. „Das bietet uns eine deutlich größere Möglichkeit, Bewerberinnen und Bewerber für uns zu gewinnen und somit dem Pflegemangel, mit dem wir tagtäglich konfrontiert werden, gezielt entgegenzuwirken“, so Thiemann erfreut.
Foto: Die neuen Kolleginnen und Kollegen aus Brasilien