Der zehnjährige Laurindo Adolfo ist eines von vielen Kindern, die im Friedensdorf International im Dinslaken/Oberhausen (NRW) untergebracht sind. Das aus Spenden finanzierte Friedensdorf macht sich bereits seit über 50 Jahren zur Aufgabe, verletzten und kranken Kindern aus Kriegs- und Krisengebieten durch medizinische Behandlungen zu helfen. Auch Laurindo ist aufgrund seiner schweren Beinfehlstellung auf medizinische Unterstützung angewiesen und wurde bereits in 2018 zum ersten Mal in den Helios Kliniken Mittelweser ohne in Rechnungstellung von Kosten operiert und weiterbehandelt.
„Im Krisengebiet Angola ist es so, dass der Großteil der Bevölkerung in sehr ärmlichen Verhältnissen lebt. Eine medizinische Versorgung kann sich hier kaum jemand leisten“, so Jens Große-Weischede vom Friedensdorf International. „Wir sind froh, dass wir Laurindo im Rahmen des Friedensdorfes helfen können. Er ist ein lebhafter Junge, er ist sehr sozial eingestellt und hat auch Spaß daran, sich um jüngere Kinder zu kümmern und ihnen etwas beizubringen. Sport und Bewegung machen ihm große Freude“, beschreibt Große-Weischede den 10-jährigen Jungen aus Angola.
Dass körperliche Aktivitäten und Bewegung überhaupt möglich sind, hätten er und seine Familie vor einigen Jahren wahrscheinlich noch nicht geglaubt. Mit seiner extremen Fehlstellung seiner Beine konnte er kaum laufen. „Laurindo hatte sehr starke O-Beine. In einer ersten Operation in 2018 mussten wir den Knochen komplett umstellen, da konnten ca. 80 % der Fehlstellung begradigt werden. Beim jetzigen zweiten Korrektureingriff haben wir Platten über die sog. Wachstumsfuge an der Außenseite des Knies eingebracht. Das soll bewirken, dass das Wachstum an dieser Seite gestoppt wird und sich das Bein durch das Wachstum der Innenseite natürlich begradigt“, erläutert Dr. Michael Stalp, ärztlicher Direktor.
Wann der 10-Jährige wieder in sein Zuhause nach Angola fliegen wird, ist noch nicht klar. „Zwischen der ersten und zweiten Operation konnte Laurindo wieder zurück zu seiner Familie. Seit November 2020 ist er wieder bei uns im Friedensdorf“, erläutert Große-Weischede.
Was jetzt auf jeden Fall zunächst erfolgen muss, sind regelmäßige ärztliche Kontrollen. „Wenn die Beinachse gerade ist, wird die Fuge wieder entblockt“, erklärt Mohamad Hamdan, Sektionsleiter Orthopädie, der den Jungen auch selbst operiert hat. Hier schätzen die beiden Ärzte eine Dauer von ca. 6 bis 12 Monaten, da auch beide Beine unterschiedlich schwer betroffen sind.
Zusätzlich kommt bei Laurindo noch ein sog. Innendrehfehler der Füße dazu – beide Füße zeigen sehr stark nach innen. Auch dies wird operativ behoben werden müssen. „Dies ist allerdings erst möglich, wenn die Korrektur der Beinachse abgeschlossen ist“, so Hamdan. Was hier aussieht wie eine Fehlstellung der Füße, ist tatsächlich eine Unterschenkelfehldrehung. „Der Eingriff würde dann oberhalb des Sprunggelenks erfolgen“, erläutert der Chirurg.
Was auch immer auf Laurindo zukommt, sicher ist, dass es ihm im Friedensdorf an nichts fehlt. „In den Gruppen leben die Kinder wie eine Familie zusammen“, so Große-Weischede. „Besonders beeindruckend ist auch zu sehen, wie schnell die Kinder die deutsche Sprache lernen. Kinder sind da einfach anders, sie saugen das neu erlernte Wissen auf wie ein Schwamm. Wir Erwachsene tun uns da deutlich schwerer.“ Klassischen Schulunterricht erhalten die Kinder nicht. „Es geht eher darum, dass wir den Kindern Dinge beibringen, womit sie später auch im Heimatland gut zurechtkommen. Natürlich zählen aber Fähigkeiten wie Rechnen oder Schreiben auch dazu“, erläutert der Friedensdorf-Mitarbeiter.
Wir wünschen Laurindo alles Gute für seine Zukunft und danken allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Friedensdorfes für ihre unschätzbare Arbeit, die sie jeden Tag leisten.
Foto: Dr. Mohamad Hamdan, Laurindo, Dr. Michael Stalp