Bei eisigen Temperaturen von -10°C und für uns mittlerweile ungewohnt hohe Mengen an Schnee war die erste Gruppe unserer philippinischen Pflegekräfte Anfang Februar in Deutschland angekommen. „Während wir uns alle über die Schneemassen beschwert haben, waren die neuen Kolleginnen und Kollegen aus dem Philippinen total aus dem Häuschen – sie hatten noch nie Schnee gesehen“, lacht Birte Steinbeck, Lehrerin für die ausländischen Pflegekräfte und Teil des Integrationsteams.
Neben dem ungewohnten Winter im Vergleich zu den heißen 30°C, bei denen sie aus den Philippinen abgereist sind, mussten sich die Pflegekräfte aus den Philippinen auch in ihren neuen Wohnungen und allem, was dazugehört, zurechtfinden. Unterstützung haben Sie hierbei von Theresa Reinfeld erhalten. „All die bürokratischen Herausforderungen in Deutschland sind eine echte Hürde für viele Menschen aus dem Ausland“, so Reinfeld, die als Integrationsmanagerin Unterstützung in den Dingen des täglichen Lebens sowie allen behördlichen Angelegenheiten bietet. In die neue Umgebung eingewöhnt haben sie sich schnell. „Sie gehen gerne auf dem Wochenmarkt einkaufen, kochen zusammen und sind auch schon mit dem Fahrrad kleinere Touren gefahren, um die Umgebung kennenzulernen. Auch haben sie schon Städtetrips nach Schwerin, Bremen, Bremerhaven, Hamburg, Berlin, Celle und Hannover unternommen.“
In beruflicher Hinsicht stand für die Pflegekräfte nach der vorgegebenen Quarantäne zunächst eine Willkommenswoche auf dem Programm, in der sie die Klinik besser kennenlernen durften. Auf den Stationen war die sympathische Gruppe bei den Kolleginnen und Kollegen schnell beliebt und hat sich ebenso zügig in den Stationsalltag eingefunden. „Am Anfang war natürlich alles noch ungewohnt, doch wenn man bedenkt, dass sie in ein komplett fremdes Land kommen mit fremden Menschen und noch keine Abläufe kennen, haben sie das einfach super gemacht“, so Madeline Bode. Die Praxisanleiterin aus dem Integrationsteam hat gemeinsam mit ihrer Kollegin Celia Hellming die neuen Kolleginnen und Kollegen schrittweise an die neuen Aufgaben herangeführt und sie dabei begleitet.
Doch warum eigentlich benötigen die philippinischen Kolleginnen und Kollegen diese Unterstützung, wenn sie doch alle ein Bachelor-Studium im Bereich der Pflege hinter sich haben und auch bereits mehrere Jahre Berufserfahrung auf den Philippinen sowie im Ausland gesammelt haben? „Der Grund liegt darin, dass in vielen Ländern ein anderes Verständnis von Pflege vorherrscht“, erläutert Pflegedirektorin Şemsi Tüzün. „Das klassische Beispiel ist das Waschen und Anziehen von Patienten. Während dies in Deutschland ein ganz selbstverständlicher Teil der Pflegeaufgabe ist, wird es in vielen Ländern, so auch den Philippinen, von den Angehörigen übernommen. Doch auch über Aspekte wie diese hinaus ist es wichtig, dass die Tätigkeiten und Prozesse einheitlich durchgeführt werden. Nur so können ein reibungsloser Ablauf sowie die optimale Versorgung unserer Patientinnen und Patienten gewährleistet werden.“
Aus diesem Grund mussten die neuen Kolleginnen und Kollegen zunächst den sog. Kenntniskurs mit der anschließenden Anerkennungsprüfung absolvieren. Hierzu zählen 180 Stunden an theoretischem Unterricht zum Thema Pflege, Recht, Medizin und Kommunikation. Hinzu kommt der zweimal wöchentlich stattfindende Deutschunterricht. Die praktische Ausbildung, bei der die Pflegekräfte durch die Praxisanleiter unterstützt werden, findet direkt auf den Stationen statt. Bis das Wissenslevel durch die bestandene Kenntnisprüfung angeglichen ist, laufen sie aus rechtlichen Gründen noch unter dem Begriff der Pflegehilfskräfte. Danach sind sie Gesundheits- und Krankenpflegerinnen und –pfleger und werden genauso tariflich entlohnt wie alle anderen examinierten Kolleginnen und Kollegen.
Genau wie der Anerkennungslehrgang selbst besteht auch die Kenntnisprüfung aus einem praktischen und einem theoretischen Teil. „Unsere philippinischen Pflegekräfte haben die Prüfung mit Bravour gemeistert. Es macht mich sehr stolz, so hochmotivierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an Bord zu haben. Dass sie diese Leistung in nur so kurzer Zeit erbracht haben, liegt nicht zuletzt auch an der hervorragenden Unterstützung unserer Lehrkräfte des Bildungszentrums, des gesamten Integrationsteams und natürlich aller Kolleginnen und Kollegen auf den Stationen, die sie mit offenen Armen empfangen und in ihr Team aufgenommen haben“, freut sich Klinikgeschäftsführer Christian Thiemann.
Wir gratulieren unseren philippinischen Kolleginnen und Kollegen und wünschen ihnen alles Gute für ihre weitere Zukunft in den Helios Kliniken Mittelweser!
