„Soziale Vernetzungen und Strukturen sind oft nicht mehr oder nur noch gering vorhanden bzw. müssen neu gelernt werden. Damit steigt das Risiko zurück in alte Suchtgewohnheiten zu verfallen, weil die Orientierung fehlt. Gerade durch die Corona-Pandemie wurden diese Herausforderungen für Patientinnen und Patienten mit Suchterkrankungen noch verschärft“, unterstreicht Prof. Katarina Stengler, Direktorin des Zentrums für Seelische Gesundheit und Chefärztin der Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie.
Das Helios Park-Klinikum Leipzig, mit dem Schwerpunkt Suchtmedizin, versucht diesen Herausforderungen seit Kurzem mit einem speziell dafür erweiterten Angebot einer Tagesklinik Sucht zu begegnen. „Dieser Weg zurück in ein geregeltes Alltagsleben, kann mit einer konsequent auf den sozialen Alltag der Patientinnen und Patientinnen in deren heimatlichem Umfeld besser gelingen und langfristig erfolgreicher sein. Das zeigt auch der Blick auf leitliniengerechte, evidenzbasierte Medizin“, so Stengler weiter. Es handele sich um ein wichtiges, Element in der Therapie. „Ich bin sehr beeindruckt wie inhaltlich fundiert und innerhalb von nur zwei Monaten diese Neuorientierung durch unser Pflege-, Therapie- und Ärzteteam initiiert und realisiert wurde. Damit wurde eine Behandlungslücke geschlossen“, resümiert Prof. Katarina Stengler, die gemeinsame Umsetzung. Dr. Heiko Teller, bereichsleitender Oberarzt am Klinikum ergänzt, dass eben dieser spezifische Therapiezweig der tagesklinischen Behandlung, das Angebotsspektrum des Hauses vervollständigt. Aber auch der wachsenden Herausforderung, für unterschiedliche Berufsgruppen, allen voran der Pflege weitergefasste, therapeutische orientierte Arbeitsfelder zu gestalten zollt diese Entwicklung Tribut: ambulante, tagesklinische, in das soziale Lebensfeld der Betroffenen orientierte Versorgungsformen.
Begleitet werden die insgesamt 12 Patientinnen und Patienten der Tagesklinik durch Ärzte, Fachtherapeuten und Pflegende, aber auch Sozialtherapeuten, die bereits aus der stationären Arbeit bekannt sind. Das Therapieangebot erfährt in dieser Zeit eine individuelle Anpassung und steht den Patienten von Montag bis Freitag in der Zeit von 8.00 – 15.00 Uhr zur Verfügung. Es enthält vielfältige Angebote wie Gruppentherapie, Ergotherapie, Entspannungstherapie, Akupunktur, Aromatherapie oder Bewegungstherapie.
Um das Wechselspiel aus individualisierter Therapie und Alltagsproblemen zu bewältigen, bilden die Erfahrungen aus der Pflege für die Ausgestaltung und Organisation der Pläne und Inhalte den Schwerpunkt. Für die tagesklinisch Behandelten ist es wichtig, Gelerntes zu vertiefen und Probleme zeitnah zu erkennen und zu artikulieren, um bei Rückfallgefahr rechtzeitig einen Rettungsschirm parat zu haben. „Es ist ein beständiger Lernprozess, die Pflege übernimmt hier viel Verantwortung, ist aber auch Ideengeber“, betont Manja Keller, aus dem Pflegeteam der Tagesklinik. Angedacht ist eine intensivere Einbindung der Patientinnen und Patienten in die Betreuungs- und Therapieschwerpunkte, um das in Leipzig und Umgebung versorgungsrelevante Angebot erfolgreich und nachhaltig zu etablieren.