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Ohne Leber geht es nicht

Als zentrales Stoffwechselorgan des menschlichen Körpers genießt die Leber eine hohe Bedeutung. Leider wird dem die Aufmerksamkeit vieler Menschen nicht immer gerecht. Alkohol- oder Medikamentenmissbrauch, aber auch zu fettes Essen können ihr immense Schäden zufügen. Warnsignale sollten daher unbedingt beachtet werden.
20. Dezember 2022

Mittendrin und immer dabei. Das bekannte Credo eines Sportsenders lässt sich in leicht abgewandelter Form trefflich auf die Leber übertragen. „Total zentral“ lautete daher auch das Motto für den Deutschen Lebertag 2022. Als zentrales Stoffwechselorgan des menschlichen Körpers genießt die Leber eine hohe Bedeutung. Doch wird sie angesichts der Vielfalt ihrer Aufgaben immer gebührend wertgeschätzt? Eine Frage, die gerade angesichts bevorstehender Völlerei an Weihnachten nicht unbedeutend ist.

Späße auf Kosten der Leber sind nicht wirklich lustig. Tagtäglich schuftet das bis zu 1,6 Kilogramm Gewicht schwerste innere Organ und die größte Drüse des menschlichen Körpers am Leistungslimit. Giftstoffe gilt es durch sie aus Nahrungsbestandteilen oder Medikamenten herauszufiltern. Alkohol erschwert ihr diese Arbeit noch zusätzlich, immer häufiger auch Stoffwechselerkrankungen und Fettleibigkeit. Trinkerleber, Fettleber oder Tumore sind oftmals die Folge dessen.

Woman holding human liver model at white body

„Eine kranke Leber“, verdeutlicht Dr. Christina Klein, Oberärztin für Allgemein- und Viszeralchirurgie und Leiterin des Viszeralonkologischen Zentrums im Helios Park-Klinikum Leipzig, „verursacht zunächst keine Schmerzen“. Aus diesem Grund dauert es häufig lange, bis durch Mediziner:innen eine Lebererkrankung erkannt wird. Stattdessen sind vielfach erhöhte Leberwerte im Blut ein erstes Warnsignal, das zu einer weiterreichenden Diagnostik zwingt. Je schneller die/der Betroffene behandelt wird, umso größer die Chancen auf Heilung.

Wie wichtig eine gesunde Leber ist, lässt sich schon anhand ihrer zahlreichen Funktionen erkennen. Neben der bereits genannten Entgiftung spielt sie eine wichtige Rolle im Energiestoffwechsel und produziert wesentliche Enzyme, um diesen zu regulieren. Zudem speichert das bräunlich gefärbte Organ Energiereserven und Vitamine und führt die Produktion von Bluteiweißen, Gallenflüssigkeit, Abwehr- und Gerinnungsstoffen und Ausgangsprodukten für die Hormonproduktion aus. „Ohne die Leber“, sagt Dr. Klein, „geht es nicht“.

Gefahr droht dem Organ ganz besonders an Tagen, an denen übermäßig gegessen wird. Zu fettes Essen kann, wie zu viel Alkohol auch, der Leber schaden, warnen die Internisten vom Berufsverband deutscher Internistinnen und Internisten (BDI). Ein Überangebot an Fetten in der Nahrung kann nicht nur zu mehr Fettpölsterchen unter der Haut führen, sondern auch die Leber verfetten. Mediziner:innen bezeichnen diese Schädigung der Leber als „nicht-alkoholische Fettleber“. „Leider essen immer noch viele Menschen zu kalorien- und fettreich, weshalb die sogenannte Fettleber mittlerweile die häufigste Lebererkrankung darstellt. Mindestens 10 Millionen Deutsche sind davon betroffen“, warnt Dr. Klein. Ihrer Aussage nach kann eine Fettleber zu ernsthaften Komplikationen führen, etwa dann, wenn sich die Leber entzündet und eine so genannte Fettleber-Hepatitis entsteht. Zudem begünstigt die Fettansammlung in der Leber auch Störungen des Blutzuckerstoffwechsels, was wiederum eine Erkrankung an Typ-2-Diabetes begünstigt. Wie schädlich eine Fettleber ist, belegt darüber hinaus die Tatsache, dass sie neben der Leberzirrhose ein Risikofaktor für die Entstehung des primären Leberkrebses ist.

Erschreckend sei, führt Dr. Klein weiter aus, dass die Zahl der Lebererkrankten sich in den vergangenen Jahren fast verdoppelt hat. Wenn viele von ihnen im Viszeralonkologischen Zentrum des Park-Klinikums vorstellig werden, ist häufig höchste Eile geboten. Denn die Ursachen der Erkrankung können auch andernorts begründet sein. Da fast der gesamte Blutkreislauf des menschlichen Körpers auch die Leber passiert, ist nicht ausgeschlossen, dass etwa Darm-, Nieren-, Bauchspeicheldrüsen-, Brust- oder schwarzer Hautkrebs in der Leber Metastasen ablagern. Sofern dies möglich ist, können in der Leberchirurgie erfahrene Chirurg:innen einen Teil der Leber operativ entfernen. „Eine gesunde Leber ist auch dann noch funktionsfähig, wenn bis zu 75 Prozent von ihr entnommen wurden. Das Organ ist imstande, wieder nachzuwachsen, wenn auch in leicht veränderter Form“, erläutert die Oberärztin. Eine schadhafte Leber verträgt eine solche chirurgische Entnahme auch, jedoch in geringerem Maße. Da der linke Teil der Leber anatomisch bedingt stets kleiner als der rechte Leberlappen ist, erfahren Patient:innen, denen ein Teil der Leber entnommen werden soll, im Vorfeld der OP mitunter eine Spezialbehandlung. Diese regt den linken Leberlappen schon vor der Operation zu stärkerem Wachstum an.

Wie jedes menschliche Organ freut sich auch die Leber, wenn sie von ihrer/m Besitzer:in gut behandelt wird. Fettarme Ernährung, insbesondere die Verwendung von Omega-3-Fettsäuren, die Vermeidung von Übergewicht und Alkoholkonsum, Schutzimpfungen gegen Hepatitis B und C oder das genaue Lesen des Beipackzettels von Medikamenten, die bei regelmäßiger Einnahme bisweilen zu starken Leberschäden führen können, sind kleine, aber einfache Dinge, um der Leber Gutes zu tun. Darüber hinaus lässt sich die Rückbildung einer bereits bestehenden Fettleber am besten durch eine Verringerung des Kohlenhydratanteils in der Nahrung in Kombination mit regelmäßigem Ausdauertraining erreichen. Machbare Wege also, auch über Weihnachten hinaus. Die Leber selbst wird es ihrer/m Besitzer:in mit einem lebenslangen reibungslosen Dienst danken.

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