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Medizinstudium digital: Live aus dem Patientenzimmer

Das Helios Park-Klinikum lehrt Medizinstudenten via Videokonferenz live aus dem Patientenzimmer.
18. Juni 2020
Kopfhörer und Mikrofon hat Prof. Dr. Christoph Thümmler bereitgelegt. Indes zeigt der Bildschirm seines Rechners viele kleine Kreise. Auf ihnen sind Initialen hinterlegt, die Anfangsbuchstaben von Namen. Dennoch hat der Chefarzt der Klinik für Geriatrie an diesem Gespräch sichtlich Freude. „Welche Erfahrungen haben Sie denn mit der Geriatrie bereits gemacht“, fragt er sein Gegenüber. Direkt zu sehen bekommt er die Studenten währenddessen nicht. Nach einem Hinweis der Studenten lässt er den Cursor seiner Computermaus aber auf die Kreise wandern und bekommt so zumindest deren vollständige Namen eingeblendet. Das Helios Park-Klinikum ist als Akademisches Lehrkrankenhaus geübt in der Lehre. Durch die Corona-Situation musste nun eine virtuelle Lösung gefunden werden.
Medizinstudium digital: Live aus dem Patientenzimmer
Medizinstudenten der Universität Leipzig, allesamt im neunten oder zehnten Semester ihrer Ausbildung, haben sich dieser Lehrstunde angeschlossen. Ihr Ziel ist es, mehr über die Geriatrie zu erfahren. 70 Betten hält das Klinikum für diese Patientengruppe bereit, erläutert ihnen Prof. Thümmler eingangs. Zwölf weitere Plätze stehen in der Tagesklinik bereit. Das in den vergangenen Monaten aufgebaute Alterstraumazentrum, fügt Thümmler stolz an, werde man demnächst zertifiziert lassen. Welche Verantwortung das Klinikum damit übernimmt, zeigt sich besonders beim Blick in den ländlichen Raum. „Hier leben viele ältere Menschen. Allerdings ist die Geriatrie dort nicht so entwickelt, wie es nötig wäre“, berichtet Thümmler den Studenten, deren Anzahl im Verlaufe der Videostunde zusehends steigt. In die Planungen für den Einsatz mobiler Therapie sei das Klinikum deshalb fest involviert. Spätestens jetzt wird jedem Teilnehmer der Chatrunde bewusst, wie wichtig diese heutige Unterrichtsstunde ist. „Dieses Format kann eine Ergänzung sein, aber zur Realität ist sie keine wirkliche Alternative.” Aus seiner Skepsis gegenüber eines verstärkten Videounterrichtes für Studenten macht Prof. Thümmler keinen Hehl. Wenn die angehenden Mediziner neben ihrer fachlichen Qualifizierung eines lernen müssen, dann ist es der Weg den es einzuschlagen gilt, um den richtigen Zugang zum Patienten zu finden, sagt er. „Virtuell ist so etwas nur schwer möglich“, lautet sein Fazit. Dennoch nimmt er seine Zuhörer kurze Zeit später mit auf Station. Die Leitende Oberärztin der Klinik für Geriatrie Anna-Maria Keilitz sowie Assistenzarzt Felix Böhme führen hier bereits ein Patientengespräch. Live dabei: die Studenten. Im Bild sehen sie Felix Böhme am Bett des älteren Herrn, der sich für den virtuellen Unterricht gern zur Verfügung stellt. Bereitwillig beantwortet er Fragen zu seinem Krankheitsbild oder demonstriert beim Gehen durch den Raum, konsequent verfolgt von der Kamera eines iPads, erste Auswirkungen seiner Parkinsonerkrankung. Mehr als eine Stunde debattieren die Studenten im Live-Chat mit der Oberärztin darüber, was sie im Videobild sehen. Sie stellen ihrerseits Fragen, ziehen medizinische Schlussfolgerungen, verinnerlichen die Erkenntnisse aus dem Patientengespräch. Frontalunterricht sieht anders aus. „Wir möchten in dieser Lehrstunde erreichen, dass die Studenten sich wie der aufnehmende Arzt fühlen, der sie einmal sein wollen“, sagt Thümmler. Ein Anspruch, der zweifelfrei gelingt. Denn zum Ende der virtuellen Unterrichtseinheit erfahren die Mediziner des Klinikums durch ihre Zuhörer ausschließlich Zuspruch. Aus der durch Corona auferlegten Zwangsjacke, so das Resümee, hat man das Beste herausgeholt. Das Helios Park-Klinikum Leipzig ist anerkannte Weiterbildungsstätte und Lehrkrankenhaus der Universität Leipzig. Schau dir hier unsere Weiterbildungsermächtigungen an.