Drei Kinder hatte Katharina Völker bereits wohlbehalten zur Welt gebracht. Auch die vierte Geburt, so dachte die heute 36-Jährige damals, werde komplikationsfrei verlaufen. Doch anders als erwartet, litt die junge Frau in der Endphase der Schwangerschaft vehement unter den körperlichen Lasten des Mutterwerdens. Luftnot, Abgeschlagenheit und vermehrte Wassereinlagerungen signalisierten ihr und den betreuenden Ärzt:innen erhebliche gesundheitliche Probleme. Die spätere Diagnose ergab schließlich eine akute Herzschwäche (peripartale Kardiomyopathie), ausgelöst durch die im Verlaufe der Schwangerschaft freiwerdenden Stillhormone.
Aufgrund der extremen Schwächung des Herzens entschieden die Mediziner:innen nach der Entbindung, der Bitterfelderin ein Herzunterstützungssystem zur Seite zu stellen. Doch auch diese Maßnahme konnte das Leiden nur kurzfristig lindern. 2017 bekam Katharina Völker deshalb im Herzzentrum Leipzig ein neues Herz transplantiert.
Unkalkulierbares Risiko
Verliefen die ersten Jahre mit dem neuen Herz in der Brust für sie hoffnungsvoll und stabil, folgte 2021 eine schwere Abstoßungsreaktion ihres Körpers auf das Herz.
Dass die Patientin 2022 erneut schwanger wurde, sahen die Ärzt:innen deshalb als ein unkalkulierbar hohes Risiko an. Zum Schutz der Mutter rieten sie dieser daher, die Schwangerschaft zu unterbrechen.
Zu diesem Schritt konnte sich Katharina Völker jedoch nicht durchringen. „Die Schwangerschaft war nicht geplant. Dennoch wollte ich das Kind nicht dafür bestrafen, zumal ich erst in der neunten Schwangerschaftswoche von den veränderten Umständen erfuhr“, erinnert sie sich.
Seltener Fall
Dass herztransplantierte Frauen ein Kind zur Welt bringen, ist selbst im globalen Maßstab selten. Statistiken nennen jedes Jahr durchschnittlich 140 Frauen, die ähnliche Erlebnisse wie Katharina Völker aufweisen. In Deutschland wurden 2022 gar nur 30 Fälle bekannt, bei denen schwangere Frauen eine ähnlich schwere Erkrankung aufwiesen wie Völker.
Ihre Meinung änderte die Bitterfelderin trotzdem nicht. Für die betreuenden Ärzt:innen – die involvierten Gynäkolog:innen und Geburtsmediziner:innen des Perinatalzentrums der Spezialsprechstunde für Erwachsene mit Herzerkrankungen am Universitätsklinikum Leipzig, den Hausarzt, vor allem aber das Transplantationsteam der Universitätsklinik für Herzchirurgie des Herzzentrums – bedeutete das, die interdisziplinäre Betreuung der Patientin massiv zu intensivieren. Nur so wurde es möglich, dass Katharina Völker im Dezember 2022 am Uniklinikum Leipzig auf natürlichem Weg ein gesundes Kind entband, ihren Sohn Milano Brian. Für den Medizinstandort Leipzig eine Premiere.
Nur kleine Einschränkung
„Das ist schon alles sehr spezifisch bei mir, dessen bin ich mir bewusst“, sagte sie. Für ihr Kind, so hatten es die Ärzt:innen der jungen Mutter erklärt, sei entscheidend gewesen, dass es nicht zu früh auf die Welt gekommen sei, es also ein reifes Kind war, wie Geburtsmediziner:innen sagen.
Regelmäßige Kontrollen im Herzzentrum und beim Gynäkologen bleiben für Katharina Völker auch zukünftig unabdingbar.
Angesichts des hohen Risikos, das die Schwangerschaft für das Leben von Mutter und Kind bedeutete, eine vergleichbar kleine Einschränkung.