Jedes Jahr entstehen tausende neue wissenschaftliche Publikationen. Um Interessierten die Suche und den Zugriff darauf zu erleichtern, bietet das „Web of Science“ eine Rechercheoberfläche, in der Anwender in verschiedenen Literatur- und Zitationsdatenbanken nach wissenschaftlicher Literatur suchen können. Das wiederum offeriert dem Portal aber auch die Möglichkeit zu analysieren, wessen wissenschaftliche Arbeit besonders gefragt ist oder wie oft ein Forscher zitiert wird. In diesem Ranking weit oben agiert seit diesem Jahr erstmals der Direktor der Universitätsklinik für Kardiologie – Helios Stiftungsprofessur am Herzzentrum Leipzig, Professor Dr. Holger Thiele.
Seit Jahren schon steht die Arbeit des Herzzentrums Leipzig im Fokus, national wie international. Ärzte, Forscher und Patienten orientieren sich an ihm. Sie wissen, dass am Herzzentrum Leipzig nicht nur das Wohl jener Patienten im Mittelpunkt steht, die sich hier medizinischen Rat holen oder behandeln lassen, sondern dass das Ärzteteam des Klinikums auch aktive Forschungsarbeit betreibt. Allein von den 77 ärztlichen Mitarbeitern der Kardiologie ist etwa die Hälfte gleichsam klinisch und wissenschaftlich tätig, verdeutlicht Prof. Dr. Holger Thiele. Er selbst geht dabei mit gutem Beispiel voran. „Meine ersten wissenschaftlichen Publikationen habe ich vor fast zwanzig Jahren veröffentlicht. Seither ist viel hinzugekommen“, betont er. Dass er für diese Arbeit nun eine besondere Anerkennung erhielt, macht ihn berechtigt stolz.
Weltweit hat die „Web of Science“ 6.167 Forscher aus Biologie, Physik, Medizin, Chemie, Landwirtschaft und anderen naturwissenschaftlichen Bereichen erfasst, die im Jahr 2020 übermäßig häufig zitiert wurden. Der Leipziger Prof. Dr. Thiele ist einer von ihnen. Insgesamt, sagt der 51-Jährige, befänden sich unter allen Genannten nur 40 Deutsche, davon neun Kardiologen wie er. In Leipzig und dessen Umfeld genießt Thiele dabei ein Alleinstellungsmerkmal.
Dass man aus Thieles wissenschaftlichen Abhandlungen weltweit zitiert oder sich auf ihn beruft, hat gute Gründe. Denn der Kardiologe sieht sich keineswegs nur als praktizierenden Arzt. Ebenso wie das des Herzzentrums Leipzig selbst, basiert sein Wirken vielmehr auf drei Säulen: Forschung - Lehre - Patientenversorgung. „Als Universitätsklinik, die die Klinik für Kardiologie des Herzzentrums ist, sind wir diesbezüglich sehr gut aufgestellt und rangieren mit unserer Arbeit deutschlandweit unter den Top-10”, fügt er an. Nicht zuletzt durch das Zitieren der Forschungsarbeiten seiner Mediziner, erzielt das Herzzentrum darüber hinaus weltweit eine überaus große Wahrnehmung.
Die Themen, mit denen sich Prof. Thiele und sein Team während ihrer Forschung auseinandersetzen, sind vielschichtig. Gleichwohl eint sie ein Organ - das Herz. „Unser Anspruch ist die Grundlagenforschung”, erläutert Thiele, „aber vielmehr die klinische Orientierung. Was heißt, wir testen beispielsweise verschiedene Verfahren praktisch gegeneinander aus, um so das Optimum für die Patienten zu erreichen.“ Minimalinvasive Katheterverfahren an den Herzklappen, Herzinfarkte, der kardiologische Schock, extremer Bluthochdruck, Herzinsuffizienz oder koronare Herzerkrankung sind neben anderen die aktuellen Schwerpunkte der wissenschaftlichen Arbeit am Herzzentrum Leipzig. Unter anderem hatten die Mediziner 2020 zwei verschiedene Arten künstlicher Herzklappen und Anästhesie in Theorie und Praxis miteinander verglichen. „Daraus ergaben sich zum Teil völlig neue Ansätze, die wiederum maßgebliche Effekte auf die Leitlinien für den Einsatz dieser Herzklappen haben“, betont er.
Ende August 2020 kam aus Leipzig ein besonderes Achtungszeichen. Weltweit einmalig konnten zeitgleich gleich zwei medizinische Leitlinien der europäischen Gesellschaft für Kardiologie durch ein und das selbe Forschungszentrum federführend verfasst werden. Während Prof. Thiele sich im Zuge seiner Forschungsarbeit mit einer speziellen Herzinfarktform, die über das normale EKG nicht erkannt wird, befasste, nahm sich der Ärztliche Direktor und Leitende Arzt der Rhythmologie des Herzzentrums, Prof. Dr. Gerhard Hindricks, des Vorhofflimmerns an. Die globale Resonanz nach Veröffentlichung beider Forschungsergebnisse sei immens gewesen, sagte Thiele und ergänzt zugleich, dass das publizierte Wissen von jedem Arzt kostenfrei genutzt werden darf. „Wir möchten, dass die Patienten davon profitieren, ganz gleich wo sie leben“, hebt er hervor.
Dieses Handeln in der Forschungsarbeit setzt voraus, dass die Forschungsarbeit zunehmend von unabhängigen Stellen und Institutionen unterstützt und gefördert wird. Holger Thieles Aufgabe ist es daher auch, entsprechende Gelder einzuwerben. Darüber hinaus obliegt ihm die Koordination der zeitlichen Freiräume, damit er und andere Ärzte des Herzzentrums Leipzig neben ihrer Arbeit in der Patientenversorgung forschen können. Zu tun gibt es für heutige und künftige Mediziner allemal genug. „Wir erleben schon jetzt eine Minimalisierung der Medizintechnik. Außerdem kommen immer öfter Katheterverfahren zur Anwendung. Auch die Digitalisierung, etwa bei der Berechnung von Flussgeschwindigkeiten in den Herzkranzgefäßen, ist aus dem modernen Katheterlabor nicht mehr wegzudenken“, gibt er Einblicke in die Zukunft der Kardiologie.
Dass auf diesem Weg dorthin Prof. Dr. Holger Thiele fortan weiter zitiert wird, ist unbestritten. Das Ranking des „Web of Science“ wird daher auch in den nächsten Jahren aller Voraussicht nach regelmäßig auf seinen Namen und die damit verbundenen wissenschaftlichen Abhandlungen verweisen.
Das Herzzentrum Leipzig ist weltweit für seine Forschungsaktivitäten bekannt.