Ein Herzinfarkt, eine Herzmuskelerkrankung oder ein schweres Nierenleiden verbindet weit mehr als körperlicher Schmerz und Leiden. Sie prägen vielmehr das weitere Leben der Patienten. Nicht selten müssen Betroffene deshalb ihren Tagesrhythmus umstellen, ihn der Gesundung wegen in neue Bahnen lenken. Die drei Herzinsuffizienzschwestern des Herzzentrum Leipzig stehen ihnen während der Startphase helfend und beratend zur Seite.
Tagtäglich finden sich im Herzzentrum Leipzig Patienten ein, die über gesundheitliches Leid klagen und deshalb von der Arbeit der Ärzte, Schwestern und Pfleger Linderung oder gar vollständige Genesung erhoffen. Was die Medizin heute zu leisten vermag, ist großartig. Dennoch: Der erste Schock, aufkommende Panik, Angst vor Schmerzen oder Spätfolgen sowie dem folgenden medizinischen Eingriff bilden eine schwere Last. Zumal der Eingriff, ganz gleich ob operativ oder minimalinvasiv, noch längst nicht das Ende der Krankheitsgeschichte bedeutet. Denn womit sich die Patienten nach ihrem Klinikaufenthalt auseinandersetzen müssen, ist neben anderem ein Berg Tabletten, neue Ernährungsrichtlinien und Verhaltensweisen. Für viele Patienten erhält das gewohnte Leben einen Stoß in eine völlig neue Richtung.
Allein gelassen werden die Betroffenen dabei jedoch nicht. Silvana Ullrich, Pia Hertel und Anke Herrmann begleiten sie ein Stück des Weges. Alle drei sind ausgebildete Gesundheits- und Krankenpflegerinnen, allerdings mit einer besonderen Qualifizierung. Als geprüfte Herzinsuffizienzschwestern sind sie geschult und berechtigt, die Medikamente der Patienten jeder neuen Situation oder Veränderung anzupassen. Die Patienten selbst müssen dafür nicht einmal im Klinikum vorstellig werden. „Wir telefonieren regelmäßig etwa eine Viertelstunde mit ihnen. Dabei erfragen wir unter anderem ihr Gewicht, den Blutdruck, Puls und wie es um ihre Psyche steht, erkundigen uns nach gesundheitlichen Problemen oder Unverträglichkeiten der Arzneien und passen gegebenenfalls die Medikamente neu an“, erläutert Silvana Ullrich. Unmittelbar nach dem Klinikaufenthalt finden die Anrufe in kurzen Distanzen statt, im Laufe der Zeit werden die Abstände jedoch immer größer. Sollten aus Sicht der Schwestern Veränderungen in der Dosierung der Medikamente notwendig sein, informieren sie den zuständigen Kardiologen darüber. Der prüft den Vorschlag der Schwestern, zeichnet die neue Tablettenmenge ab und signiert zugleich ein Fax, mit dem der zuständige Hausarzt des Patienten über die aktuelle Situation informiert wird.
Gegenwärtig, ergänzt Pia Hertel, betreuen die drei Herzinsuffizienzschwestern des Herzzentrums Leipzig etwa 300 Patienten via Telefon. „Ein Service, den deutschlandweit nur ganz wenige Kliniken erbringen“, sagt sie. Erkannt haben den Vorteil dieser Betreuung längst auch andere. Immer öfter kommen Ärzte, Schwestern und Pfleger anderer Standorte ins Herzzentrum Leipzig, um sich über deren Erfahrungen im sogenannten Telenursing zu informieren und beraten zu lassen.
Die Vorteile dieser Patientenbetreuung liegen klar auf der Hand. Herzkranke sparen viel Zeit, wenn sie nicht mehr für ein Arztgespräch ohne tiefere Diagnostik nach Leipzig kommen müssen. Die Mediziner wiederum gewinnen Freiräume, in denen sie sich anderen Patienten noch intensiver widmen können. Lediglich alle drei oder sechs Monate, je nach Krankheitsbild und Zustand des Patienten, werden die Telepatienten für ein EKG oder andere Untersuchungen einbestellt.
Oberstes Ziel ist es, durch optimale Therapie und Medikamenteneinstellung die Pumpfunktion des Herzens zu erhöhen. Dadurch kann in vielen Fällen das Einsetzen eines Defibrillators vermieden werden. Diese Schockgeber können durch gezielte Stromstöße bösartige Rhythmusstörungen, die sonst zum plötzlichen Herztod führen können, beenden. „Die Patienten haben mit höherer Pumpfunktion eine längere Lebenserwartung und sind körperlich stärker belastbar“, verdeutlicht Silvana Ullrich. Es lohnt also, sich zu gegebener Zeit mit einer der Herzinsuffizienzschwestern am Telefon zu unterhalten.
Erstmalig wurde im Herzzentrum Leipzig vor wenigen Wochen ein Patient mit einem CardioMEMS ausgestattet. Nur wenige Millimeter groß, wurde es von der Leiste aus über eine Vene bis an das Herz geschoben und dort dauerhaft angelegt. Seine Aufgabe ist es, den in der Lungenschlagader herrschenden Blutdruck (Pulmonalarteriendruck) zu messen. Ein kissengroßes Auslesegerät, auf das sich der Betroffene täglich für ungefähr 20 Sekunden legt, erfasst die aktuellen Werte und leitet sie über das Internet direkt an die Herzinsuffizienzschwestern des Herzzentrums weiter. Medizinischer Fortschritt, der im Herzzentrum längst schon gelebte Praxis ist.
Wenn das Herz nicht mehr die gewohnte Leistung aufbringen kann, spricht man von einer Herzinsuffizienz oder Herzschwäche. Erfahren Sie mehr zu unserem Behandlungsangebot.