Das Frühjahr 2020 wird in den Geschichtsbüchern einen besonderen Platz einnehmen. Weniger wegen seiner meteorologischen Höhepunkte, sondern wegen der Coronakrise und dem damit verbundenen Lockdown. Der wird nun schrittweise wieder gelockert. Das Virus SARS-CoV-2 ist deshalb aber noch längst nicht besiegt. Unabhängig von seiner mikroskopischen Größe ist das Virus für alle Menschen jedoch in höchstem Maße gefährlich. Selbst zur Übertragung auf einen neuen Wirt benötigt es nur etwas Speichel. Einen Impfstoff zur Bekämpfung gibt es bis heute nicht. Frühestens im Herbst 2021 sei dieser verfügbar, betonen Wissenschaftler. Anlass zur Entwarnung gibt auch das in Europa zugelassene Remdesivir nicht. Zwar besitzt es eine signifikant positive Wirkung hinsichtlich der Verringerung der Genesungszeit von an Covid-19-Erkrankten, die unablässig hohe Ansteckungsgefahr kann es aber nicht verhindern.
Trotz allem wird der Ruf nach Normalität immer lauter. Sollte die Gesellschaft also einen bedingungslosen Neustart ausführen? Keinesfalls, mahnt Prof. Dr. Gerhard Hindricks, Ärztlicher Direktor und Leitender Arzt der Abteilung Rhythmologie am Herzzentrum Leipzig. „Wir dürfen das Virus nicht unterschätzen. Es ist längst nicht bezwungen. Nach der heißen Phase sehe ich uns deshalb jetzt in Phase zwei: Leben mit Corona“, betont der Mediziner.
Niemand sollte sich von dem glimpflichen Verlauf der ersten Phase täuschen lassen, fügt Prof. Hindricks an. „Dass die Größe der Krater nach den ersten Einschlägen kleiner ausfiel als erwartet, verdanken wir Deutschen auch einem zeitlichen Vorsprung. Dieser blieb etwa Italien und Frankreich verwehrt, weshalb dort die Auswirkungen deutlich schwerer ausfielen. Wir hatten das Glück der späten ersten Welle”, betont er. Das deutsche Gesundheitswesen hatte dadurch mehr Zeit, sich auf die Ereignisse einzustellen. „Fast alles was wir dann getan haben war im Prinzip und in der Umsetzung richtig”, sagt Prof. Hindricks und schließt in diese Aussage auch die getroffenen Entscheidungen der Bundesregierung ein. Zugleich lobt er die Konzernleitung von Helios, die mit „außerordentlich guter Arbeit und klaren, verständlichen Regeln” half, die bisherige Herausforderung zu meistern.
Dass die Krise den Menschen einiges abverlangt, ist unstreitbar. Das gilt auch für den Tagesbetrieb im Herzzentrum und Helios Park-Klinikum Leipzig. Ein strenges Reglement gibt Laufrichtungen vor, das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes ist innerhalb der Gebäude Pflicht. Letzteren erachtet Hindricks ohnehin als ein Zeichen der Achtung des Gegenübers. Mit ihm schützt man nicht sich, sondern minimiert die Gefahr der Übertragung der Krankheit auf andere. Der nach wie vor gebotene Mindestanstand zu Fremden verlangsamt zudem zwangsläufig die Behandlungsflüsse in den Kliniken. Dennoch, so Prof. Hindricks, habe er den Eindruck, dass die Menschen damit umzugehen gelernt haben.
Soweit nicht lebensnotwendig oder medizinisch dringend geboten, wurden während der Coronaphase im Herzzentrum und im Park-Klinikum Leipzig anstehende Operationen verschoben. Die so frei gewordenen Betten galt es für mögliche Covid-19 Patienten bereit zu halten. „Diese Entscheidung erachte ich bis heute als richtig”, betont Hindricks. Und hebt zugleich hervor, dass man mit allen betroffenen Patienten in engem Kontakt gestanden habe oder dies noch immer tut. „Sollte die gesundheitliche Situation den OP-Aufschub infrage stellen, reagieren wir sofort.”
Viele Worte des Lobes und der Anerkennung findet der Mediziner für seine Kollegen und alle am Standort arbeitenden Pflegekräfte. „Ihr ohnehin schon kompakter Arbeitsauftrag wurde durch Corona deutlich intensiviert. Im Ergebnis lässt sich aber nur eines sagen: Sie haben das hervorragend gemacht”, sagt Prof. Hindricks. Messbar abzulesen ist die damit verbundene Arbeitseinstellung auch am Krankenstand des Personals, der in der Hauptzeit der Coronakrise, also von Mitte März bis Ende April, auf dem niedrigsten Punkt seit langem stand. „Das zeigt, wenn man die Menschen braucht, kann man auf sie zählen”, resümiert Gerhard Hindricks. Und ergänzt: „Ich würde mir sehr wünschen, dass wir die derzeitige Dynamik, die Kreativität, Solidarität und den Mut zur Veränderung erhalten und auch in der Zeit nach Covid-19 im Gesundheitswesen wirksam werden lassen.“
Jetzt gelte es, das Erreichte zu manifestieren und sich auf Kommendes einzustellen. „Diese Krise ist noch nicht vorbei. Die jüngsten Fälle in Nordrhein-Westfalen zeigen eindringlich die ungeheuerliche Kraft und Wucht mit der das Virus zuschlagen kann, wenn wir uns nicht vernünftig und klug verhalten. Aus unseren Erfahrungen konnten wir bisher aber vieles lernen, was uns absehbar von Nutzen sein wird”, glaubt Hindricks. Nicht auszuschließen ist, dass schon im Herbst und Winter dieses Jahres, wenn die Menschen wieder enger beisammen sind, die Ansteckungsrate erneut steigt.
Um das zu verhindern, gilt es auch das digitale Leben, das seit Corona einen völlig neuen Stellenwert erreicht hat, weiter zu stärken. Videokonferenzen mit vielen tausend Teilnehmern gehören schon jetzt im Klinikum zum Alltag der Mediziner. Ausbauen will man bei Helios darüber hinaus Patientensprechstunden via Internet, die von vielen Patienten schon jetzt gut angenommen werden. Beides schützt die betreffenden Personenkreise vor einer Ansteckung mit Corona, spart aber auch wertvolle Ressourcen wie etwa Zeit.
Bis der Wissenschaft auf ihrer Suche nach einem Impfstoff gegen Covid-19 ein Durchbruch gelingt, können noch Monate vergehen. Die geltenden Regeln für das Miteinander werden also weiterhin ihre Gültigkeit behalten, und verfolgen das immer gleiche Ziel: Gesundheit!
Die Helios Kliniken haben ein eigenes Sicherheitskonzept mit 10 Punkten erarbeitet, um Patietinnen und Patienten nochmals mehr vor einer Ansteckung mit Covid-19 zu schützen.