Prag – Leipzig – Prag. 800 000 Kilometer im Pendelverkehr. Leipzig – Prag – Leipzig. Es ist ein großes persönliches Opfer, das Professor Dr. Martin Kostelka, Leitender Oberarzt und Kinderherzchirurg am
Herzzentrum Leipzig, seit 22 Jahren aufbringt. Wöchentlich pendelt der Tscheche seit 1998 regelmäßig zwischen seinem Wohnort Prag und Leipzig. An die damit verbundene Wochenendehe hätten er und seine Frau, eine Zahnärztin, sich längst gewöhnt, sagt er. Und fügt an, dass die Freizeit, die ihm zur Verfügung steht, ohnehin sehr begrenzt sei. „Ich will Höchstleistungen und Bestleistungen bringen. Dafür braucht es klare Strukturen, auch im persönlichen Leben“, betont Kostelka. Nach dem Feierabend im Herzzentrum konzentriere er sich ausschließlich auf die Aufgaben des kommenden Tages. Das Ziel, das Martin Kostelka damit verfolgt, hat er für sich klar definiert. „Die Überlebensrate der kleinen Patienten, die mit einem Herzfehler zur Welt kommen, liegt im Herzzentrum Leipzig derzeit bei 99 Prozent. Ich aber will, dass es 100 Prozent werden“, gibt er sich kämpferisch.
Die Wegstrecke, die er und sein Team seit 1998 zurückgelegt haben, ist riesig. Vor dieser Zeit hätte man in Leipzig weit unter 100 Kinder pro Jahr operiert. Heute, betont er stolz, seien es bis zu zehn in der Woche. Selbst schwere, komplexe Operationen an Kleinkindern würden hier inzwischen ausgeführt. „Das ist mein Beitrag”, gibt sich Kostelka überzeugt. Schon vor 20 Jahren galt der gebürtige Prager als einer der Besten seines Fachs. Neben seinem Studium samt Promotion in Tschechien genoss er mehrmonatige Ausbildungseinheiten in England und den USA. Das Wissen, das er sich dabei aneignete, kommt seinen Patienten, aber auch den Mitarbeitern bis heute zugute. Er habe inzwischen ein perfektes Team um sich, von der OP-Schwester bis zum Arzt, fügt er an.
Um das zu erreichen, hat Prof. Kostelka im Laufe der Jahre eine eigene hauseigene Schule integriert, deren Anspruch es ist, hoch spezialisierte Mitarbeiter in den OP-Saal zu führen. „Der Erfolg einer Klinik wird weltweit an einem Punktesystem gemessen. In Europa liegt der aktuelle Durchschnitt bei 6,5. Wir hier in Leipzig halten seit Jahren unser Niveau konstant bei 7,8. Das ist außerordentlich“, zollt der, nach eigener Auskunft, Qualitätsbesessene auch seinem Team Respekt. In Deutschland sei man unter den Kinderherzchirurgen unangefochten führend bei Komplexität und Erfolg. Um diesen Erfolg langfristig zu untermauern, baut Martin Kostelka schon jetzt seinen Nachfolger auf. Oberarzt Marcel Vollroth gilt seit längerem als Kostelkas rechte Hand und ist auserkoren, das Werk des 60-jährigen Tschechen fortzuführen. Als ein großes Problem erachtet Kostelka, dass die Kinderherzchirurgie kein eigenständiges Fach sei. Das erschwere das Finden guten ärztlichen Nachwuchses doppelt. Als Kinderherzchirurg zu arbeiten, bedeutet viel Stress und verlangt eine große Verantwortung. Man sei gezwungen, am OP-Tisch jeden Tag fehlerfrei zu agieren. Die Erfolgsgefühle, die er bei seiner Arbeit erlebt, kompensieren für ihn aber den Verlust des Privatlebens. In Summe habe er in seinem Berufsleben etwa 10.000 Operationen durchgeführt, 8.500 davon in Leipzig. Weltweit, sagt Martin Kostelka, sei das einzigartig. Wohl auch deshalb trauert man in Prag seinem Weggang bis heute nach, zumal die anfängliche Aufbauhilfe für Leipzig nur auf ein Jahr begrenzt sein sollte. Doch Martin Kostelka hat in Sachsen genau das vorgefunden, was er suchte: Eine Aufgabe mit Verantwortung. Und dieser wird er bis heute gerecht. Um den kleinen Patienten ein möglichst langes und beschwerdefreies Leben zu ermöglichen, bedarf es aber nicht nur der Künste und Fähigkeiten der Herzchirurgie. „Eine perfekte Diagnostik sowie die gemeinsame Nachbetreuung zusammen mit der Kardiologie sind ebenso wichtige Faktoren”, hebt Kostelka hervor. Diese Zusammenarbeit sei der Grund dafür, dass es immer mehr EMAH-Patienten geben, also Erwachsene mit angeborenem Herzfehler. Früher hätten diese Menschen nur eine geringe Lebensdauer zu erwarten gehabt. Heute jedoch nimmt die Zahl der Erwachsenen, die mit einem Herzfehler geboren wurden, rasant zu. Einer von ihnen wird schon bald Felix Uecke aus Chemnitz sein. Der Zehnjährige bekam im Dezember 2019 von Professor Kostelka ein neue Aortenklappe eingesetzt, dank derer ihm die Zukunft gesichert ist. „Das Team hier leistet tolle Arbeit. Dafür sind wir ihnen überaus dankbar“, sagt Jens Winter, der Vater des Jungen. Der weiß genau, was sein Kind im Augenblick durchmacht. 2015 wurde er selbst am Herz operiert und erfreut sich nun wieder bester Gesundheit.
In einer persönlichen Datenbank, die Prof. Dr. Martin Kostelka seit über zwanzig Jahren führt, sind alle seine Patienten, deren Befunde und die Ergebnisse der durchgeführten OPs aufgelistet. Es ist eine Liste des Triumphes, des Erfolges, den das Herzzentrum Leipzig in besonderem Maße auch ihm zu verdanken hat. Das Kinderherzzentrum Leipzig gehört zu den wenigen Zentren in Deutschland, die komplexe und seltene angeborene oder erworbene Herzfehler behandeln können. Für die langjährige Expertise und die hohe Qualitätstandards sind wir sogar zertifiziert. Für unsere kleinen Patienten geben wir täglich unser Bestes.