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Anwältin der Seele in besonderen Zeiten

Ein Aufenthalt im Krankenhaus während der Corona-Krise – das bedeutete in den zurückliegenden Wochen viel Verunsicherung und kaum Besuch, auch für Patienten, die nicht wegen Covid-19 behandelt wurden. Eine besondere Zeit, auch für Christiane Parlings. Seit sieben Jahren ist sie katholische Krankenhausseelsorgerin am Helios Klinikum Krefeld.
15. Juni 2020

„Seelsorge ist Beziehungsarbeit. Wie alle Mitarbeiter tragen auch wir den ganzen Tag Mund-Nasen-Schutz. Dadurch sind Gestik und Mimik stark reduziert. Aber gerade diese sind bei unseren Gesprächen so wichtig, ein Lächeln zum Beispiel. Besonders beim ersten Kontakt mit den Patienten“, beschreibt die 57-Jährige ihre aktuelle Arbeitssituation. Normalerweise bedeutet Seelsorge einen intimen Raum und eine ruhige Gesprächsatmosphäre zu schaffen. In diesem Umfeld entsteht eine Beziehung zum Patienten, in der er sich wohlfühlen und öffnen kann.

Dazu setzen sich die Seelsorgerinnen und Seelsorger ans Bett, halten die Hand und schaffen so Nähe und Vertrauen. „Körperkontakt herzustellen, beruhigt. Die Hand zu streicheln, in den Arm zu nehmen – all das verbieten die Abstandregeln jetzt. Oft gehen wir nah an die Patienten heran, um sie besser verstehen zu können und selbst verstanden zu werden.“ Ältere Menschen sind häufig schwerhörig und haben mitunter Probleme mit der Artikulation. Doch näher als ans Bettende dürfen die Seelsorger sich den Patienten momentan nicht nähern.

„Vor der Pandemie habe ich auch schon Kopfkissen aufgeschüttelt und ein Butterbrot geschmiert – so nah darf ich aber aktuell nicht heran. Wichtig ist, sich Zeit zu nehmen und zu schauen, wo gerade das Bedürfnis ist.“ Während des generellen Besuchsverbot am Klinikum war die Seelsorge noch häufiger gefragt als sonst. Den Angehörigen, die gar nicht oder nur in Ausnahmen zu Besuch kommen durften, fehlte der persönliche Eindruck. Sie konnten keine persönlichen Gespräche führen und waren auf den telefonischen Austausch angewiesen. Bei manchen Patienten war auch dies nicht möglich. „Mich rufen mitunter besorgte Verwandte von verwirrten oder demenziell erkrankten Patienten an, die mich bitten, Dinge für sie abzuklären. Die Angehörigen sind besorgt, sie brauchen Beistand. Wir haben schon immer Angehörigenarbeit gemacht, aktuell hat sich auch diese spürbar intensiviert. Ich versuche dann der Ersatz-Angehörige vor Ort zu sein. Und frage nach, was Verwandte brauchen, um sich sicher und wohler zu fühlen?“

Sind Irritationen zwischen Angehörigen und dem Krankenhauspersonal im Raum, klärt Christiane Parlings diese auf. Sie selbst ist medizinischer Laie, durch ihre langjährige Tätigkeit in der Klinik aber so versiert, dass sie die fachlichen Zusammenhänge einsortieren kann. Von den Angehörigen am anderen Ende der Telefonleitung bekommt sie große Dankbarkeit zu spüren.

Parlings, selbst Mutter von drei erwachsenen Kindern und vierfache Großmutter, erlebt ihre Arbeit in dieser besonderen Zeit als Herausforderung. Dem Klinikum fernzubleiben, wäre möglich gewesen, kam für Christiane Parlings aber nicht in Frage. Für sie war klar, dass sie unter Einhaltung aller Präventions- und Schutzmaßnahmen weitermacht: „Oft arbeite ich von morgens um 8 Uhr bis abends um 19 Uhr. Es ist eine extreme Situation für uns alle. Wenn wir uns jetzt auf die Telefonseelsorge zurückziehen würden, wäre das fatal. Mir liegen die Menschen am Herzen, meine Tätigkeit ist sinnstiftend. Ich empfinde mich als Anwältin für die Seele und das kann ich nicht per Telefon sein.“ Ihr Engagement wird ihr durch viele liebe Gesten, Worte und unzählige Dankes-Karten von Angehörigen und Patienten entlohnt. Sätze wie „Durch Sie habe ich wieder zu Gott gefunden, eine große Kraftquelle.“ oder „Meine Schwestern empfinden Sie als Geschenk des Himmels und sind dankbar, dass Sie sich so gut kümmern.“ bedeuten Christiane Parlings viel. Abschalten kann die Seelsorgerin in der Natur, beim Radfahren und Wandern.

Pressekontakt:

Julia Dubois
Referentin Unternehmenskommunikation
Tel: 02151/32-1681
Tel: 02151/739-6640 (mittwochs in Hüls)
julia.dubois@helios-gesundheit.de

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