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Demenz - Rätselhaftes Vergessen

Der verlegte Schlüssel findet sich im Kühlschrank. Der Hobbykoch vergisst den Herd auszuschalten. Die Handwerkerin weiß nicht mehr, wie eine Zange zu benutzen ist. Rund zwei Millionen Menschen in Deutschland leiden an einer Demenzerkrankung. Anlässlich des Welt-Alzheimertages am 21. September erklären wir, wie die Diagnose erfolgt, welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt und welche Faktoren das Risiko verringern, an einer Alzheimer-Demenz zu erkranken.
19. September 2022

Demenz ist der Oberbegriff für mehr als 50 Krankheitsformen, die unterschiedlich verlaufen und verschiedene Ursachen haben können. Alle Formen führen langfristig zum Verlust der geistigen und manche zudem zum Verlust der körperlichen Leistungsfähigkeit. Die bekannteste Demenzform ist die Alzheimervariante: 60 bis 70 Prozent aller Demenzerkrankten sind davon betroffen. Je höher das Erkrankungsalter, umso häufiger.

Vergesslichkeit oder schon Alzheimer – woran können Sie das erkennen?

Einen Schlüssel verlegen oder einen Namen vergessen - das kennt jeder. Menschen mit Alzheimer-Demenz erleben das jedoch zunehmend häufiger. Demenzerkrankte leiden länger als sechs Monate unter Konzentrations-, Aufnahme- und Gedächtnisstörungen, die meist mit Orientierungsproblemen, Wortfindungsstörungen und eingeschränktem Denkvermögen verbunden sind. Hinzu kommt, dass Betroffene häufig alltägliche Dinge, wie beispielsweise Besteck, nicht mehr erkennen und richtig verwenden können. 

Im fortgeschrittenen Stadium werden die Erkrankten zunehmend unbeweglicher und stürzen häufiger. Schwer Betroffene verlernen das Sprechen und Schlucken. Störungen des Verhaltens und Persönlichkeitsveränderungen, aggressive Durchbrüche, Halluzinationen und ein oft vermehrter Bewegungsdrang sowie stereotypes Schreien sind häufige Symptome des Krankheitsbildes.

Diagnose Alzheimer – Wie wird sie gestellt?

Alle Demenzformen haben ihren Ursprung im Gehirn: Nervenzellen sterben ab und somit gehen Verbindungen zwischen Zellen verloren. Die Ursachen für die Krankheit sind jedoch vielfältig. Die bekannteste Form, die Alzheimer-Demenz, wird durch Eiweißablagerungen (amyloide Plaques) im Gehirn ausgelöst, die erst zu Entzündungen und dann zum Absterben der Nervenzellen führen. Warum das passiert, ist unbekannt.

Die Demenzdiagnose setzt voraus, dass sich der Arzt intensiv mit der Leidensgeschichte der Patient:innen befasst. Der Check beginnt mit ausführlichen neuropsychiatrischen und neuropsychologischen sowie körperlichen Untersuchungen. Bei der umfassenden Blutuntersuchung werden Krankheiten ausgeschlossen, die zu demenzähnlichen Symptomen führen, wie z.B. ein Vitamin-B12-Mangel. Mit Hirnleistungstestungen werden unter anderem zeitliche und örtliche Orientierung, Kopfrechnen und Kurzzeiterinnerung sowie kognitive Flexibilität geprüft. Auch eine Depression, die oft ähnliche Symptome wie eine Demenz aufweist, kann so ausgeschlossen werden. Zuletzt geben bildgebende Verfahren wie Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT) und eine Liquordiagnostik Aufschluss über Veränderungen in der Gehirnstruktur. So kann in der Zusammenschau der erhobenen Befunde sowie der Verhaltensbeobachtung die Diagnose einer wahrscheinlichen Alzheimer-Demenz gestellt werden. 

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Die Alzheimer-Krankheit ist bisher unheilbar. Es gibt trotz intensiver Forschung bislang kein Medikament, das den Verlust der Nervenzellen im Gehirn aufhalten kann. Trotzdem kann der Verlauf durch eine medikamentöse Behandlung verzögert und die Symptome gelindert werden. Damit kann der Fortschritt der Krankheit um ein halbes bis ein Jahr aufgehalten werden. Um die Lebensqualität zusätzlich zu verbessern, stehen auch nicht-medikamentöse Ansätze wie Musik- und Kunsttherapie sowie Logopädie und Ergotherapie zur Verfügung. Angehörigenberatung ist ebenfalls ein wichtiger Baustein für eine adäquate Behandlung mit Berücksichtigung der neuropsychiatrisch ärztlichen, pflegerischen und sozialen Assessments.

Eine Demenzerkrankung verändert nicht nur das Leben der Betroffenen, sondern auch das der Angehörigen.

Was tue ich, wenn ich vermute, dass ein Familienmitglied betroffen ist?

Zunächst mit dem Betroffenen selbst sprechen: Hat er es selbst gemerkt? Wie ist seine Sicht? Der nächste Schritt ist der Gang zum Hausarzt, der gegebenenfalls in eine Gedächtnissprechstunde überweist. Spezialisierte Ärzte der Psychiatrie, Neurologie und Geriatrie sind im ambulanten und klinischen Bereich dafür Ansprechpartner.

Wie werden die Betroffenen versorgt?

Die Patient:innen sollten möglichst lange in der bekannten Umgebung betreut werden. Ortswechsel führen oft zu Verschlechterungen. Im Durchschnitt können Erkrankte nach der Diagnose drei bis sieben Jahre zu Hause leben – allerdings mit einer 24 Stunden-Betreuung. Die Pflege kostet die Angehörigen viel physische und seelische Kraft. Oft gibt es keine andere Möglichkeit, als den Demenzerkrankten einem Pflegeheim, einer Demenz- WG oder einem betreuten Wohnen anzuvertrauen. Zunehmend entstehen aber schon mehr demenzsensible Pflegeheime, um eigen- und fremdgefährdende Momente aufgrund der Fehlhandlungen bei Desorientierung zu minimieren.

Wo finden Angehörige Hilfe?

Es gibt Pflege-Beratungsbüros und Selbsthilfegruppen, Hilfe über Pflege- und Wohlfahrtsverbände sowie Krankenkassen. Schließlich kann man sich auch an geriatrische und gerontopsychiatrische Fachabteilungen oder Ambulanzen wenden.

Demenz - Rätselhaftes Vergessen