„Damit es gar nicht erst soweit kommt, sollte der Blutdruck regelmäßig, zum Beispiel beim Hausarzt kontrolliert und bei erhöhten Werten unter ärztlicher Kontrolle behandelt werden“, erklärt Stephan Matzath, Ärztlicher Direktor und zertifizierter Hypertensiologe, Helios Klinik Herzberg/Osterode. „Wenn aufgrund eines längerfristigen Bluthochdrucks die Herzwanddicke zunimmt oder die Dichtigkeit der Herzklappen gestört ist, führt dies unbehandelt zur Entwicklung einer chronischen Herzschwäche und letztlich reduzierten Lebenserwartung.“
Reguliert wird der Blutdruck im menschlichen Körper über ein komplexes Zusammenspiel von Hormonen, Organen, Neurotransmittern und dem Nervensystem. Warum es zum Bluthochdruck kommt, ist hinsichtlich der organischen Ursachen nicht eindeutig geklärt. Aber es gibt verschiedene Faktoren, die die Entstehung von Bluthochdruck erwiesenermaßen begünstigen. „Dazu zählen im Wesentlichen Bewegungsmangel, Stress und Übergewicht, aber auch genetische Veranlagung – vor allem, wenn der Bluthochdruck im vorangeschrittenen Lebensalter auftritt. Rauchen, erhöhte Cholesterinwerte und Diabetes lösen per se keinen Bluthochdruck aus, wirken dabei aber wie Brandbeschleuniger“, erklärt Matzath.
Bei der Entstehung der Hypertonie kommt den Nieren eine besondere Bedeutung zu – nicht selten sind sie Täter und Opfer zugleich, weshalb auch der Nephrologe (Nierenarzt) ein wichtiger Ansprechpartner ist. Nicht nur wird in den Nebennieren das Stresshormon Adrenalin produziert. Die Niere steuert über verschiedene Hormone auch den Flüssigkeits- und Elektrolythaushalt im Körper sowie die Verengung und Erweiterung von Blutgefäßen. Durch eine Drüsenfunktionsstörung oder eine Nierenerkrankung kann deshalb auch bei jüngeren, fitten Patienten ein Bluthochdruck entstehen. Bei Frauen kann auch die Einnahme von Hormonen unter Umständen der Übeltäter sein, da sie eine ähnliche Wirkung entfalten können.
Studien des Robert Koch-Instituts zeigen, dass etwa ein Drittel der deutschen Bevölkerung zu hohen Blutdruck hat, von dem jedoch nur die Hälfte erfolgreich behandelt ist. Der Rest weiß es entweder nicht oder lässt sich nicht adäquat behandeln. „Einen zu hohen Blutdruck spüren sie nicht! Es bereitet ihnen zunächst erst mal keine Schmerzen oder merkliche körperliche Beschwerden, worunter die Therapietreue der Patienten leidet“, sagt der Experte. Das hat meist schwerwiegende Folgen, denn zu hoher Blutdruck schädigt auf Dauer die Gefäße und damit alle Organe des Körpers, allen voran das Herz, die Herzkranzgefäße, das Gehirn und die Nieren. Neben dem erhöhten Schlaganfallrisiko können Mikroinfarkte im Gehirn auch die Entstehung einer Demenz begünstigen. Eine nicht seltene Folge ist bei Männern auch Impotenz. „Die regelmäßige Einnahme von blutdrucksenkenden Medikamenten und die langfristige Veränderung des Lebensstils sind von entscheidender Bedeutung, um die genannten Organschäden zu verhindern. Mehr Bewegung und Gewichtsreduktion wirken sich hier immer positiv aus und die Medikation lässt sich in vielen Fällen deutlich reduzieren“, so Stephan Matzath.
Telefonsprechstunde zum Thema Bluthochdruck
Fragen rund um Ursache, Diagnose und Therapie von Bluthochdruck beantwortet Stephan Matzath im Rahmen einer Telefonsprechstunde am 18. Mai 2022 von 15:00 Uhr bis 17:00 Uhr unter der Telefonnummer 05521 866 50800.