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Von Basishygiene bis Pandemieplan

Welche Bedeutung die Krankenhaushygiene im Klinikalltag hat und was wir aus Corona lernen können, erklären Stefanie Fleischer und Marcus Kaufhold, Hygienefachkräfte der Helios Rosmann Klinik Breisach und Helios Klinik Müllheim.
13. Mai 2020

Wie hat sich Ihre Tätigkeit im Krankenhaus durch Corona verändert?

Fleischer: Die Krankenhaushygiene hat sich generell in den vergangenen Jahren stark gewandelt. Die Aufgaben, Anforderungen und Verantwortlichkeiten haben sich enorm weiterentwickelt. Corona hat unsere Tätigkeiten noch mal komplett verändert! Wir erfinden uns täglich neu, stellen uns auf veränderte Gegebenheiten ein und passen unsere Maßnahmen regelmäßig an. Wir haben ganz neue Prioritäten und Hygienekonzepte und müssen diese täglich neu bewerten. Hinzu kamen die Dynamik und die Schnelligkeit, mit der uns Corona als Grenzregion zu Frankreich getroffen hat. Das brachte ganz neue Entscheidungen und Aufgaben mit sich, sowohl baulich, zu Arbeitsabläufen oder -Anweisungen, dem Umgang insbesondere mit Schutzausrüstung. Parallel haben wir auch weiterhin multiresistente Erreger und andere Infektionskrankheiten, die wir hygienisch betreuen müssen. Das hat alles Bisherige übertroffen.

Welche Bedeutung hat die Krankenhaushygiene im Klinikalltag?

Kaufhold: Wir haben den Vorteil, dass wir bereits vor Corona eine sehr gute und präsente Krankenhaushygiene in unseren drei Kliniken hatten. Darauf konnten wir aufbauen, von unseren Erfahrungen profitieren. Es wird einmal mehr deutlich, wie wichtig eine funktionierende Krankenhaushygiene ist. Von der Einhaltung der Basishygiene, über die tägliche Versorgung mit Schutzmaterialien, intensive Schulung der Mitarbeiter bis hin zur Umsetzung des Pandemieplans. Auch nach Corona werden wir davon profitieren. Nicht nur in einer Krise ist es wichtig, dass alle Abteilungen funktionieren und ineinandergreifen, angefangen von der Reinigung über die Pflege, dem ärztlichen Dienst und Funktionsdienste, der Logistik, dem Labor bis hin zur Verwaltung und Technik.

Was können wir aus Corona lernen?

Fleischer: Die Basishygiene, die jedem Patienten zugeteilt wird, unabhängig eines bekannten Infektionsstatus, müssen wir auf diesem hohen Niveau weiterführen. Auch der bewusste Umgang miteinander -zwischen Kollegen aber auch Patienten- hat sich verändert. Die Akzeptanz in der Gesellschaft einen Mund-Nasenschutz zu tragen – was übrigens auch in Grippezeiten sinnvoll ist. Verantwortung zu übernehmen, sich selbst aber auch andere zu schützen und so das Infektionsrisiko zu senken. Wichtig ist auch die konsequente Transparenz, Kommunikation und Informationsweitergabe zwischen allen Beteiligten.

Welche Tipps können Sie für den Alltag geben?

Kaufhold: Da gibt es drei einfache aber wichtige Basics – Abstand halten und Rücksicht nehmen, insbesondere im öffentlichen Raum, regelmäßiges Händewaschen und einen Mund-Nasenschutz tragen. Wichtig in diesem Zusammenhang ist gründliches Händewaschen vor und nach dem An- und Ablegen des Mundschutzes. Damit können wir schon sehr vieles erreichen beziehungsweise vermeiden.

Zu den Personen und zur Krankenhaushygiene

Stefanie Fleischer und Marcus Kaufhold sind Hygienefachkräfte an den Helios Kliniken Breisach und Müllheim, die eine zweijährige Fachausbildung durchlaufen haben. Beide stammen aus dem pflegerischen Bereich. Martina Seeburger ergänzt das Team in Titisee-Neustadt. Unterstützt wird das Hygienepersonal durch den hauptamtlichen Regionalkrankenhaushygieniker Dr. Stefan Knapp. Heutzutage ist die Krankenhaushygiene in Kliniken gesetzlich gefordert. Die Berufe gehen von studierten Krankenhaushygienikern über Hygienefachkräfte bis hin zu hygienebeauftragten Ärzten und Pflegekräften. Die Krankenhaushygiene stellt eine Stabstelle des Ärztlichen Direktors und der Klinikgeschäftsführung dar und steht allen Abteilungen beratend zur Seite. Der Aufgabenbereich ist vielfältig. Insbesondere das Ausbruchmanagement von Infektionskrankheiten und infektionsrelevanten Erregern spielt eine große Rolle. Hinzu kommen abwechslungsreiche Tätigkeiten, die von Hospitationen und hygienischer Begleitung diverser Behandlungen, über das Screening von risikobehafteten Patienten bis hin zur Erstellung, Umsetzung und Kontrolle hygienischer Konzepte reichen. Hierzu zählt die hygienische Abstimmung einer ambulanten Behandlung, beispielsweise einer Endoskopie, genauso dazu, wie die fachkundige Begleitung im Operationssaal. Aber auch die hygienische Überprüfung von Geräten, raumtechnischen Anlagen, Bauten und vielem mehr fällt in den Aufgabenbereich der Krankenhaushygiene. Ergänzend kommen regelmäßige Mitarbeiter- und auch externe Schulungen hinzu sowie die Kommunikation und Zusammenarbeit mit Behörden, wie dem Gesundheitsamt oder RKI.
Von Basishygiene bis Pandemieplan