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Zu Besuch auf Intensiv: Ein Roboter zeigt, was er kann

Ein besonderer Praktikant ist auf der Intensivstation angekommen und möchte die Pflegekräfte entlasten. Er spricht nicht, macht kein Geräusch, kommt auf Rollen daher, hat so etwas Ähnliches wie Arme, aber scheint sehr schlau und stark zu sein: Es ist ein Roboter, der sich als Assistent in der Intensivpflege anbietet. Er entspricht auf den ersten Blick nicht dem Stereotyp eines Roboters in unseren Köpfen. Robotik in der Pflege ist nicht mehr nur ein Zukunftsthema, sondern die ersten Modelle sind bereits im Krankenhausalltag angekommen. Diese Entwicklung gilt es näher zu prüfen. Wir haben den Helfer einen Tag lang begleitet.
26. Oktober 2020

Sein Spezialgebiet ist die Frühmobilisierung von Intensiv-Patienten mithilfe einer Gangtherapie. Frühmobilisierung nennt man die Bewegungstherapie auf der Intensivstation und wird bereits täglich von Pflegekräften und Physiotherapeuten umgesetzt, damit auch komatöse oder schwerverletzte Patienten unter Beatmung gefördert werden.

Dem Roboter wurde die Aufgabe zugeteilt, zwei Patienten jeweils zwei Mal am Tag zu therapieren. Heute ist er Intensivschwester Anna* zugeteilt. Der erste Durchgang findet um 10 Uhr morgens statt. Schwester Anna fährt den Roboter an das Patientenbett heran und verbindet ihn durch einige Handgriffe mit dem zugehörigen Patientenbett.

Robotik in der Pflege, Helios Klinikum Berlin-Buch

Die Patientin wird mit einigen Gurten gesichert und die Füße mit Fußstützen verbunden, die an Fahrradpedalen erinnern.  Die Greifarme verbinden sich quasi per Fingertipp mit den Sicherheitsgurten. Zudem hat Schwester Anna ein Bedienelement in der Hand, bei dem natürlich auch ein Notfallknopf nicht fehlt. Nun wird das Bett vertikal aufgerichtet, heute bis ca. 50 Prozent.

Bei Bewusstsein würde die Patientin Druck unter den Füßen verspüren und eine Gehbewegung wird simuliert. Nach 10 Minuten wird pausiert. Ein Durchgang kann bis 20 Minuten dauern und eine vertikale Aufstellung von bis zu 70 Prozent ermöglicht werden.

Jetzt ist erstmal Pause für unsere Patientin. Um 15 Uhr geht es dann weiter mit dem zweiten Übungsdurchgang. Ohne den Praktikanten hätte Anna die Patientin mit ein oder zwei Kolleginnen oder Kollegen mobilisiert. Bei diesem Durchgang war sie allein und hatte abgesehen von dem Bedienelement die Hände frei.

Ein technischer Helfer wie der Roboter-Praktikant hat also das Potenzial die körperliche Belastung von Pflegekräften zu verringern und das Verletzungsrisiko zu minimieren. Die Robotik soll jedoch keine Menschen ersetzen, es geht um die Entlastung in der Pflege. Neben der physischen Erleichterung wird der Therapieverlauf natürlich digital dokumentiert und passt sich an die Fähigkeiten und Fortschritte des jeweiligen Patienten an.

Die Roboter-Testphase in unserem Klinikum hat unter den Kolleginnen und Kollegen für viel Aufmerksamkeit gesorgt.

 „Unser Ziel ist immer die bestmögliche Behandlung für unsere Patienten anzubieten. Digitale Prozesse kommen bereits jetzt immer dort zum Einsatz, wo wir die medizinische Qualität verbessern können, “ so Lehmann.

Nach zwei Wochen ist das Kurz-Praktikum vorbei. Die Zusammenarbeit war sicherlich erstmal gewöhnungsbedürftig, eine ganz besondere Erfahrung mit neuen Erkenntnissen. Aber das bringen neue Talente mit Veränderungspotential so mit sich.

*Name von der Redaktion geändert