Nahezu zehn Prozent der Menschen über 70 Jahre entwickeln im Laufe ihres Lebens eine Herzschwäche, auch Herzinsuffizienz genannt. Im Rahmen der Herzinsuffizienz kommt es regelmäßig zu einer Vergrößerung der Herzkammern, die wiederum zu einem Auseinanderdriften der Herzklappensegel führt. Die Folge dieser Umbauvorgänge im Herzen ist eine Undichtheit der Mitralklappe (eine der vier Herzklappen). Eine undichte Mitralklappe führt nicht nur zu einer verminderten Belastbarkeit und Luftnot des Patienten, sondern ist auch prognostisch ungünstig für ihn. Mit jeder Herzaktion wird ein Teil des Blutvolumens durch die undichte Mitralklappe in die Lungenstrombahn zurückgestaut. Betroffene Patienten neigen daher zur Kurzatmigkeit.
Da in der Vergangenheit bis zu 50 Prozent der Patienten mit einer Herzinsuffizienz aufgrund ihrer Begleiterkrankungen herzchirurgisch nicht versorgt werden konnten, wurden neue minimalinvasive Verfahren, wie das „Carillon® System“ entwickelt. „Ganz ohne Eröffnung des Bruskorbs wird eine Nitinolspange in die große Herzvene eingesetzt, um eine Raffung des Mitralklappenrings zu erreichen. Durch die Raffung werden die Herzklappenränder wieder näher aneinander geführt, so dass die Undichtigkeit der Herzklappe reduziert wird“, erläutert Chefarzt Dr. med. Udo Zacharzowsky. „Neuere wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass mit diesem Verfahren nicht nur die Funktion der Mitralklappe verbessert wird, sondern auch die Vergrößerung der Herzkammern aufgehalten oder gar vermindert werden kann“, fügt er hinzu.
Der Eingriff erfolgt unter Vollnarkose. Direkt im Anschluss wacht der Patient im Herzkatheterlabor auf und erhält einen Druckverband an Leiste oder Handgelenk. Die weitere Überwachung erfolgt für etwa eine Nacht auf der Intensivstation. Vor der Entlassung wird der Effekt auf die Mitralklappeninsuffizienz mittels Herzultraschall überprüft. Die weiteren Kontrollen können dann ambulant beim Kardiologen erfolgen. Eine dauerhafte Blutverdünnung ist nicht erforderlich.
Die zwei Patienten, die im Bad Saarower Klinikum erfolgreich mit dem „Carillon® System“ behandelt wurden, litten an einer schweren Herzklappenschwäche (Mitralklappeninsuffizienz). Nach den Eingriffen kam es bei den Patienten bereits zu einer messbaren Raffung des Klappenrings. „Die von uns gesetzten Nitinolspangen werden in den folgenden sechs bis zwölf Monaten zu einer weiteren Reduktion der Mitralklappeninsuffizienz führen, so dass sich die Lebensqualität der behandelten Patienten langfristig deutlich verbessern wird“, erklärt Dr. med. Matthias Reimann, Leitender Oberarzt der Kardiologie.
Helios Klinikum Bad Saarow
Klinik für Kardiologie
Chefärzte:
Dr. med. Udo Zacharzowsky
Prof. Dr. med. Cemil Özcelik
T (033631) 7-3140
Pieskower Straße 33, 15526 Bad Saarow
Ein interdisziplinäres Team freut sich über den Behandlungserfolg - v. l. Ramon Götze, Anästhesiepfleger; Dr. med. Udo Zacharzowsky, Chefarzt Klinik für Kardiologie; Cindy Seiler, Schwester Herzkatheterlabor; Dr. med. Stefan Wirtz, Chefarzt Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin und Schmerztherapie; Ines Thiel, Leitung Herzkatheterlabor; Dr. med. Matthias Reimann, Leitender Oberarzt Klinik für Kardiologie; Denise Makowski, Regional Manger@Clinical Secialist (Fotocredit: Helios Klinikum Bad Saarow)